Schule und Bildung Nicht genug Platz: Förderkinder sollen auf Wuppertaler Regelschulen gehen
Wuppertal · Schule am Nordpark kann nicht alle Kinder mit geistiger Behinderung aufnehmen.
In der aktuellen Diskussion über fehlenden Schulraum lenkt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den Blick auf die Auswirkungen für Förderschüler: Mindestens 20 Kinder mit geistiger Behinderung können nicht, wie von ihren Eltern gewünscht, die Schule am Nordpark besuchen. Sie müssen stattdessen Regelschulen des gemeinsamen Lernens besuchen. Die GEW spricht von einer „unhaltbaren Situation“ und fordert Sofortmaßnahmen.
Die GEW blickt dabei einerseits auf die Kinder, die besonders schutzbedürftig seien. Andererseits auf die Grundschulen, die diese Kinder jetzt aufnehmen. An diesen fehlten Ressourcen für die Inklusion: Die Eingangsklassen hätten 28 bis 30 Kinder, Sonderpädagogen stünden nur stundenweise oder gar nicht zur Verfügung, einige der Grundschulen seien bereits mit Sozialindex 9 eingestuft. „Wie sollen die Schulen allen Kindern gereicht werden?“, heißt es in der Pressemitteilung.
Dezernent Matthias Nocke, für eine Übergangszeit auch Schuldezernent, bestätigt, dass wegen der hohen Schülerzahlen einige Schülerinnen und Schüler „umgelenkt“ werden müssen. Er versichert aber, das geschehe „nicht aufs Geratewohl, sondern nach bestimmten Kriterien. Wir bemühen uns, die Schüler bestmöglich zu versorgen.“
Die Überlastung der Schule am Nordpark, der einzigen staatlichen Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung in Wuppertal, ist schon länger bekannt. Immer wieder klagen Eltern darüber, dass wegen fehlender Lehrkräfte Unterricht ausfällt. Gleichzeitig wächst seit Jahren die Schülerzahl.
Vor drei Jahren machte die damalige Schulleiterin Marianne Kuhlmann im Schulausschuss auf die beengte Raumsituation aufmerksam: „Wir nutzen inzwischen fast jeden Raum als Klassenraum, wir haben keine Besenkammer mehr.“ Damals besuchten 323 Kinder die Schule. Inzwischen sind es 387.
Die Gründung einer weiteren Schule ist im Gespräch
Schon damals hoffte Marianne Kuhlmann auf zusätzliche Räume auf der Hardt, dem derzeitigen Übergangsquartier für das Johannes-Rau-Gymnasium. Schuldezernent Matthias Nocke bestätigt: „Es ist vom Rat so festgelegt, dass die Schule am Nordpark auf die Hardt zieht.“ Weil sich aber der Aufbau dieses Übergangsquartiers verzögerte, wird es dauern, bis dort Platz für eine Förderschule ist: Erst 2028 soll das Gymnasium in sein dann saniertes Stammquartier zurückkehren.
Die GEW fordert: „Die Gründung einer zweiten Schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung ist unabdingbar, muss sofort in Angriff genommen und darf nicht weiter verschleppt werden.“ Im Gespräch ist bereits, dass die Schule am Nordpark nicht umzieht, sondern eine zweite Schule gegründet wird. Nocke erklärt, es biete sich an, neben dem Standort auf der Hardt den alten Standort am Nordpark zu behalten und zu entwickeln, auch wegen der Nachbarschaft der LVR-Schule und einer Inklusionskita.
Die GEW fordert außerdem, die Schülerzahl in Klassen, die Kinder mit Förderbedarf aufnehmen, auf maximal 25 Kinder zu begrenzen, an mehr Grundschulen Kinder mit Förderbedarf aufzunehmen und mehr Anstrengungen, um zusätzliche Inklusionshelfer anzustellen: „Keine Integrationsklasse ohne ausreichendes Unterstützungspersonal.“
Die SPD hat gerade im Schulausschuss beantragt, mehr über das Genehmigungsverfahren für Inklusionskräfte in Schulen und Kindertagesstätten zu erfahren. „Inklusionsassistenten beziehungsweise Inklusionskräfte sorgen durch eine Eins-zu-Eins-Begleitung im Schulalltag dafür, dass die Nachteile ausgeglichen werden, die Kinder mit körperlichen oder geistigen Behinderungen im Regelunterricht erfahren, und ermöglichen ihnen so eine Teilhabe am Schulleben insgesamt“, heißt es in dem Antrag. Die Verwaltung hat zugesagt, in einer der nächsten Sitzungen darüber zu informieren.
Matthias Nocke weist darauf hin, dass es insgesamt einer neuen Schulentwicklungsplanung bedürfe. Der Rat habe bereits Mittel für eine Planung in Zusammenarbeit mit der Universität zur Verfügung gestellt. Und stellt klar: „Unser Raumsystem ist voll. Uns hilft nur neuer Schulraum.“