Online-Workshop Interkulturelles Leben und Nachhaltigkeit sind vereinbar

Wuppertal · Burcu Eke-Schneider hat in einem Online-Workshop die Themen Nachhaltigkeit und interkulturelles Leben miteinander verknüpft. Die „Friedensarbeiterin“ berichtet der WZ von dem Ergebnis.

Burcu Eke-Schneider  betreut den „Friedensgarten“ der Alevitischen Gemeinde in Elberfeld.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wie lässt sich der interreligiöse Dialog mit nachhaltigem Handeln verknüpfen? Dieser Frage ging ein Online-Workshop nach, zu dem „Friedensarbeiterin“ Burcu Eke-Schneider Vertreter unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften und engagierte Wuppertaler eingeladen hatte.

Bevor sich die gut 20 Teilnehmer ins Gespräch vertieften, hatte Nuran David Calis das Wort. Der Regisseur, der zurzeit seine Inszenierung von Wagners „Tannhäuser“ an der Oper Wuppertal vorbereitet, sprach über den Zusammenhang von Identität und Kreativität. Das Identitätsthema hat den Sohn armenisch-jüdischer Einwanderer aus der Türkei zu eigenen Theaterstücken inspiriert. So hat er etwa in „Glaubenskämpfer“ Christen, Muslime und Juden porträtiert, Gelegenheitsbeter ebenso wie Fanatiker.

„Ich versuche, eine Achtung vor der Religion sichtbar zu machen“, sagte Calis. Kritisch sehe er allerdings den „Missbrauch der Religion“ zu politischen Zwecken. Dennoch zeigte er sich optimistisch. Bei seinen Recherchen zu „Glaubenskämpfer“ habe er Menschen kennengelernt, deren Ansichten nicht so weit voneinander entfernt seien, wie es ihnen „von außen“ zugeschrieben werde. „Es geht mir sehr um Allianzen und Kooperation“, betonte er. Schon weil es mit dem Klimawandel einen gemeinsamen, „viel größeren Gegner“ gebe.

Wie sich Nachhaltigkeit und Spiritualität ergänzen können, führte Mehtap Ciplak von der Alevitischen Gemeinde Wuppertal aus: „Unsere Philosophie ist eng mit der Natur verbunden.“ Was sich an Bergen und Flüssen ablesen lässt, die den Aleviten heilig sind, sowie an ihren Gebeten, die nicht ohne den „Gruß an die Sonne“ auskommen. Überhaupt seien Mäßigung und Selbstbeherrschung zentrale Glaubensgrundsätze, ergänzte Mehtaps Ehemann Kemal.

Ganz praktisch setzt sich der Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland (BDAJ) für den Schutz von Tier, Umwelt und Natur ein. Und seit zwei Jahren gibt es auf dem Gelände der Alevitischen Gemeinde in Elberfeld den „Friedensgarten“, der von Burcu Eke-Schneider betreut wird. Dort haben nicht nur Kräuter- und Gemüsebeete ihren Platz, sondern auch – soweit dies unter Corona-Bedingungen möglich ist – Nachbarschaftstreffen und interkulturelle Lerngruppen.

„Junge Menschen ermutigen und befähigen, sich dem Thema Klima zu widmen“ – dieses Ziel formulierte Thomas Willms von der Katholischen Jugendagentur. „Gegenwart und Zukunft Erde“ heißt die Veranstaltungsreihe, die die KJA im März startet. Treffpunkt ist das „Wohnzimmer“ in der Paradestraße, das laut Willms bei den Schülern der benachbarten „Else“ gut ankommt.

Für Maike Schmidt vom KJA-Team ergibt sich Klimaschutz aus dem göttlichen Auftrag an die Menschen, die Schöpfung zu bewahren. Das Bibelwort „Macht euch die Erde untertan“ sei zwar lange anders verstanden worden, doch in den letzten Jahren habe es einen Bewusstseinswandel gegeben. „Dazu gehört“, so Schmidt, „dass wir unser jetziges Leben überdenken.“ Zumal die Erderwärmung weniger die heutige Generation als „unsere Kinder und Enkel“ treffen werde.

Ob es „ein gutes Beispiel“ gebe für die Verbindung von Nachhaltigkeit und Kunst, fragte Moderatorin Eke-Schneider in die digitale Runde. Große Zustimmung fand die Idee, weitere urbane Gärten zu schaffen. „Das sind öffentliche Räume, wo jeder hingehen kann“, resümierte Suzan Öcal vom städtischen Ressort Zuwanderung. „Und es sind auch Orte, wo sich Kunst machen lässt.“ Auf diesem Gebiet ist schon jetzt das Projekt Planet Erde aktiv, das bei seinen Aktionen unter anderem im „Friedensgarten“ Station gemacht hat.