Wuppertal Ohne Talstation keine Seilbahn
Am 10. Juli stimmt der Rat über das Seilbahn-Projekt ab. Das Grundstück für die Talstation gehört der Bahn. Vom Erwerb hängt das Projekt ab.
Wuppertal. Die Seilbahnpläne hängen durch — so titelte die WZ, nachdem der Grundsatzbeschluss für den Bau einer Seilbahn von der Tagesordnung des Stadtrats am 15. Mai gestrichen wurde. Am 10. Juli ist es soweit — dann könnte mit der Mehrheit des Rates das 82,7 Millionen Euro teure Seilbahnprojekt auf den Weg gebracht werden. Einen Haken hat die Sache allerdings, denn die Wuppertaler Stadtwerke als Planer und Bauherr sind nicht im Besitz des Geländes am Hauptbahnhof, der als einziger Standort für die Talstation infrage kommt.
„Stellt uns die Bahn das gewünschte Gelände, auf dem derzeit das zentrale Fundbüro der Bahn untergebracht ist, nicht zur Verfügung, dann wird es keine Seilbahn geben“, sagt Andreas Feicht, Vorsitzender der Geschäftsführung der WSW, im Gespräch mit der WZ (das ausführliche Interview mit dem WSW-Vorstand lesen Sie auf der folgenden Seite). Feicht ist zuversichtlich, dass die WSW mit der Bahn zu einer Einigung kommen. Die Bahn hingegen erwarte ihrerseits einen Ratsbeschluss, der die Ernsthaftigkeit dokumentiert, mit der die Stadt die ehrgeizigen und nicht unumstrittenen Seilbahn-Pläne verfolgt.
Hier beißt sich die Katze allerdings in den Schwanz, denn in ein kostenaufwendiges Planfeststellungsverfahren will die Stadt vor der Klärung der entscheidenden Grundstücksfrage nicht einsteigen. Das sehen offensichtlich auch SPD und CDU so, die als Große Kooperation im Rat die Mehrheit haben. Eine Lösung könnte ein Ratsbeschluss unter Vorbehalt sein. Dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens für die Seilbahn würde der Rat demnach erst dann zustimmen, wenn das Gelände für die Talstation zur Verfügung steht.
Fast alle Ratsfraktionen hatten vor der Sitzung im Mai Informations- und Erklärungsbedarf bei den WSW angemeldet. Schließlich gibt der Rat mit einem Ratsbeschluss das Projekt in die Hände der Stadtwerke. Ein späterer Durchführungsbeschluss im Rat ist nicht vorgesehen, da die städtische Tochter WSW dann als alleiniger Bauherr tätig ist. Es gab und gibt offensichtlich so viele offene Fragen, dass der Abstimmungsprozess innerhalb der Fraktionen von SPD und CDU nicht abgeschlossen ist.
„Wir haben unsere Beratungen noch nicht beendet. Es gibt noch eine Reihe von Fragen, die uns von den WSW beantwortet werden müssen. Dann werden wir uns mit unserem Kooperationspartner CDU kurzschließen“, sagt Klaus Jürgen Reese, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat. Ähnlich ist die Aussage des CDU-Fraktionsvorsitzenden Michael Müller zu werten, der darauf hinweist, dass noch kein gemeinsamer Beschluss von SPD und CDU zum Seilbahnprojekt gefasst worden sei.
Konstanten Gegenwind für die Seilbahn gibt es von dem Verein „Seilbahnfreies Wuppertal“. Die Seilbahngegner zweifeln die Aussagekraft der drei vorliegenden Gutachten zur Effektivität dieses Verkehrsmittels in Wuppertal an und kritisieren unter anderem die Kosten sowie eine geplante Ausdünnung des Busnetzes.
Der Stadtmarketingverein „Wuppertal aktiv“ spricht sich dagegen für die Seilbahn aus: „Wir sehen eine herausragende Chance der Attraktivitätssteigerung unserer Stadt. Der Bau der Seilbahn ist ein deutliches Zeichen der Innovationskraft und des Mutes Wuppertals und unterstreicht den spürbaren Aufbruch in unserer Stadt“, heißt es in einer Erklärung zum Projekt. “ S. 16