Wuppertal Professor Wiesen: "Dieser Winter ist zu warm"

Die Eiseskälte kann nicht überdecken, dass der Winter viel zu warm ist.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal zittert. Endlich Winter, wie ihn alle erwarten und manche sogar lieben. Stahlblauer Himmel, strahlender Sonnenschein, eine weiße Decke aus Schnee auf den Höhen, in dessen Kristallen sich das Licht der Sonne bricht. Herrlich, für den, der es kalt mag. Winter, wie er sein muss, wie er sozusagen im Buche steht. Also alles in Ordnung mit dem Wetter? Kein Grund zur Panik? Nichts mit Erderwärmung?

Professor Peter Wiesen lehrt an der Bergischen Universität physikalische Chemie. Er untersucht dafür auch die Luftqualität, und zwar die am Boden. Mit Wetter kennt er sich ganz gut aus, mit Klima noch besser und er weiß: „Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun.“ Dass es jetzt gerade ziemlich kalt ist, sage eben etwas über das derzeitige Wetter aus, nichts aber über das Klima. „Dessen Veränderung wird an Werten im 30-Jahre-Zyklus gemessen. Und da muss man sagen, dieser Winter ist zu warm“, erklärt Wiesen. „Klima ist das gemittelte Wetter über einen Zeitraum von 30 Jahren.“

Für die These, dass der Winter 2017/2018 zu warm ist, gibt es Belege. So sind die Wintermonate verglichen mit dem Durchschnittswert der Jahre 1961 bis 1990 um 1,4 Grad Celsius zu hoch, vergleichen mit dem Durchschnitt in der Zeit von 1981 bis 2010 sind es zwar nur 0,7 Grad. Aber die Tendenz steht fest. Es wird immer wärmer. „Klimaforscher sagen voraus, dass die Zahl der Extremwetterereignisse steigen wird“, sagt Wiesen. Das gelte für Kälte wie für die Starkregenereignisse im Sommer. „Forscher gehen davon aus, dass es in Deutschland im Sommer künftig bis zu 45 Grad Celsius heiß werden kann.“

Die Ursache ist bekannt. Der Kohlendioxid-Ausstoß steigt und steigt. Er führt zur Erderwärmung. Und die wiederum führt zum Klimawandel. Dabei ist Kohlendioxid im Grunde nicht schädlich, als Teil der Atemluft sogar lebensnotwendig. Aber zuviel ist zuviel.

Mit der aktuellen Temperaturentwicklung hat das Kohlendioxid vermutlich allerdings nichts zu tun. Es ist halt Winter. Und das Hoch Hartmut führt kalte Luft aus Osteuropa über Deutschland. Im Norden der Republik war es in den vergangenen Tagen bitterkalt, im Süden wurden bis zu minus 20 Grad gemessen. Und auch Wuppertal zittert trotz seiner westlichen Lage. Minustemperaturen waren auch gestern die Regel. In den nächsten Tagen scheint Hartmut seinen eiskalten Griff allerdings zu lockern. Sehr zur Freude aller, die draußen arbeiten müssen. Und sicher sehr zum Bedauern jener, die kalte, sonnige Winterlandschaft mögen. Wie Professor Peter Wiesen zum Beispiel. „Ich finde das schön“, sagt er. Minustemperaturen? „Dann ziehe ich mir eben etwas Warmes an.“ Er finde das herrlich. „Als ich am Morgen allerdings Männer beobachtet habe, die in Baumkronen Äste schnitten, habe ich allerdings auch gedacht, dass es etwas kalt sein könnte.“ ll