Religionsvertreter aus aller Welt diskutieren über Frieden
Eine Tagung auf der Hardt thematisiert den Beitrag der Religionen zum friedlichen Miteinander. Die 90 internationalen Teilnehmer kommen aus christlichen, muslimischen und buddhistischen Gemeinden.
Wuppertal. „Wir alle stehen den Auswirkungen der Globalisierung gegenüber“, fasste Henriette Hutabarat-Lebang, Pastorin und Generalsekretärin der Christlichen Konferenz Asiens, aus Indonesien zusammen: „Wir müssen lernen, miteinander zu leben.“ Zuvor hatte sie geschildert, dass in den letzten Jahren das Zusammenleben in der multikulturellen Gesellschaft Indonesiens immer schwieriger geworden ist.
Sie ist eine der 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz „Friede unter den Menschen“, veranstaltet von den Evangelischen Kirchen im Rheinland und in Westfalen, der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) und der Deutschen katholischen Kommission Justitia et Pax.
Die zunehmende Zahl der Konflikte weltweit, in denen Religion eine Rolle spielt, sei Anlass für diese Konferenz gewesen, erklärte Jochen Motte von der VEM. Annette Kur-schus, Präses der Evangelischen Kirche in Westfalen, erklärte, dass Religionen sowohl das Potenzial hätten, Konflikte zu verstärken, als auch das, den Frieden fördern. Es gehe darum, dieses Potenzial zum Frieden zu stärken. Und Manfred Rekowski, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, betonte: „Das wirksamste Mittel für ein friedliches Miteinander ist Lernen durch Begegnung.“
Ein Beispiel dafür nannte Sheikh Fadhil Suleiman Soraga vom Sansibar Mufti Sekretariat nennen, selbst Opfer eines Säureanschlags von Gegnern der interreligiösen Verständigung. Die Insel Sansibar ist ein Teilstaat des afrikanischen Tansania, die meisten Bewohner sind Muslime. Lange seien andere Religionen respektiert worden, doch vor einigen Jahren habe es verstärkt gewaltsame Konflikte geben. Inzwischen gebe es interreligiöse Komitees. Sie hätten unter anderem verhindert, dass der Streit zweier kleinen Jungen Auslöser größerer Unruhen zwischen Christen und Muslimen wurde. Es gibt aber auch ganz alltägliche Begegnungen: „Wir spielen Fußball miteinander. Dann sehen die anderen, wie nahe wir uns sind.“
Erzbischof Ignatius Kaigama aus Nigeria, wo die islamistische Terrorgruppe Boko Haram Angst und Schrecken verbreitet, berichtete, dass er Christen und Muslime dazu aufruft, nicht gegeneinander zu kämpfen, sondern gemeinsam für Menschlichkeit. Es sei schwer, das gegenseitige Misstrauen zu überwinden, „Ich sage aber: Das ist möglich.“
Syafiq Mughni, Professor für Islamische Zivilisation in Indonesien, sagte: „Wir haben alle das gleiche Ziel: Wir kämpfen gegen den Extremismus. Es geht darum, wie wir unserer Religionen als Kräfte für den Frieden voranbringen.“
Die Teilnehmer erlebten am Freitag Podiumsdiskussionen zur veränderten Rolle der Religionen in der globalisierten Welt und der Rolle des Staates im Verhältnis zur Religion. Am Samstag stellen Vertreter aus Sri Lanka, Indonesien, Tansania, Nigeria und Deutschland Beispiele für gemeinsame Initiativen verschiedener Religionen für Frieden und Gerechtigkeit vor. Am Abend folgt eine Podiumsdiskussion zu Schlussfolgerungen zur Stärkung der Friedenspotenziale. Geplant ist auch eine Abschlusserklärung.
Am Sonntag werden die Teilnehmer von der Hardt bis zur Citykirche pilgern. Unterwegs werden unter anderem die Industrialisierung in Wuppertal, die Rolle des Pietismus dabei, Friedrich Engels und der geplante christlich-jüdisch-muslimische Friedhof erläutert. Der Pilgerweg soll zudem ein Zeichen für Frieden und Gerechtigkeit setzen.
Nach der Tagung nehmen 25 internationale Vertreter an einem Seminar zu Konfliktlösung und Menschenrechtsschutz teil. Darin geht es um etwa um das Design von Friedensprojekten und ihre Auswertung.