Verkehrsplanung Noch viel Luft auf dem Weg zur Fahrradstadt Wuppertal

Wuppertal · Die Stadt hat ein Radverkehrskonzept, das aber an vielen Stellen noch umgesetzt werden muss.

Hier endet der Radweg an der B 7 in Oberbarmen, kurz dahinter verunglückte kürzlich ein Fahrradfahrer tödlich.

Foto: Hiege

Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundliche Städte NRW hat sich die Stadt Wuppertal verpflichtet, den Rad- und Fußgängerverkehr zu fördern. Die entsprechenden Schilder prangen an der B 7 sowohl in Langerfeld im Osten als auch in Vohwinkel im Westen an Stellen, die auf der Talachse nicht als fahrradfreundlich zu bezeichnen sind. Radwege sind dort im neuen Radverkehrskonzept zwar geplant, aber noch Fehlanzeige. Das gilt an vielen Stellen in Wuppertal und gerade auch auf der B 7, wo straßenbegleitende Radwegabschnitte mehrfach auf der Fahrbahn enden.

Das könnte dazu beigetragen haben, dass es am 1. Oktober auf der Berliner Straße in Höhe Rauentaler Bergstraße zu einem tödlichen Unfall gekommen war. Kurz vorher endet die Radspur. Die genauen Umstände des Unfalls, bei dem ein 47-Jahre alter Familienvater von einem LKW berührt und dann überrollt worden war, werden noch untersucht. Klar ist, dass die rechte Fahrspur hinter der Ampel zu eng für Rad und Auto nebeneinander ist.

Der Stadtbetrieb Straßen und Verkehr hat für den Bereich zwischen Rauentaler Bergstraße und Schwarzbach in Richtung Westen auch bereits eine Vorplanung für die Radachse 6 des Radverkehrskonzepts vorgelegt. Der Verkehrsausschuss hat noch vor der Sommerpause den Grundsatzbeschluss gefasst, auf dieser Basis eine Feinplanung zu erstellen. Vorgeschlagen wird als Lösung in Fahrrichtung Westen, den Grünstreifen in der Straßenmitte zu verschlanken und dadurch rechts Platz für einen Radweg zu schaffen.

Mit einer Zunahme des Radverkehrs auch in Wuppertal - nicht zuletzt durch die Nordbahntrasse - ist in Zukunft eine Unfallhäufung zu erwarten, falls für Fahrradfahrer nicht mehr Raum geschaffen wird. „Der ist grundsätzlich ja da“, findet Frank ter Veld, Verkehrsexperte der Wuppertaler Grünen. Wie so viele Städte ist auch in Wuppertal nach dem zweiten Weltkrieg vor allem für den Autoverkehr großzügig geplant worden. Wie groß der Anteil des Radverkehrs inzwischen geworden ist - bei der letzten Verkehrszählung 2011 waren es 1,5 Prozent -, dazu sollen demnächst aktuelle Zahlen vorliegen.

Grundsätzlich sind gerade in der aktuellen Corona-Situation auch genügend Zuschüsse da, um die Radverkehrsplanung voranzutreiben, findet Tim Holthaus, der an der Bergischen Universität im Fachzentrum Verkehr zu Güterverkehr und Tranportlogistik forscht. Die Ergebnisse sollen auch dazu dienen, die Stadt bei der Umsetzung des Radverkehrskonzepts zu beraten. Der Draht zum Ressort Verkehr sei gut. Ein Problem sieht Holthaus allerdings darin, „dass entweder Budget da ist, aber kein Personal, um Maßnahmen umzusetzen, oder umgekehrt.“

Dass das Radverkehrskonzept mit der Planung von Radachsen in die richtige Richtung zeige, leitet er auch aus den ersten Ergebnissen der App „Simra“ ab, in der Radfahrer ihre Fahrten markieren und dazu Anmerkungen machen können. Rund 100 Radfahrer hätten sie in Wuppertal bereits installiert und seit Februar rund 1700 Einträge gemacht. Gut genutzt werde etwa die B 7-Umfahrung über die Hünefeldstraße, deutlich werde aber, dass es in Richtung Westen im Bereich Hofkamp häufiger zu Vorfällen komme. Häufigste Beschwerdegründe generell: Autos halten beim Überholen den Abstand nicht ein oder auf den Radwegen tauchen Hindernisse wie parkende Fahrzeuge oder Baustellen auf.

Das Problem mit parkenden Autos kann Andreas Schmale bestätigen. Der Bäcker pendelt das ganze Jahr über per Fahrrad aus Vohwinkel über die Kaiserstraße nach Hammerstein. „Kein Problem für mich, aber auf der Kaiserstraße passe ich besonders auf, dass ich keine Autotür abbekomme, die plötzlich geöffnet wird. Weiter, hinter Sonnborn auf dem Radweg macht es richtig Spaß.“ Der Weg zur Fahrradstadt 2025, den die Stadt anpeilt, ist noch ein weiter.