Politik mit Zahlen

Kommentar

Die große Zahl der Abweisungen an den Gesamtschulen kommt nicht überraschend. Ebenso vorhersehbar war die Reaktion der Gesamtschul-Leitungen. Prompt stellt deren Sprecher Rainer Dahlhaus die Systemfrage und sieht das gegliederte Schulsystem in seiner derzeitigen Form schon als überholt an. Der Spruch ist nicht neu und zielt vor allem in Richtung Hauptschulen.

Neu ist, dass die Gesamtschulen in Düsseldorf nicht mehr die erste Geige spielen und um ihre Besitzstände fürchten. Mehr als 500 Kinder müssen gegen den Willen ihrer Eltern ins gegliederte Schulsystem wechseln. Das stimmt. Ihnen aber die Botschaft eines überholten Schulsystems mit auf den Weg zu geben, ist alles andere als motivierend. Zumal Wuppertal ja gegen den Widerstand des Landes und mit CDU-Unterstützung die Gesamtschulen fördert. Einen größeren politischen Kraftakt kann man kaum erwarten.

Richtig ist aber auch: Für viel Geld werden zwei parallele Schulsysteme ausgebaut, müssen gigantische Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden gestemmt werden - und das alles für immer weniger Schüler. In absehbarer Zeit wird sich der Kahlschlag bei den Grundschulen an den weiterführenden Schulen fortsetzen.

Dennoch bleibt der Stadt nichts anderes übrig, als die Förder-Millionen des Landes und die Bildungspauschale sowohl in das dreigliedrige Schulsystem als auch in die Gesamtschulen zu stecken. Schließlich gibt es auch Hunderte von Eltern, die sich bewusst gegen eine Gesamtschule entscheiden und gute Gründe dafür haben. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, ob der Gesamtschul-Überlauf anhalten wird, wenn auch Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien schrittweise ihren Ganztag ausbauen.

andreas.lukesch@ westdeutsche-zeitung.de