Besuch im Altenzentrum Pflege: Viel Dankbarkeit, aber auch viel Verantwortung

Zentrum. · Pfleger Milan Endemann zeigte Manfred Todtenhausen (FDP) seinen Alltag.

Wie sieht der Pflegealltag aus? Bundestagsabgeordneter Manfred Todtenhausen (r.) machte sich gemeinsam mit Pfleger Milan Endemann ein Bild. Zur Freude von Bewohnerin Esther Christians.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Das Altenzentrum Kasinostraße ist auf demenzerkrankte Bewohner spezialisiert. Die Pflegekräfte stehen dabei täglich vor neuen Herausforderungen. „Die Menschen kommen immer später erst ins Altenheim und bleiben deswegen nicht mehr lange“, erklärt Christina Gebhardt vom Qualitätsmanagement. So sei es schwieriger für Pflegekräfte und Bewohner, eine Beziehung zueinander aufzubauen und sich einzuleben. Dabei sieht Gebhardt aber viele positive Aspekte darin, im Alter ins Pflegeheim zu ziehen.

Gerade das Altenzentrum an der Kasinostraße habe eine perfekte Lage, zentral im Viertel. „Die Bewohner können am normalen Leben teilnehmen. Wir nutzen die Innenstadtlage gut aus und waren mit den Bewohnern auch auf dem Cocktailfest und dem Langen Tisch“, berichtet Dienststellenleiterin Daniela Lohrmann.

Durch Personalmangel in der Pflege sind Altenheime häufig in der Kritik. Das Altenzentrum beschäftigt deswegen möglichst variabel neben Vollzeitkräften auch Teilzeitkräfte. „Durch die Teilzeit schaffen wir einen familienfreundlichen Mittelweg, um attraktiv zu sein“, erklärt Lohrmann. Gerade flexible Dienste für alleinerziehende Mütter seien ihr großer Vorteil.

Acht Bewohner schafft der
Pfleger in einer Frühschicht

Eine Herausforderung für die Pflegekräfte seien vor allem psychische Erkrankungen der Bewohner – zum Beispiel Schizophrenie. „Das führt oft zu Ablaufschwierigkeiten“, erzählt Gebhardt. In Schulungen würden die Mitarbeiter lernen, sich auf jede Erkrankung individuell einzustellen.

Pfleger Milan Endemann berichtet von seinem Arbeitsalltag: „Ich arbeite zehn bis elf Tage und habe dann drei bis vier Tage frei“, sagt er. Sein Tag in der Frühschicht beginne morgens mit einer großen Übergabe, in der geklärt wird, welche Vorfälle es in der Nacht gegeben hat und wo Unterstützung benötigt wird. Dann liest er sich in Pflegeberichte ein, verteilt Medikamente oder kümmert sich um Notfälle. „Es geht um Menschen und Gesundheit, das kann Konsequenzen haben“, betont Endemann. Etwa acht Grundpflegen schaffe er in einer Frühschicht. Arbeitet er schneller, kann er sich Freiräume schaffen, um Zeit für Gespräche zu haben.

Schwierigkeiten sieht er in der Arbeit mit vielen gesetzlichen Betreuern, wenn wichtige Dinge schnell abgeklärt werden müssen. Für ihn ist es allerdings besonders schwierig, wenn Bewohner sterben möchten. „Wir kennen viele Maßnahmen, um die Stimmung der Bewohner zu steigern, aber das ist kein einfaches Thema“, sagt Endemann. Zuschauen zu müssen sei eine große Belastung für die Pfleger, erklärt Gebhardt. Lohrmann betont, dass die palliative Pflege immer wichtiger würde, gerade weil die Verweildauer kürzer geworden ist.

Auch FDP-Bundestagsabgeordneter Manfred Todtenhausen interessierte sich für den Pflegealltag und begleitete Mitarbeiter Milan Endemann am Freitag, wobei er aktiv am Tagesgeschehen teilnahm. „Der Beruf ist körperlich äußerst anstrengend. Die Mitarbeiter leisten hier Hervorragendes“, sagt Todtenhausen nach dem Test.

Den Eingangsbereich des Altenzentrums zieren Zitate von Bewohnern, die auf ein besonderes Ereignis ihres Lebens zurückblicken. „Man macht etwas Gutes, was einem selbst Erfüllung bringt und kann den Bewohnern noch ein schönes Leben schenken. Dafür bekommt man viel Dankbarkeit“, fasst Pflegedienstleiterin Ann-Christin Günther den Beruf zusammen. Gebhardt erklärt, dass ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden sollte: „Es ist nicht schlimm, wenn man kognitiv nicht mehr fit ist.“