Wuppertal Pilotprojekt: Statt „Mama-Taxi“-Chaos jetzt Bring-Zonen
Die Verwaltung will auf Antrag von SPD und CDU in einem Pilotprojekt an der Grundschule Kruppstraße und später an der Rudolfstraße Hol- und Bringzonen für Kinder einrichten.
Elberfeld. 8 Uhr morgens: Autos knubbeln sich vor der Grundschule Kruppstraße. Eltern lassen Kinder aussteigen, wenden, drängeln. „Wir haben immer wieder das Problem, dass das absolute Halteverbot vor der Schule nicht eingehalten wird“, bemängelt der Schulleiter Holger Schwaner. „Wir hatten schon sehr viele gefährliche Situationen.“
Teilweise hätten Lehrer im letzten Moment kleine Schüler vor SUVs hervorgezogen, deren Fahrer die Kinder gar nicht bemerkt hatten. Alle Ermahnungen in Elternbriefen und mit Aktionen hätten wenig Erfolg, bedauert Schwaner. „Es gibt immer einige Eltern, die das ignorieren.“ Wenn die Gesamtschule vollständig belegt ist, tummeln sich 1400 Schüler auf dem Schulweg. Selbst in Begleitung eines Polizisten habe es eine komplett in Warnwesten gekleidete Klasse erlebt, dass sie am Zebrastreifen von Autofahrern ignoriert wurde.
Deshalb haben Stadt, Schulen und das „Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation“ (bueffee) das Konzept von Hol- und Bringzonen entwickelt. „Das Ziel ist es, dass die Eltern etwas entfernt von der Schule parken“, erklärt Verkehrsplanerin Anja Süther. So haben die Kinder direkt vor der Schule freie Sicht auf ihren Schulweg und die Autos der Eltern verteilen sich besser. Außerdem tut es den Kindern gut, vor dem Unterricht ein paar Schritte zu laufen. „Je mehr Bewegung die Schüler vor der Schule haben, desto günstiger ist das für das Lernen“, betont Schwaner. Zudem könnten die Kinder sich auf dem Weg schon einmal mit ihren Freunden austauschen und seien anschließend bereit, aufzupassen. Spezielle Schilder kennzeichnen die Zonen.
Auch der ADAC empfiehlt in seinem Handlungsleitfaden Elterntaxis solche Hol- und Bringzonen im Abstand von mindestens 250 Metern zur Schule. Die Städteplaner haben eine Zone an der Kruppstraße gegenüber von Hausnummer 90, eine gegenüber der Einmündung Schuckertstraße und eine an der Boschstraße gegenüber Hausnummer 5 bis 7 geplant. Zwischen 7.30 und 16 Uhr sind diese bisherigen Parkplätze dann Eltern für das Bringen von Schülern vorbehalten. Anschließend dürfen dort wieder die Anwohner parken.
„Ein Student hat eine Umfrage bei den Eltern und Schülern gemacht“, erklärt Schwaner. Daraus erarbeiteten bueffee, Polizei und Verkehrsplaner das Konzept. Wenn die Zonen eingerichtet und die Wege optimiert sind — etwa durch das Entfernen von Altpapier-Containern — will die Schule das Projekt eng begleiten. Bei Bedarf soll der Übergang an den Kreuzungen von Erwachsenen oder durch Schülerlotsen von der Gesamtschule gesichert werden. Für die Stadt fallen Markierungskosten von rund 1700 Euro an. Die Hinweisschilder für die Zonen bezahlt bueffee.
Die Stadtverwaltung will auf Antrag von SPD und CDU in einem Pilotprojekt an zwei Schulen solche Zonen einrichten. Neben der Grundschule Kruppstraße soll bald auch die Grundschule Rudolfstraße Hol- und Bringzonen erhalten. „Wir wollen das auch an einer Schule testen, die an einer Hauptverkehrsstraße liegt, damit man den Unterschied sieht“, erklärt Anja Süther. Wenn die Pilotprojekte erfolgreich sind und sich vor dem Schultor keine Autos mehr stauen, soll das Konzept auf die ganze Stadt ausgeweitet werden. Ein Jahr lang dauert das Projekt, um die Auswirkung zu jeder Jahreszeit zu beobachten.
Immer mehr Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Laut ADAC-Umfrage haben viele Angst vor Belästigung ihrer Kinder oder finden den Schulweg zu gefährlich oder zu weit. Der ADAC hat auf seiner Homepage den Leitfaden „Das Elterntaxi an Grundschulen“ veröffentlicht, in dem er für Hol- und Bringzonen plädiert.
www.adac.de