WZ Wissen „Glauben Sie nicht alles, was Sie fühlen“

Wuppertal · Diplom-Psychologe Denis Mourlane zeigte bei WZ Wissen, wie man seine psychische Widerstandskraft erhöht.

Denis Mourlane sprach über Resilienz.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Bisweilen liegen wichtige Erkenntnisse im Leben verschüttet unter den Routinen des Alltags. Da kann es sinnvoll sein, Hilfestellung von einem Fachmann zu bekommen, der die Dinge mal wieder in eine andere Perspektive rückt. Als solcher war am Mittwochabend auch der Diplom-Psychologe und Unternehmensberater Denis Mourlane im Rahmen der Reihe „WZ Wissen“ unterwegs. In dem Verwaltungsgebäude der Barmenia-Versicherungen informierte er über das Thema „Resilienz“, ging also der Frage nach, wieso es manchen Menschen leichter gelingt, mit Druck umzugehen oder sich nach Schicksalsschlägen wieder zu berappeln und auf die Beine zu kommen.

Seit einigen Jahren taucht das Thema „Resilienz“ hierzulande verstärkt in Diskussionen um Stress, Burn-Out oder Persönlichkeitsentwicklung auf. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Materialwissenschaft und bezeichnet die Fähigkeit eines Materials, nach einer Verformung wieder den ursprünglichen Zustand anzunehmen. Mourlane beschäftigt sich mit seiner von ihm gegründeten Firma nach eigenen Angaben bereits seit dem Jahr 2009 mit dem Thema und bietet in diesem Zusammenhang auch ein zweitägiges Resilienztraining an.

Wie erfahren der Diplom-Psychologe und Psychotherapeut in der Vermittlung des Themas ist, zeigte sich auch daran, dass Mourlane es mit einfachen Worten und anschaulichen Beispielen vor den Besuchern entfaltete. Zudem warf er Schaubilder an die Leinwand, spielte Videos ein oder fragte immer wieder das Publikum um seine Ansicht. Hinderlich war allerdings, dass manche Aussagen Mourlanes akustisch nicht so recht zu verstehen waren.

Als Beispiel für einen Menschen, der ein hohes Maß an Resilienz hatte, verwies der Diplom-Psychologe auf den früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela. Auch Menschen mit einer hohen Resilienz hätten aber durchaus „negative Gefühle“, betonte Mourlane. Ihnen gelinge es jedoch schnell wieder in eine positive und optimistische Grundstimmung zurückzukehren. Jeder Mensch könne in diesem Sinne aktiv werden und an seiner Resilienzfähigkeit arbeiten. Mourlane sprach in diesem Zusammenhang auch von der Fähigkeit zum „akkuraten Denken“.

Grundbedürfnisse
des Menschen ernst nehmen

Um das zu erreichen, stellte der Referent sieben Resilienzfaktoren und vier Strategien vor. Als Faktoren, um an seiner psychischen Widerstandsfähigkeit zu arbeiten, verwies Mourlane unter anderem auf Aspekte wie Emotionssteuerung, einen „realistischen Optimismus“, Empathie und den Willen zur „Selbstwirksamkeit“, also die Bereitschaft, die Führung zu übernehmen oder sich in die erste Reihe zu stellen.

Bei der Frage der Strategien riet Mourlane zunächst einmal dazu, die psychologischen Grundbedürfnisse jedes Menschen ernst zu nehmen: Das seien fünf an der Zahl, nämlich Selbstwerterhöhung, Orientierung/Kontrolle, Lustgewinn, Bindung und Kohärenz/Balance. Wer diese Grundbedürfnisse für sich anstrebe und ihr Vorhanden- oder Nichtvorhandensein regelmäßig überprüfe, der tue für „sich ganz viel Gutes“. Dabei handle es sich im Grunde um „einfache Dinge“, was aber nicht heiße, dass sie leicht zu erreichen seien, mahnte Mourlane. Der Diplom-Psychologe zitierte in diesem Zusammenhang die US-amerikanische Entwicklungsforscherin Ann Masten. Sie hat gesagt, die größte Überraschung an der Resilienz sei, dass „das Gewöhnliche eben oft nicht einfach“ sei.

Als weitere Strategie zu einer höheren Resilienz verwies Mourlane auf eine Einstellung, die er mit dem englischen Begriff „Positivity“ umschrieb, also eine Haltung, mit der Frau und Mann die positiven Dinge im Alltag bewusster wahrnehmen und würdigen können. Zudem sei – drittens – der Entscheidungswillen gefragt: Wer sich in einer bedrückenden Situation sei, habe zwei Möglichkeiten: Er kann die Situation oder seine Perspektive darauf ändern. „Sie müssen sich entscheiden, wo Sie ansetzen“, riet er. Weitere Optionen gebe es nicht.

Und als vierte und abschließende Strategie empfahl der Experte: „Überprüfen Sie Ihren Denkstil“. Nicht alles, was wir als negativ oder beunruhigend wahrnähmen, sei es auch. Manchmal seien wir nur der Meinung, dass es so ist. Und für sein Publikum hatte Mourlane denn auch eine Botschaft für den Heimweg parat: „Glauben Sie nicht alles, was Sie fühlen.“ Denn auch wenn Emotionen ein „enorm wichtige Ratgeber“ für den Menschen seien, so könnten sie doch auch täuschen.