Riedel fliegt zum Mond
Das Wuppertaler Kommunikationsunternehmen unterstützt eine private Raumfahrt-Mission.
Wenn ein Mensch 30 Jahre alt wird, dann hat er sich vielleicht schon die ersten Sporen im Beruf verdient und macht sich bald auf zu neuen Ufern. Insofern ist es nur konsequent, wenn sich ein Unternehmen wie Riedel Communications, das in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert, demnächst ein Einsatzgebiet jenseits der Erde sucht. Im kommenden Jahr oder möglicherweise auch erst 2019 will der führende Anbieter von Intercom- und Übertragungstechnik eine private Mond-Mission unterstützen.
Das Unternehmen PT Scientists aus Berlin will mit einer unbemannten Landefähre auf dem Erdtrabanten Station machen und dort zwei Kettcar-große Fahrzeuge absetzen, die den Mond erkunden sollen. Dabei sollen sich die ferngelenkten Fahrzeuge auch auf die Suche nach den Resten des Mondautos der Apollo-17-Mission machen. Riedel wird das Projekt mit der Kommunikations- und Signalinfrastruktur ausstatten.
Nach dem Stratosphären-Sprung des Österreichers Felix Baumgartner, bei dem Riedel ebenfalls die Kommunikationstechnik umgesetzt hatte, ist es für das erfolgreiche Unternehmen der nächste Schritt in den Weltraum. „Wir sind bereits bestens vertraut mit dem positiven Druck bei anspruchsvollen Missionen“, erklärt die für Corporate Development zuständige Riedel-Managerin Jacqueline Voß. Robert Böhme, Gründer der PT Scientists, sieht in Riedel einen Partner, der „weiß, was es bedeutet, in einem technologisch höchst anspruchsvollen Umfeld zu arbeiten“.
Bis es soweit ist, stehen für Riedel aber noch zahllose - etwas erdnähere - Veranstaltungen an. Dazu zählt auch eine Feier: Anlässlich des 30. Geburtstags findet am 1. Dezember in Wuppertal ein großes Treffen statt, zu dem rund 2000 Gäste erwartet werden. Zu den Feierlichkeiten werden neben den Mitarbeitern auch zahlreiche Kunden und weitere Wegbegleiter der Firma kommen. Wobei der eigentliche Geburtstag schon mehr als ein halbes Jahr zurückliegt: Der fällt nämlich auf den 10. März 1987.
Da aber auch bei Riedel gilt „Erst kommt die Arbeit und dann das Vergnügen“, haben die Verantwortlichen gewartet, bis die Formel-1-Saison zu Ende ist. Schließlich sind bis zu 20 Kollegen von Riedel mit dem Formel-1-Zirkus unterwegs. Auch wenn das Unternehmen mittlerweile im Großformat feiert — Firmenchef und -gründer Thomas Riedel versteht sein Unternehmen immer noch als eine Art „Garagenfirma“, die mittlerweile einfach etwas mehr Raum benötigt. „Das Prinzip Garage treibt mich sehr um“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter. Gerade wenn ein Unternehmen erfolgreich sei, müsse es sich immer wieder selbst hinterfragen und nach technologischen Verbesserungen für seine Projekte suchen.
„Wir müssen uns diese Dynamik und Begeisterung erhalten“, sagt Riedel. Wer sich nicht innerhalb von fünf Jahren neu erfinde, werde bald von anderen in den Schatten gestellt. Die Digitalisierung bereitet Riedel — anders als vielen Firmenchefs deutscher Industriegiganten — wenig Sorgen. „Das ganze Thema ‚Medientechnik’ wird in den kommenden Jahren eher größer als kleiner“, ist er zuversichtlich. Es gebe auch in Zukunft „noch so viel zu tun, dass ich mir keine Sorgen mache, dass wir nichts zu tun haben“.
Weil zum erfolgreichen Arbeiten aber auch ein angenehmes Arbeitsklima im Büro gehört, wird derzeit das Hauptgebäude von Riedel auf dem ehemaligen Quante-Gelände renoviert und neugestaltet. Das Erdgeschoss und das zweite Obergeschoss sind bereits fertiggestellt und präsentieren sich großräumig und lichtdurchflutet, mit Ecken zur kreativen Besinnung und Wänden im Riedel-Rot. Im kommenden Jahr soll nun das erste Obergeschoss folgen — da, wo die Geschäftsführung ihren Sitz hat.
Bis zum Sommer sollten die Umbauarbeiten beendet sein, betont Riedel. Für 2018 steht der nächste runde Geburtstag an: Dann wird der Firmengründer 50 Jahre alt.