Neustart für die Schlecker-Frauen
Die Arbeitsagentur gibt den ehemaligen Mitarbeiterinnen Bewerbungstrainings.
Wuppertal. Am Ende ging alles ebenso schnell wie unerwartet. Als Ulrike Roschinsky am vergangenen Freitag nach Hause kommt, liegt die Kündigung ihres Arbeitgebers Schlecker im Briefkasten. 27 Jahre hat sie als Verkäuferin für den Konzern gearbeitet, zuletzt in der Filiale an der Kaiserstraße in Vohwinkel. Eigentlich stand sie nicht auf der Kündigungsliste. Mit einer mündlichen Zusage auf Weiterbeschäftigung hatte sie schon eine Woche in einer neuen Zweigstelle gearbeitet. „Es war ein Schock für mich. Ich habe da gerne gearbeitet“, sagt die 54-Jährige. Bei Schlecker wollte sie in Rente gehen.
Bislang haben sich 48 Frauen von Schlecker bei der Wuppertaler Arbeitsagentur gemeldet. Die versucht jetzt, die ehemaligen Verkäuferinnen mit Bewerbungstrainings fit für den Arbeitsmarkt zu machen. „Viele mussten sich seit Jahren nicht mehr bewerben und wissen daher nicht, wie eine professionelle Bewerbung heute aussieht“, sagt Werner Schneider von der Arbeitsagentur.
Neun Frauen sind am Gründonnerstag in den Tagungsraum des Beruf-Informations-Zentrums (BIZ) gekommen, um sich von Benjamin Begic schulen zu lassen. „Du auch hier?“ Viele der Schlecker-Mitarbeiterinnen kennen sich. Die Stimmung der Frauen ist geprägt von Unsicherheit und Zynismus. „Vielleicht haben die ja einen Job für uns“, sagt die eine. „Mit Sicherheit“, erwidert eine andere ironisch.
Für Benjamin Begic ist die Situation nicht neu. Er leitet bereits das dritte Bewerbungstraining für Schlecker-Angestellte und gibt Tipps zur Bewerbung und den Hilfsangeboten im BIZ. „Sie müssen bei Null anfangen“, sagt er den Schlecker-Frauen. Denn viele kamen recht unkompliziert an ihre letzte Stelle. „Ich musste einfach eine Zeitungsannonce ausfüllen und bekam ein Vorstellungsgespräch“, sagt Petra Roick, die elf Jahre für Schlecker gearbeitet hat. Im Internet hat sie sich schon nach Stellen umgeschaut und lässt sich bei der Bewerbung von ihren Kindern helfen. „Ich bin zuversichtlich, dass ich einen neuen Job finden werde. Mit einer anderen Einstellung könnte ich da auch nicht reingehen“, sagt die 50-Jährige.
Manche haben es nicht so leicht wie Petra Roick, weil sie keinen Computer besitzen oder sich nie mit Textverarbeitungsprogrammen beschäftigt haben. Andere haben ihre Zeugnisse beim Umzug verloren, oder den Abschluss im Ausland gemacht. „Es ist alles Neuland und nicht einfach, aber ich werde es schaffen“, sagt Ulrike Roschinsky.