Reinhard Teich hat sich Mitgefühl bewahrt
Der Friedhofsgärtner ist nach fast 25 Jahren in den Ruhestand verabschiedet worden.
Sprockhövel. „Jede Beerdigung ist eine menschliche Belastung“, sagt Reinhard Teich, der seit 1994 für die Stadt als Friedhofsgärtner auf dem Friedhof an der Eicker Straße, aber auch am evangelischen Friedhof, am Hackstück in Hattingen und in Oberstüter beschäftigt war. Jetzt wurde er in den Ruhestand verabschiedet.
Reinhard Teich (70), ein kräftiger Hüne mit mächtigem Schnauzbart, hat sich auch nach jahrelanger Tätigkeit, die er 1994 aufgenommen hat, Empathie und Mitgefühl bewahrt, wenn er mit menschlichem Leid konfrontiert wurde. Das passierte vornehmlich, wenn er mit den Hinterbliebenen die Grabstellen ausgesucht hat. „Es war oft schwer, den Angehörigen zu vermitteln, dass der Tod nun mal zum Leben gehört, und das Leben auch nach einem schweren Verlust weitergehen müsse.“
Besonders hart hatte es eine Witwe getroffen, die täglich mit ihrem Hund zum Friedhof gekommen ist. „Ich hatte gehört, dass sie nur diesen täglichen Weg gemacht hat und sonst nur zum Einkaufen vor die Tür gegangen ist. Ich habe einmal rund vier Stunden mit ihr auf einer Bank hier gesessen und versucht, ihr seelischen Beistand zu leisten“, berichtet Teich. „Ich hoffe, dass es mir halbwegs gelungen ist.“
Ein krasses Gegenstück dazu war sicher die Bestattung einer alten Dame, die außer ihrer Tochter keine Angehörigen hatte. „Der Pfarrer und der Bestattungsunternehmer, ein Arbeiter und ich haben eine halbe Stunde gewartet, dann sind nur wir vier hinter dem Sarg zum Grab gegangen. Das war eine deprimierende Angelegenheit“, erinnert sich Teich.
Eine pompöse Verabschiedung mit rund 300 martialisch gekleideten Gestalten gab es bei einer Trauerfeier für einen Rocker. „Das war wohl der größte Aufmarsch von Trauergästen, den ich bisher erlebt habe. Der Verstorbene ist dann aber nach Polen überführt worden.“
Bei der ständigen Konfrontation mit dem Tod gibt es Ereignisse, die den als Gärtner selbstständigen Reinhard Teich besonders mitgenommen haben. „Wenn ein kleiner Sarg mit einem Kind zu Grabe getragen wird. Das ist einfach furchtbar. Danach ist man bestimmt drei Tage lang zu kaum anderen Gedanken fähig“, meint er.
Traurig stimmt ihn, wenn Gräber nicht gepflegt werden. „Dann mache ich im Frühjahr die Wintergestecke selbst weg“, so Teich, der aber weiß, dass viele Hinterbliebene nicht am Ort wohnen und offensichtlich heutzutage wenig Zeit für die Grabpflege aufbringen können oder wollen. Sicher auch ein Grund für die Zunahme der Urnengräber oder Kolumbarien, von denen an der Eicker Straße schon zehn existieren. „Früher gab es fast ausschließlich Erdbestattungen, jetzt sind es rund 90 Prozent Urnen,“ weiß der 70-Jährige.
Reinhard Teich ist eine geschätzte Persönlichkeit in Niedersprockhövel. „Sehen Sie, das habe ich heute in meinem Briefkasten gehabt“, sagt er und zeigt einen kleinen Brief, in dem sich ein Ehepaar für die Gespräche auf dem Friedhof bedankt, die ihnen die Grabpflege erleichtert hätten.