Protest: Ärzte schließen ihre Praxen
Honorarreform: Ab Montag arbeiten Orthopäden und Chirurgen für zwei Wochen nicht, andere Fachärzte schließen sich an. Sie bangen um ihre Existenz.
Wuppertal. Die Fachärzte in Wuppertal machen Ernst, die Patienten müssen ab Montag mit spürbaren Einschnitten rechnen: Ab 16. Februar schließen insgesamt 50 niedergelassene Orthopäden und Chirurgen ihre Praxen für zwei Wochen. Ab dem 23.Februar schließen sich dann ein Großteil der Urologen, Psychiater und Gynäkologen an. Auch die Augenärzte fahren ab dem 23.Februar ihre Behandlungskapazitäten für eine Woche deutlich herunter.
Die Aktionen finden parallel in Remscheid und zum Teil in Solingen statt. In der Hochphase beteiligen sich bis zu 250 Ärzte im Bergischen Städtedreieck, sagt Peter Orthen-Rahner von der Freien Ärzteschaft. Zum Abschluss ist für den 25.Februar in Solingen ein "Gesundheitspolitischer Aschermittwoch" geplant. Während der Schließungen ist pro Fachrichtung ein Notdienst eingerichtet, geplante Operationen werden durchgeführt.
Hintergrund der massiven Aktionen ist die Honorarreform, die seit Anfang des Jahres gilt. Bereits im Januar hatten die Orthopäden und Chirurgen im Tal Alarm geschlagen (WZ berichtete). Die Ärzte bekommen im Durchschnitt 20 bis 30 Prozent weniger Honorar als im Vorjahr, einige von ihnen wissen nicht, ob sie ihre Praxen halten können, teilweise sind schon Mitarbeiter entlassen worden.
"Wir fürchten nicht nur um unsere berufliche Existenz, sondern auch um die Aufrechterhaltung der medizinischen Betreuung unserer Patienten", sagen die Wuppertaler Ärzte Dr. Steffen Kauert (Orthopäde) und Dr. Tim Heinz (Chirurg) und sprechen von einem "dramatischen Massensterben von Facharztpraxen". Aus Sicht der Aktionssprecher gibt es keine andere Möglichkeit mehr, auf "die katastrophalen Folgen der Gesundheitspolitik aufmerksam zu machen." Mit den Praxisschließungen wollen sie die Öffentlichkeit wachrütteln: "Wir machen lieber jetzt Verluste, als dass wir in einem halben Jahr unsere Praxen schließen müssen", sagt Kauert. "Uns steht das Wasser bis zum Hals."
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein zeigt Verständnis. "Angesichts von zum Teil Existenz bedrohenden Umsatzeinbrüchen ist die Reaktion der Ärzte verständlich", so eine Sprecherin. Die Patientenorganisation Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) geht sogar einen Schritt weiter: "Ich kann den Patienten nur raten, sich an die Seite der Ärzte zu stellen und gemeinsam zu protestieren. Die Aufrechterhaltung der ambulanten Versorgung geht uns alle an", sagt Joachim Trauboth, Landesbeautragter für NRW.