Nach Kontrolle Posse um Brot-Automaten: Wuppertaler Bäckerin gibt auf
Wuppertal · Nach Kontrolle durch die Stadtverwaltung hat das Angebot der Analog-Brotmanufaktur keine Zukunft mehr.
Wer kennt sie nicht? Die Automaten, aus denen man Getränke oder Snacks kaufen kann. Aus dem Verkaufsautomaten der Wuppertaler Analog-Brotmanufaktur konnte man bis Ende April, über den Zeitraum von etwa anderthalb Jahren, rund um die Uhr Brote kaufen. Doch damit ist nun endgültig Schluss.
Denn im April kontrollierte die Stadtverwaltung das Geschäft an der Friedrich-Ebert-Straße. Das Ergebnis: Der Automat darf nicht stehen bleiben. Denn er kann nur vom Bürgersteig aus bedient werden – somit findet der Brotkauf im öffentlichen Raum statt, erklärt Inhaberin Martina Hellmann. Eine Ordnungswidrigkeit. Sie wurde gebeten, den Automaten entweder zu verlegen oder sich bei der Stadt ein Sondernutzungsrecht einzuholen. Konkret lässt sich aus den E-Mails am Schaufenster lesen: „Eine derartige Nutzung der Straße über den Gemeingebrauch hinaus bedarf der Erlaubnis der Straßenbaubehörde, im vorliegenden Fall der Stadt Wuppertal (§ 18 Straßen- und Wegegesetz Nordrhein-Westfalen).“
Die Kunden reagieren mit Unverständnis
Die für Martina Hellmann dadurch zusätzlich entstehenden Gebühren und der damit verbundene Aufwand seien für sie leider nicht mehr tragbar. „Ich hatte mit dem Automaten keinen wirtschaftlichen Gedanken. Im Gegenteil, die sich mir ergebenden Kosten sind nur schwer auszubügeln“, erklärt sie. Ihre Kunden reagieren mit Unverständnis. Für sie hat Hellmann den Mail-Verlauf mit der Stadt ins Schaufenster gehängt. „Wie Analog selbst war auch der Regiomat ein Herzensprojekt, dazu angetan, Druck aus dem Tagesablauf meiner Mitbürger zu nehmen. Aber auch meine Leidensfähigkeit hat Grenzen und so bitte ich Sie erneut um ihr Verständnis, dass ich über dieses letzte Stöckchen nicht springen und keine weiteren Investitionen tätigen werde, um die Forderungen der Stadt zu erfüllen“, heißt es auf dem Aushang am Schaufenster.
Auf den Streit eingegangen ist sie im vermeintlichen Wissen, dass die Bedienung des Automaten auch noch von ihrem Grundstück aus erfolgen würde. Eine Frage von Zentimetern: Denn die Grundstücksgrenze verläuft 24 Zentimeter vor dem Automaten – nicht genug Platz, um bequem vor dem Automaten stehend ein Brot zu kaufen, sagt Hellmann.
Der Automat soll nun zeitnah verschwinden
Würde Martina Hellmann den Automaten umbauen oder das Sondernutzungsrecht beantragen, könnte sie den Automaten weiter nutzen. Doch das macht für sie wenig Sinn. Seitens der Kunden trifft sie sowohl auf viel Mitleid als auch Verständnis. Sie ermutigen sie dazu, Unterschriften zu sammeln, und bringen das Problem an die Öffentlichkeit, erzählt sie. „Sie finden meine Entscheidung sinnvoll, sind aber auch traurig darüber.“ Viele hätten sich sehr an dem uneingeschränkten Zugriff auf die frischen Backwaren erfreut, wenn sie zum Beispiel noch länger hätten arbeiten müssen oder spontan vom Hunger gepackt wurden. „Ich finde die Situation mit dem Automaten sehr, sehr schade. Die Stadt schaut immerhin nicht zum ersten Mal auf die falschen Dinge. Es war aber eine super Idee und ich hoffe, dass die Leidenschaft für das Backen der tollen Brote dadurch nur gewachsen ist“, schreibt ein Kunde in einer Google-Rezension.
„Kleinkariert“ und nicht im Sinne der Öffentlichkeit würden ihre Kunden die Entscheidung der Stadt nennen, ergänzt die Inhaberin. Sie ist ähnlicher Meinung: „Das öffentliche Amt sorgt sich lieber darum, kleine Beträge einzufahren anstatt wirkliche Öffentlichkeitsarbeit zu tätigen. Ich finde es schade, wie wenig solche kreativen und auch gemeinnützigen Ideen und Angebote von der Stadt geschätzt werden.“
Der Automat soll nun zeitnah verschwinden. So gestalte sich der Rückbau des Automaten ebenfalls als kompliziert und aufwendig.