Herr Campione und Wegener, was reizt Sie an dem Treffen?
Songs & Arien Opernsänger Sebastian Campione trifft in Wuppertal auf Rapper Horst Wegener
Wuppertal · Zwei Musikgenerationen, zwei Musikstile – und gemeinsame Nenner. Es ist die zweite Ausgabe von „Songs & Arien“ beim Insel-Verein.
Sie leben in getrennten Musikwelten – auf den ersten Blick. Und könnten doch auf Gemeinsamkeiten stoßen – auf den zweiten Blick. Was banal klingt, könnte im Fall von Opernbass Sebastian Campione (38) und Rapper Horst Wegener (25) gleich mehrfach zutreffen: Beide haben eigene Erfahrungen in der jeweils anderen Musikwelt gemacht. Am 20. Mai bestreiten sie die zweite Ausgabe des Opernformats „Songs & Arien“ beim Insel Verein im Café Ada. Da die Reihe den Charme eines Blind Dates bewahren soll, haben wir getrennt mit ihnen gesprochen.
Horst Wegener: Ich bin ein Freund des Austauschs, außerdem arbeite ich schon länger für die Oper, so dass es konsequent ist mitzumachen. Ich komme aus einer Familie, in der Oper nicht zum Alltag gehört, hatte mit 19 Jahren mein Schlüsselerlebnis, als mich Regisseur Immo Karaman bat, bei „Sound of the City“ einen Abend zu gestalten. Ich habe dann meine Songs mit dem Opernchor gespielt. Das war unvergesslich und gibt mir noch heute vor, wie etwas klingen muss, damit ich zufrieden bin. Ich würde mir wünschen, wenn der unfassbar teure Orchesterapparat öfter für freie Künstler eingesetzt werden würde. Außerdem mache ich mit meiner Produktionsfirma Wupperwerft Öffentlichkeitsarbeit für die Oper, habe deshalb viele Trailer produziert. Die teure Hochkultur steht vor der Herausforderung und in der Verantwortung, die junge Generation mitzunehmen. Dafür müssen die Opern aufgebrochen, Livestreams und interaktive Elemente eingebaut werden.
Sebastian Campione: Ich mache gerne ungewöhnliche Projekte, Konzerte, Aufführungen, bin für alles zu haben. Es reizt mich, freier, auch in punkto Musikrichtungen zu arbeiten.
Kennen Sie einander?
Horst Wegener: Wir wissen voneinander, haben uns mal gesprochen, aber noch nicht getroffen.
Sebastian Campione: Wir kennen uns von ein, zwei Gesprächen, die meist in Kooperation mit den Wupperwerft-Videos stattfanden.
Wie bereiten Sie sich vor?
Sebastian Campione: Wie bei jedem Konzert. Ich kann mich aus meinem Repertoire bedienen. Außerdem interpretiere ich zusammen mit Michael Cook, der mich am Klavier begleitet (Studienleiter und Dirigent der Oper, Red.) und sehr einbringt, einen Hip-Hop-Song um.
Horst Wegener: Ich probe mit meinem Pianisten Niklas Nadidai einen Song von Sebastian Campione, den wir uminterpretieren. Da wir aus der Livemusik kommen, sind wir gewohnt zu improvisieren. Im Hip-Hop sind die Freestyle-Sessions tragendes Element. Außerdem sind wir ein eingespieltes Team. Und das Lied, das Sebastian und ich gemeinsam am Ende des Abends singen (Joni Mitchells „Both Sides Now“, das Torsten Krug, Gastgeber des Formats, ausgesucht hat, Red.), proben wir kurz vorher gemeinsam.
Hip-Hop und Arien haben wenig bis nichts gemein...
Horst Wegener: Musik spiegelt stets die Gesellschaft und ihre Realitäten, in der sie entstanden ist. Bei den Arien sind diese Vergangenheit, während es bei Hip-Hop um die Gegenwart geht. Darüber nachzudenken ist schon spannend.
Sebastian Campione: Ich bin mit Hip-Hop aufgewachsen, insofern wird es ein Heimspiel. Ich habe viel von der Stilistik der 1990er mitgenommen, komponiere Beats, schreibe Texte, habe selbst gebeatboxt. Für Horsts Generation bin ich natürlich eher ein Opa. Da er viel mit Samy Deluxe gearbeitet hat, der meiner Generation angehört, will ich ihn fragen, was er über unsere Generation denkt.
Was erwarten Sie von Ihrem Treffen?
Sebastian Campione: Erwartungen klingt mir zu bedeutungsschwanger. Ich hoffe, dass wir alle Spaß haben, uns an Musik-Interpretationen erfreuen und am Gespräch. Ich selbst habe zwischen den Kulturen hin und her gewechselt, zwischen Elite und Straße. Ich sehe mich als Wandler und hoffe, dass wir beide Welten verbinden, Positives bewirken: Freude, Verständigung, Information, Neugier auf mehr.
Horst Wegener: Ich freue mich auf den Abend, bin gespannt wie es ist als Vertreter der jüngeren Generation auf das eher ältere Opernpublikum zu treffen. Und ich freue mich auf den Austausch. Es ist mir wichtig, dass die Leute verstehen, was Hip-Hop ist. Um das zu vermitteln, muss ich mich mehr vorbereiten als auf ein Konzert.
Haben Sie sich das erste Treffen von „Songs & Arien“ angeschaut?
Beide: Nein. Das ging wegen Terminen nicht.