Ohnmächtiger Kampf gegen die Kunst-Beschmierer
Kunst im öffentlichen Raum hat es schwer und wird gerne beschmutzt. Die Täter werden nur selten ermittelt.
Wenn die Tage länger und wärmer werden, die Menschen sich mehr draußen aufhalten, fallen sie wieder ins Auge: Beschmierte Skulpturen, Denkmäler und Gebäudewände, die nicht nur hässlich anzusehen sind, sondern auch vom ungesetzlichen Tun meist unbekannt bleibender Schmierfinken zeugen. Systematische Erfassung Fehlanzeige, wer was sieht, gibt es weiter. „Mir macht das schon Sorge, das ist nicht gerade animierend, für Kunst im öffentlichen Raum einzutreten, Mäzene dafür zu gewinnen“, sagt Wuppertals Kulturdezernent Matthias Nocke. Auf der Suche nach einer Lösung will er andere Städte fragen, wie sie mit dem Thema umgehen, das ja kein Wuppertaler Spezifikum sei.
Carmen Klement betreut als langjährige wissenschaftliche Mitarbeitern des Von der Heydt-Museums etliche Skulpturen im Stadtgebiet. Sie wird auch immer wieder hinzugezogen, wenn es darum geht, die Objekte von Farbe oder anderen Verunreinigungen zu befreien. Ihre Erfahrung: Vandalismusobjekte werden in Zyklen heimgesucht — nach Jahren der Ruhe ist aktuell „I’m Alive“, die silbern glänzende Skulptur auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrspuren der B 7 in Höhe der Oper in Barmen, beliebt und wurde bereits mehrfach beschmiert.
Die Stadt hat etwa 100 Denkmäler — Skulpturen und sonstige Kunstwerke — in ihrer Obhut. Sie hat laut Susanne Thiel vom Gebäudemanagement seit 2007 zur Beseitigung von Schmierereien rund 10 200 Euro aufwenden müssen. Hinzu kommen 23 Brunnen, die 6100 Euro Instandhaltungskosten verursacht haben. Die gute Nachricht: Die Zahl der bekannt gewordenen Schmierereien ist in den vergangenen drei Jahren zumindest nicht angestiegen, sondern gleich geblieben.
Die gleiche Feststellung bei den Anzeigenzahlen: Laut Polizeisprecherin Hanna Meckmann wurden 2016 545 Sachbeschädigungen an öffentlichen wie privaten Gebäuden, von der Fassade bis zur Skateranlage, vom Engelsdenkmal bis zur Kirche, durch Schmierereien angezeigt, 2017 517, 2018 sei Vergleichbares zu erwarten.
Anfang Mai kam eine Anzeige durch Klement hinzu, wegen „Vandalismus/Sachbeschädigung von „I’m Alive“. Die Skulptur ist mittlerweile wieder gesäubert, eine Antwort auf die Anzeige steht aus. Nicht unwahrscheinlich, dass das Verfahren eingestellt wird.
Schwierig gestaltet sich auch die Suche nach den Eindringlingen, die Ende April neun Arbeiten im Skulpturenpark Waldfrieden mit Bitumen beschmiert hatten. Trotz Videoüberwachung hat die Polizei bislang keine Hinweise. Überdies seien noch nicht alle Kunstwerke wieder sauber.
Die Polizei hat schlechte Karten, wenn sie keine Zeugen findet. Die Täter hinterlassen keine individuellen Spuren, handeln schnell in der Dunkelheit, „die Farben, die sie verwenden, kriegt man in der Regel überall, sie bieten also auch keinen Anhaltspunkt“, erklärt Meckmann. Nur wenn Täter auf frischer Tat ertappt werden, Zeugen sich melden, hat die Polizei eine Chance. Der Rat deshalb an die Bevölkerung, sich bei Beobachtungen von verdächtigem Verhalten zu melden: „Wir gehen jedem Hinweis gerne nach.“