Pe Werner und das Schnitzel im Bauch

Die Sängerin trug ihren Hit ohne echte Freude vor, begeisterte aber mit neuen Stücken.

Wuppertal. Phenylethylamin blockiert das Denken, unterbindet das Hungergefühl und löst in dieser Kombination ein seltsames Gefühl aus: das Kribbeln im Bauch. Seit 1991 kennt die Nation außer dem Sinnesreiz auch das Lied dazu. Interpretin Pe Werner sang es am Sonntag bei ihrem Auftritt im Rex-Theater, aber echte Freude, wie wenn man zu viel Brausestäbchen isst, war ihr dabei nicht anzumerken. "Dieses Schnitzel im Bauch" schlug sie als Textvariante vor, nachdem sie schon 2002 in ihrem Buch "Mehr als Kribbeln im Bauch" unter der Hit-Last gestöhnt hatte.

Nun kann es weder Sorge noch Schuld des Publikums sein, wenn fast 20 Jahre lang der Nachfolge-Kracher ausbleibt. Weniger Selbstmitleid hätte deshalb nicht schaden können, zumal Pe Werner mit ihrer Konzept-CD "Im Mondrausch" zwar kein hitverdächtiges, aber ein kultiviertes Album gelungen ist. Weil sich darin alles um den Mond dreht, hing über der Rex-Bühne ein großer Ballon mit aufgedruckter Kraterlandschaft. Die Lounge- und Barmusik dazu zauberte eine wohlige Atmosphäre, zu der die Songtexte mancherlei prickelnde Kontraste setzten, etwa im "Beuteschema", wo der Mann im Mond auf seine erotische Funktionstüchtigkeit hin abgeklopft wird.

Das Lied "Vollmondgesicht" im Dialog mit dem Kontrabass räumte die letzten Zweifel aus: Pe Werner ist gereift und darf getrost aufhören, mit gescheiterten Hit-Hoffnungen zu kokettieren. Denn was an die Stelle der Ohrwürmer getreten ist, hat allemal mehr Format. Einen überraschenden Schluss setzte die Sängerin mit ihrem Mond-Medley, in dem sie nahezu parodistisch Liedfetzen ihrer Kollegen aufgriff. Es erinnerte an ihre Anfangszeit als Kabarettistin - aber auch dort ist sie bei weitem nicht so gut aufgehoben wie nun in ihrem Mondrausch.