Brauchtum Peter Nicolaus erforscht die Geschichte des Adventskalenders
Peter Nicolaus sammelt seit fast 25 Jahren Adventskalender.
Wuppertal. „Nicolaus sucht Adventskalender“ — mit diesem Text erreichten seine Anzeigen immer viele Leser. Noch größer war das Hallo, wenn sich Peter Nicolaus mit „Nicolaus“ am Telefon meldete. „Die fragen dann immer: ,Und wie heißen Sie wirklich?’“, erzählt er grinsend.
Dieser Einstieg war eine gute Grundlage für das Gespräch über Adventskalender. Die sammelt Peter Nicolaus seit fast 25 Jahren. Mehrere tausend der bunten Bilder, die die Vorfreude auf Weihnachten steigern, hat er inzwischen. Teile der Sammlung zeigt er immer wieder in Ausstellungen in ganz Deutschland. Mittlerweile ist er ein Experte für das Thema.
Kleine Zwerge, die Türchen auf Sternen öffnen, Engel die lauter Portale einer rosa Wolke bewachen, Weihnachtsmänner auf dem Schlitten, Familienszenen unterm Weihnachtsbaum, aber auch Motive ganz ohne Weihnachten wie eine Schneemannfrau und sogar kleine Astronauten. Außer Kalendern mit kleinen Türen gibt es auch solche, in denen sich eine Scheibe mit Motiven dreht. „Die Vielfalt ist unfassbar groß“, sagt Peter Nicolaus.
Angefangen hat es mit einigen alten Adventskalendern aus einem Schreibwarengeschäft, mit denen eine Bekannte ihre Wohnung dekorierte. Als er dann in München eine Ausstellung zu Adventskalendern sah, war angesteckt: „Ich fand das faszinierend. Ab 1992 habe ich dann gesammelt.“
Erst über Anzeigen und Antiquariate, heute nutzen auch Sammler moderne Medien: „Wenn jemand bei einer professionellen Haushaltsauflösung etwas findet, stellt er das ins Internet“, erklärt der Sammler. Bei einer Versteigerung kann ein seltenes Exemplar mehrere hundert, sogar über tausend Euro erreichen.
„Am liebsten sind mir aber Adventskalender, die ich direkt von den Besitzern bekomme, die mir eine Geschichte erzählen können“, betont er. So wie ihm jemand berichtete, dass er die winzigen Türchen seines Kalenders immer mit einer Stecknadel geöffnet hat.
Peter Nicolaus hat sich zudem intensiv mit der Geschichte des Adventskalenders befasst. Er berichtet, wie 1838 Pfarrer Johann Hinrich Wichern, den man durch die Wichernhäuser kennt, für die Waisenkinder, die er aufnahm, einen ersten Adventskranz entwickelte. Darauf gab es noch 24 Kerzen, „Jeden Tag konnte ein Kind eine anzünden“, erklärt er. Später wurde die Zahl der Kerzen auf vier reduziert. Zur Zählung der 24 Tage habe es noch viele verschiedene Bräuche gegeben: Kreidestriche, die man täglich abstrich, oder das Auffüllen der Krippe mit einem Strohhalm jeden Tag.
Ende des 19. Jahrhunderts sei dann die Weihnachts-Uhr entstanden, erst zum Selberbasteln, später künstlerisch ausgeführt. Peter Nicolaus hat ein schönes gedrucktes Exemplar: Ein Pappzeiger wandert über kreisförmig angeordnete Felder, jedes mit einem Spruch wie „Jetzt kommt die liebe Weihnachtszeit, auf die die ganze Welt sich freut“. Verziert ist sie mit weihnachtlichen Motiven. Um die Spannung für Kinder zu erhöhen, wurden die Sprüche hinter Klappen versteckt, die erst am jeweiligen Datum geöffnet werden durften. Und dann endlich waren auch Bilder hinter den Türchen versteckt.
Dieser deutsche Brauch schwappte vor dem Zweiten Weltkrieg nach Schweden und in die Schweiz, durch die US-Soldaten kam er nach dem Krieg in die USA. „Heute gibt es sie in ganz Europa“ — wenn der 24. oder 25. Dezember wichtigster Feiertag ist. In Spanien oder den Benelux-Ländern gebe es sie kaum. Aber in der DDR gab es sie, sogar viele besonders schöne. „Die mussten sich ja nicht verkaufen“, erklärt der Sammler, der nichts für Massenware übrig hat. Stattdessen seien oft bekannte Kinderbuchillustratoren mit der Gestaltung beauftragt worden. Die mussten dann besonders kreativ werden, weil christliche Motive in der DDR nicht erwünscht waren.