Demo Protest: „Buntes Wuppertal“ gegen Rechten-Aufmarsch

Wuppertal · „NRW erwacht“ zog durch die Barmer Innenstadt – es gab Rangeleien

Am Samstagnachmittag trafen Demonstranten und Gegendemonstranten aufeinander.

Foto: Matthi Rosenkranz

Das „bunte Wuppertal“ hat am Samstag gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremen in Barmen protestiert und vor einem Wiedererstarken des Faschismus in Deutschland gewarnt. Rund 300 Teilnehmer versammelten sich dazu auf dem Geschwister-Scholl-Platz in Barmen, wo die Demonstration von Rechtsradikalen, „Corona-Rebellen“ und Reichsbürgern am Nachmittag ihren Anfang nahm. Etwa 200 Menschen beteiligten sich an dem Aufmarsch. Zudem gab es auch eine zweite Gegenkundgebung auf dem Berliner Platz in Oberbarmen, wo der Umzug der Rechten eigentlich hätte hinführen sollen. Der Kurs des Demonstrationszuges wurde dann aber kurzfristig geändert, so dass die Gegenkundgebung auf dem Berliner Platz etwas uninspiriert enden musste. Der einsetzende Regen hatte die Stimmung zu dem Zeitpunkt ohnehin schon heruntergedämpft.

Proteste und wechselseitige Anwürfe waren hingegen auf dem Geschwister-Scholl-Platz zu erleben. Dort hatten die Gegendemonstranten das Areal vor dem Haus der Jugend für sich reklamiert und den Aufmarsch des rechten Bündnisses verurteilt. Ein Vertreter einer Gruppierung, der linke Skinheads vertritt, mahnte vor „Rattenfängern, die versuchen, aus jeder neuen Krise Kapital zu schlagen“, eine Anhängerin der „Omas gegen Rechts“ stimmte zur Europahymne „Freude, schöner Götterfunken“ eine persönliche Version („Gegen Krieg und Klimawandel, gegen Nazis hier im Land“) an. Teilnehmer zeigten Transparente mit historischen Einsichten („Nazis hatten wir schon einmal. War kacke!“) oder empfahlen einen rigoroseren Umgang mit dem Problem: „Nazis in die Wupper treten“.

Das Lager der „Erwachten“ versammelte sich zu Füßen des Bismarck-Denkmals und setzte unter anderem auf Bildungsarbeit. Es zeigte anhand von Stellwänden Fotos von zerbombten Innenstädten und den Verheerungen des Krieges. Ein Liedermacher namens Daniel spielte auf seiner Gitarre und machte sich unter anderem über Klimakleber lustig: „Ich bin Klimakleber. Der Staat ist mein Arbeitgeber.“ Eine Frau sammelte Kleingeld für „NRW erwacht“ und deren Aktivitäten. Neben Friedensfahnen wurden auch russische Fahnen geschwenkt, Corona-Leugner und „Staatsfeinde“ bekannten sich per T-Shirt-Aufdruck zu ihrer Gesinnung, die Ampelkoalition wurde auf Plakaten und Bannern als Kriegstreiber angeprangert.

Die Polizei leitete am Samstag neun Strafverfahren ein.

Foto: MATTHI ROSENKRANZ

Die Polizei konnte mit einem Großaufgebot größere Zusammenstöße vermeiden, ganz ohne Zwischenfälle verliefen die Versammlungen aber nicht. So zog eine 15-köpfige Trommlergruppe noch vor dem Start der Demo über den Werth zum Geschwister-Scholl-Platz, um gegen den Aufmarsch von „NRW erwacht“ zu protestieren. Es kam zu Rangeleien und wechselseitigen Schmähungen, ehe die Polizei dazwischengehen und die Gemüter beruhigen konnte.

Auch bei der Demo gab es einen Vorfall. Eine bislang unbekannte Person warf von dem Viadukt an der Westkotter Straße einen mit einer unbekannten Flüssigkeit gefüllten Gegenstand auf den Umzug. Eine Person erlitt leicht Verletzungen. Zudem hatte es bereits im Vorfeld der Versammlungen eine Sachbeschädigung am Geschwister-Scholl-Platz gegeben. Unbekannte hatten dort die Slogans „Fuck Nazis“ und „Wuppertal bleibt bunt“ auf den Boden geschrieben. Bis zum Aufmarsch der Rechten waren die Slogans dann aber beseitigt.

Die Polizei leitete im Zusammenhang mit den Versammlungen neun Strafverfahren ein – unter anderem wegen Beleidigung und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.

(bos)