Pillen-Alarm: Kita-Leitung wehrt sich gegen Vorwürfe

Weil mehrere Kinder eine Packung Antidepressiva für Süßigkeiten hielten und einige Pillen aßen, steht nicht nur ein 20-Jähriger in der Kritik.

Wuppertal. Mehr als 20 Kinder einer Kita an der Hofaue wurden am Mittwoch ins Krankenhaus gebracht, fünf von ihnen mussten dort über Nacht bleiben: Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen ist der Verursacher dafür ein Onkel eines Kita-Kindes. Entsprechend zerknirscht war der 20 Jahre alte Mann bei seiner gestrigen Vernehmung. Ihm wird fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen.

Am Mittwochmorgen war er zur Kita gegangen, um seinen Neffen abzuliefern. Zuvor war er aber noch in einer Apotheke gewesen, holte dort für einen Verwandten eine Packung Risperdol ab. Die Tabletten (Wirkstoff: Risperidon) wirken unter anderem gegen Depressionen und sind natürlich nur für Erwachsene gedacht.

Am Ende mussten fünf Kinder die Nacht in der Helios-Kinderklinik in Barmen verbringen. Das Mädchen (2) wurde auf der Intensivstation überwacht. Gestern gab die Klinik-Leitung zwar Entwarnung. Professor Dr. Stefan Wirth zur WZ: "Wir gehen davon aus, dass die Kinder keine bleibenden Schäden davon getragen haben."

Aber die Aufregung - insbesondere bei den Eltern war verständlicherweise groß. Wie die Staatsanwaltschaft bestätigt, haben Eltern unter anderem die Erzieherinnen angezeigt. Die Kita-Leitung zeigt Verständnis für die Aufregung, weist die Vorwürfe, man habe nicht gut genug aufgepasst und versäumt sofort einen Notarzt einzuschalten, jedoch zurück: "Wir haben alles getan, um die Kinder zu schützen", sagt Leiterin Hildegard Kohlhaas.

Als die Erziehrinnen bemerkten, dass mehrere Kinder mit der Pillenverpackung spielten, habe man sofort reagiert. Michael Schröder - er vertritt den Träger der Kita, den Internationalen Bund - zur WZ: "Ich sehe kein Fehlverhalten der Erzieherinnen." Schröder verweist darauf, dass umgehend die Giftnotrufzentrale eingeschaltet worden sei. Den Anweisungen von dort sei unmittelbar Folge geleistet worden. Unter anderem habe die Kita-Leitung daraufhin umgehend sämtliche Eltern informiert und geraten einen Arzt beziehungsweise die Kinderklinik aufzusuchen.

Dort erschienen am Mittwoch tatsächlich mehr als 20 Kinder aus der Kita. Nur bei jenen fünf waren eindeutige Vergiftungserscheinungen wie Fieber, Gehschwäche, und Müdigkeit zu erkennen.
Die gute Nachricht: Alle Kinder durften gestern das Krankenhaus wieder verlassen. Die meisten besuchten auch wieder "ihre" Kita an der Hofaue. Auch jener 3-Jährige, der die Nacht zuvor auf der Intensivstation gelegen hatte. Kita-Leiterin Hildegard Kohlhaas erleichtert: "Das Mädchen ist hier wie eh und je herumgetobt." Die Ermittlungen dauern an.