Neues Kulturzentrum im Mirker Bahnhof setzt Utopien aufs Gleis
Projekt Clownfisch füllt Bahnhofs-Räume mit neuem Leben.
Mirke. Bahnhöfe besitzen Symbolgehalt, der von Aufbruch bis Abschied allerlei Schattierungen enthält. Den Abschied hat der Bahnhof Mirke längst hinter sich, jetzt steht dem vernachlässigten Gebäude ein neuer, gänzlich unerwarteter Aufbruch ins Haus. Was geplant ist, stellte das Team um das Kultur- und Kreativprojekt Clownfisch jetzt unter dem Stichwort „Utopiastadt“ vor.
Würden nicht Stadtsparkasse, Wirtschaftsförderung und Bergische Entwicklungsagentur das Projekt unterstützen, dann fiele das Vertrauen in die Sache womöglich gering aus — zumal das Team sich hinter nebulösem Vokabular verschanzt. „Utopiastadt ist die Verortung eines Netzwerkes“, heißt es da. Weiter gehe es um „die Bildung eines Nukleus für die Kreativbranche und die kollektive Auseinandersetzung und Nutzung kreativen Potenzials für Themen wie energieautarke Stadt oder Stadtentwicklung im Kontext von Strukturwandel“.
Klarer wurde die Angelegenheit erst unter der prächtigen Holzdecke, die den Empfangssaal des Mirker Bahnhofs überspannt. Dort soll die wertvolle Architektur saniert und mit neuem Leben gefüllt werden. Anfangs will das Clownfisch-Team nur 400 Quadratmeter nutzen. Nach einer Zeit der Amortisierung und mit Mitteln der Städtebauförderung NRW soll aber das gesamte Gebäude mit einer Fläche von 1000 Quadratmetern saniert und belegt werden.
Geradezu feudal sind die hohen Räume in der ersten Etage, in denen einst der Bahnhofsvorsteher wohnte. Dort hat der Künstler Gregor Eisenmann bereits ein Zimmer als Atelier eingerichtet. Einen externen Arbeitsplatz zu haben und sich dort mit kreativen Köpfen anderer Sparten austauschen zu können, erscheint ihm attraktiver, als sich weiterhin daheim und allein zu mühen.
Dem Clownfisch-Team ist es allerdings wichtig, die Dinge nicht so simpel zu formulieren. Die „Utopiastadt“ im Bahnhof sehen die jungen Leute als einen Ort, „der den Kulturschaffenden und Kreativen die verlorenen Freiheiten für ihre eigenen Utopien zurückgibt“. Gleichwohl besteht deren Keimzelle aus den üblichen Bausteinen: Büros, Ateliers, Proberäume, Gastronomie. In diesem „kulturellen Hotspot“ soll man auch tageweise Arbeitsraum mieten können. So können auch auswärtige Besucher einen Platz im Netzwerk der Kreativen finden.