Offen gesagt Dritte Wahl für Wuppertal
Meinung · In diesen Tagen ist nicht viel los in Wuppertals Zentrum der Macht. Wer die Stadtspitze sucht, wird in den Gerichtssälen der Republik fündig. Dieser völlig falsche Eindruck könnte jedenfalls entstehen.
Vor ein paar Wochen war es die entlassene Intendantin des Tanztheaters, die in erster Instanz erfolgreich gegen ihre Kündigung klagte. Am Freitag versuchte der glücklose ehemalige Beigeordnete für Bürgerbeteiligung seine Wiedereinsetzung zu erreichen. Das sind schon aufregende Zeiten in der Personalabteilung der Stadt. Und als wenn das noch nicht reichte, müssen kurzfristig auch gewichtige Positionen im Verwaltungsvorstand und bei den Stadtwerken besetzt werden. Gesucht sind ein Dezernent und der Vorstandschef der größten städtischen Tochtergesellschaft. Das gibt angesichts zuletzt regelmäßiger Gerichtstermine Anlass zu größtem Pessimismus.
Und es gibt Anlass, die Auswahlverfahren zu überdenken. Es kann schließlich kein Zufall sein, dass Wuppertal im Bestellen seines Spitzenpersonals in der jüngeren Vergangenheit so oft so weit daneben gegriffen hat. Freilich kann kein Mensch dem anderen hinter die Stirn schauen. Wer immer sich beruflich neu an jemanden bindet, der kauft ein bisschen die Katze im Sack. Das geht auch in Wuppertal in aller Regel gut. Denn abgesehen von Verwaltungsvorstand und von manchen eklatant unterbesetzten Behörden wie etwa dem Einwohnermeldeamt funktioniert diese Stadt genauso wie die meisten anderen Städte. Aber sobald es ans Spitzenpersonal geht, war die Erfolgsquote zuletzt hoffnungslos schlecht. Das schadet den Abläufen in den betroffenen Behörden und Tochtergesellschaften und es kostet den Steuerzahler reichlich Geld.
Nun ist den Akteuren ohne weiteres zu unterstellen, dass sie nicht absichtlich die falschen Leute aussuchen. Aber ganz zufällig kommen die Personalauswahl-Niederlagen auch nicht zustande. Ein Problem ist, dass entweder Amateure nach Profis suchen, oder das Kriterien wie Parteizugehörigkeit eine Rolle spielen oder beides. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Dieser Hinweis ist aktuell auch deshalb wichtig, weil ein Dezernent oder eine Dezernentin und ein Stadtwerkechef respektive -chefin gesucht werden. Da SPD und CDU im Wuppertaler Rathaus nicht mehr zusammenarbeiten, ist die Gefahr noch größer geworden, dass die wichtigen Positionen nach heftigem Parteiengeschacher besetzt werden. Das birgt das Risiko, dass die Verwaltungsspitze in absehbarer Zeit wieder mehr in Gerichtssälen sitzt als am Schreibtisch, wo noch andere wichtige Dinge dringend auf Erledigung warten.
Vielleicht kommt es aber auch ganz anders. Die jüngere Geschichte Wuppertals sollte inzwischen jeden gelehrt haben, dass Personalbeschaffung, neudeutsch: Recruitment, etwas für Experten ist. Der Bedarf an Fachkräften ist allerorten so groß, dass stets das Risiko besteht, dass doch wieder ein Drittbester eingestellt wird, nur weil er zufälligerweise das richtige Parteibuch hat.
Also kann die Konsequenz eigentlich nur sein, dass Wuppertal vorher in die Tasche greift und mit der Suche nach Spitzenpersonal Spitzenpersonalsucher beauftragt. Ja, die sind teuer. Aber es ist besser, das Geld für eine gute Auswahl auszugeben, als dafür, dass schlechte Auswahl den Betrieb vorzeitig verlässt und auch noch jahrelang einen erklecklichen Teil seines üppigen Salärs beziehungsweise eine stattliche Abfindung kassiert. Aus Schaden klug zu werden, ist in erster Linie kein Eingeständnis von Fehlern, sondern der Beweis dafür, dass es einen Lernprozess gegeben hat. Das ist nicht nur sinnvoll, es macht auch noch sympathisch. Und es ist auf jeden Fall besser als schon wieder dritte Wahl für Wuppertal.