Quartier testet Fußgängerfreundlichkeit

NRW-Landeszentrum Gesundheit finanziert Aktionstage — unter anderem in Vohwinkel.

Foto: Stefan Fries

Wie ist es um die Fußgängerfreundlichkeit in den Quartieren bestellt? Mit dieser Frage setzten sich am Donnerstag Vertreter der Awo, der Stadt, der Universität Duisburg-Essen sowie Anwohner des Quartiers Höhe/Dasnöckel in Vohwinkel auseinander.

Doch warum ist dieses Thema so wichtig? „Heutzutage bewegen wir uns viel zu wenig. Die meisten Wege legen wir motorisiert mit dem Auto oder passiv mit dem ÖPNV zurück“, erklärt Dr. Minh-Chau Tran. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Stadtplanung und Städtebau an der Universität Duisburg-Essen hat festgestellt, dass vor allem die gebaute städtische Umwelt dieses Verhalten fördere. „Früher sah die Stadtplanung so aus, dass man immer größere und breitere Straßen gebaut hat, um mit dem Auto schnell von A nach B zu kommen, dabei hat man allerdings die Menschen vergessen.“

Mittlerweile sieht der Trend jedoch anders aus. Laut NRW-Gesundheitssurvey 2016 wünschen sich 41 Prozent der Menschen in NRW Investitionen in Fuß- und Fahrradwege, um ihr Lebensumfeld bewegungsförderlicher zu gestalten. Und auch Tran fordert: „Es muss ein Umdenken stattfinden.“

Immerhin bringe ein fußgängerfreundliches Quartier viele Vorteile mit sich — vor allem, was die Lebensqualität angeht. „Ein lebensqualitatives Quartier zeigt sich darin, wenn viele ältere Leute und Kinder auf den Gehwegen unterwegs sind“, sagt Tran.

Davon ist in Vohwinkel an diesem Donnerstagmorgen zunächst wenig zu sehen. Vor allem an der Kreuzung Roßkamper Straße/Ehrenhainstraße/Dasnöckel beherrschen parkende oder fahrende Autos das Straßenbild. „Hier verdichtet sich der Verkehr“, sagt Anwohner Gerhard Wohlauf, der vor allem einen Zebrastreifen zwischen der Bushaltestelle und dem gegenüberliegenden Fußgängerweg vermisst. Auch die Zunahme parkender Lkws in den Straßen mache ihn Sorgen. Das seien Gefahrenpotenziale für Fußgänger und Radfahrer, betont er.

Um diesen Zustand in Zukunft vielleicht zu verbessern, führt Tran mit ihrem Team sogenannte „Walk Audits“ durch. Das sind spezielle Spaziergänge, bei dem ein zuvor festgelegter Weg in einem Quartier näher unter die Lupe genommen wird. Dafür erhalten die Teilnehmer einen Fragebogen oder einen Tablet-Computer mit dem sie während des Spaziergangs Fragen beantworteten müssen.

Zum Beispiel: Wie breit ist der Gehweg? Oder: Gibt es Hindernisse auf dem Gehweg? Anhand der Antworten können so schneller Verbesserungspotenziale entdeckt werden. „Die gewonnen Daten könnten auch in einen Planungsprozess der Stadt mit einbezogen werden“, erklärt Tran. Neben Wuppertal wurden auch in Ahlen und Selm bereits solche „Walks Audits“ durchgeführt.

In Vohwinkel führte der Spaziergang von der zuvor erwähnten Kreuzung bis zum Edekamarkt auf der Straße Dasnöckel. Für Quartiersentwickler Markus Roeser von der Awo Wuppertal eine gelungene Geschichte: „Während eines solchen Rundgangs fallen einem direkt Sachen auf und man kommt mit den Teilnehmern in die Diskussion.“

So stellte die Gruppe fest, dass vor allem in den Bereichen Barrierefreiheit sowie Begegnungsstätten innerhalb des Quartiers noch Verbesserungsbedarf besteht. „Gerade Barrierefreiheit ist in Quartieren wichtig, damit die Leute, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, weiterhin ein selbstbestimmtes Leben führen können“, so Roeser.

Insgesamt sei der Ist-Zustand mit Blick auf die Fußgängerfreundlichkeit zwar — siehe Kreuzung — verbesserungswürdig, „aber auch nicht dramatisch schlecht“.