Wuppertal Rauer Werth 18: Aus der Ruine wird ein Haus

Kräfte des zweiten Arbeitsmarktes richten das Gebäude her. Am Freitag feierten sie Richtfest.

Foto: Kurt Keil

Barmen. „Toll, wie schön die Tür geworden ist“, war Thomas Lenz, Chef des Jobcenters, ganz begeistert vom liebevoll restaurierten Portal zur Adresse „Am Rauen Werth 18“ in Barmen, wo ein KIJU-Wohnprojekt der Stadt Wuppertal für zwei Kinder- und Jugendgruppen aus schwierigen familiären Verhältnissen entsteht. Am Donnerstagnachmittag wurde dort Richtfest gefeiert wurde.

Die grüne Holztür mit schmiedeeisern-verzierten Glasfenstern ist dabei exemplarisch für das gesamte Gebäude, das Sozialdezernent Stefan Kühn und Wolfgang Nielsen, Vorsitzender der Wuppertaler Tafel, vor einigen Jahren kopfschüttelnd begangen hatten. „Ein Baum wuchs aus dem Dach heraus, und das Haus galt als Taubenhaus und war entsprechend verschmutzt“, erinnert sich Kühn an das ehemalige Druckereigebäude, das Heinz-Jürgen Hagenkötter 2010 der Stiftung Wuppertaler Tafel geschenkt hatte. „Das war der Anfang allen Wirkens“, meinte Dietmar Heilmann, Vorsitzender der Stiftung, die sich der Dienste des Architekten Stephan Müller versichert hatte. Müller sitzt außerdem im Beirat der Tafel.

Anfang 2016 begann die Bautätigkeit in der verrotteten Immobilie. Und zwar unter der Leitung von Dieter Mattner, dem hiesigen Niederlassungsleiter der GBA, der mit den Kräften des zweiten Arbeitsmarktes aus der allerdings solide gemauerten Ruine wieder ein Haus machte. Nach einer Generalreinigung entstand unter fachlicher Anleitung der ungelernten Kräfte nach und nach ein Haus, das so eine enorme Wertsteigerung erfuhr. Die ehemaligen Rundbögenfenster im Parterre geben — frisch restauriert — dem Ganzen einen stilvollen Charakter.

Die Böden neu ausgelegt, sanitäre Anlagen installiert, die Wände verputzt, so sind Wohnräume entstanden, in die die erste Gruppe von Kinder und Jugendlichen zwischen acht und 14 Jahren in einer Woche einziehen kann.

Acht Personen plus ein Sozialarbeiter, der mit seiner Gruppe dort lebt und ständig vor Ort ist, sollen am Rauen Werth wohnen und sich dort auch wohler fühlen als in ihrem bisherigen Heim. Noch muss im Parterre, im Treppenhaus und im ersten Stock der „Feinschliff“ erfolgen. Doch schon jetzt ist zu sehen, dass alle Mädchen und Jungen ein eigenes Zimmer haben werden, dass man in einem Gemeinschaftsraum zusammen kocht und isst.

„Ohne die GBA-Kräfte wäre das nie zu finanzieren gewesen“, erklärte Hans Joachim Gedder von der Stiftung, und schaute dankbar auf die handfeste Truppe, die Freitagnachmittag im Hof des Gebäudekomplexes mit einem rustikalen Büffet feierte und gleichfalls stolz auf das Erreichte blickte. „Sinn stiftende Arbeit vermittelt auch ein erheblich größeres Selbstwertgefühl“ war stets die These von Stefan Kühn. Und Architekt Stephan Müller warb um Verständnis dafür, dass die Arbeit mit ungelernten Kräften natürlich langsamer voran geht als mit Profis, und dass auch bei der Verständigung mit Flüchtlingen aus den Krisengebieten Probleme auftauchen können.

Dennoch, aus einer Ruine ist ein höchst ansehnliches Haus geworden, in dem auch die zweite Gruppe in absehbarer Zeit das dritte Stockwerk und das riesige Obergeschoss beziehen können.