Verkehrswende Ölberg geht die Verkehrswende an
Ölberg. · Initiative eröffnet Mobilstation am Schusterplatz. Projekt gilt als Vorbild.
Als Thomas Weyland von der Initiative Mobiler Ölberg mit seiner Begrüßungsrede beginnt, setzt lautes Gehupe ein. Ob der Lärm eher als Zustimmung oder Ablehnung für die neue Mobilstation am Schusterplatz zu werten ist, bleibt an diesem Dienstagnachmittag unklar. Immerhin aber ist das laute Hupen ein beredtes Symbol für die schwierige und angespannte Verkehrssituation im Quartier. Der Linienbus komme angesichts der vielen geparkten Autos kaum noch durch, betont Weyland. Allein dieses Problem mache deutlich, wie wichtig eine Verkehrswende auf dem Ölberg und darüber hinaus sei.
0,35 Prozent der Parkfläche sind weggefallen
Die neue Quartier-Mobilstation soll da Zeichen setzen und als „Blaupause“ für weitere Projekte zur Verkehrsentwicklung in der Stadt dienen. Zudem weist die Eröffnung der Station über die kommunalen Grenzen hinaus: Darauf macht Dirk Günnewig vom NRW-Verkehrsministerium aufmerksam. Es handle sich bei dem Projekt auf dem Ölberg um die „erste Mobilstation, die in einem Quartier in Nordrhein-Westfalen realisiert“ wurde, sagt der Leiter der Abteilung für Grundsatzangelegenheiten der Mobilität, Digitalisierung und Vernetzung im Ministerium. Sie sei ein positives Beispiel für bürgerschaftliches Engagement und Unterstützung durch die Stadt. „Im Quartier beginnt die Mobilität“, erklärt Günnewig. Das Land unterstütze das Projekt und weise die Mobilstation am Schusterplatz deshalb mit dem Logo „mobil.nrw“ aus.
Mittelpunkt ist eine kreisrunde Fahrradgarage, in der zwölf Räder aufgehängt und verschlossen werden können. Zudem gibt es neben der Garage noch sechs Fahrradbügel für weitere Räder. Eine Cambio-Carsharing-Station mit zwei Stellplätzen gehört ebenfalls zu dem Areal, ebenso zwei Plätze für Taxis. In der Nähe halten die Linienbusse an den Stationen Lutherstift und Otto-Böhne-Platz. Auf einer in grau gehaltenen Stele weisen orange Pfeile und Piktogramme auf die Mobilitätsangebote hin, zudem gibt es auf dem Pflaster orangefarbene Markierungen.
Auch Oberbürgermeister Andreas Mucke ist bei der Eröffnung vertreten – vorbildlich und CO2-neutral ist er mit dem Fahrrad gekommen. „Auch heute ist der Ölberg wieder Trendsetter“, sagt er. Die Mobilstation im Quartier sei ein Beispiel dafür, „wie man die Verkehrswende umsetzen kann“. Das Projekt sei vorbildlich – nun gehe es darum, ähnliches in anderen Stadtteilen zu realisieren.
Dass das nicht ohne Verlusterfahrungen über die Bühne gehen kann, weiß der OB – und verschweigt es gar nicht erst. Wenn man eine Verkehrswende erreichen wolle, müsse man den Pkw „Raum wegnehmen“. Wobei sich das „Wegnehmen“ bei der Mobilstation am Schusterplatz nach Angaben von Weyland durchaus im Rahmen hielt. So seien lediglich sechs Parkplätze für die Mobilstation umgewidmet worden. Das sei angesichts einer Gesamtfläche von mehr als 20 000 Quadratmetern für Parkplätze auf dem Ölberg eine übersichtliche Zahl von 0,35 Prozent.
Finanziert wurde die Mobilstation von mehreren Geldgebern. Die Fahrradgarage kostete rund 20 000 Euro, die Kosten teilten sich die Initiative Mobiler Ölberg, Stadtverwaltung und Bezirksvertretung. Die Kosten für Fahrradbügel, Info-Stele oder Markierungen lagen bei etwa 9000 Euro und wurden von der Stadt übernommen. Mittlerweile bezuschusst auch das Land solche Projekte mit einem Anteil von 80 Prozent.
Das hören die Verkehrsplaner in Wuppertal mit Interesse, denken sie doch schon über den Ölberg hinaus. Das macht auch Oscar Reutter, Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut deutlich. Die Mobilstation am Schusterplatz sei ein „ermutigendes Signal“ für die Verkehrswende, der nun in Wuppertal möglichst noch 99 weitere Standorte folgen sollten. Reutter spart zudem nicht mit Superlativen. Das jetzt fertiggestellte Projekt sei „das Beste, was bundesweit auf dem Markt“ ist. Zwar gebe es ähnliche Vorhaben schon in einigen anderen Städten. Dort sei die Initiative zur Einrichtung einer solchen Mobilstation jedoch von den Stadtverwaltungen verordnet worden. Am Ölberg sei die Initiative jedoch von unten aus dem Quartier gekommen.