Keine technische Überarbeitung S28: Regiobahn wehrt sich gegen Kritik an neuen Fahrzeugen

Es werden Betriebsstörungen, Verspätungen und Ausfälle befürchtet, da es keine technische Überarbeitung der bayerischen Bahnen gegeben habe.

Foto: Golsch, Nikolas (nigo)

Nach der erfolgreichen Regiobahn-Premiere zwischen Mettmann-Stadtwald und Wuppertal Hauptbahnhof kommt der Lückenschluss bei den Pendlern gut an. Fast wie immer bei solchen Großprojekten ist die Freude aber nicht ungeteilt. In einschlägigen Bahnforen gibt es Kritik an den neu angeschafften Fahrzeugen. Bis zur künftigen Elektrifizierung des Streckennetzes mit einem Umfang von rund 45 Oberleitungskilometern setzt die Regiobahn Züge vom Typ Integral ein, die beim EU-weiten Wettbewerbsverfahren von der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) beschafft wurden. Laut der Regiobahn-Fahrbetriebsgesellschaft bieten diese die notwendige Beschleunigung, um im S-Bahn-Verkehr mitfahren zu können und entsprechen mit ihrer Einstiegshöhe von 76 Zentimetern bereits der künftigen Bahnsteighöhe der Stationen. 

Kritiker bemängeln dagegen, dass die gebraucht beschafften Fahrzeuge in Bayern schon länger keine gute Performance gehabt hätten und daher ausgemustert worden seien. Zudem habe es keine technische Überarbeitung gegeben. Daher werden Betriebsstörungen, Verspätungen und Ausfälle befürchtet. Die Regiobahn wehrt sich gegen die Kritik. „In Bayern hat es hauptsächlich Kupplungsprobleme gegeben, die wir hier nicht haben werden, weil die Integrale nur einzeln eingesetzt werden“, erklärt Sprecherin Sabine Hovermann. Zudem seien technische und personelle Leistungen der BOB-Werkstatt eingekauft worden, um einen möglichst reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. „Wir sind diesbezüglich sehr zuversichtlich“, so Hovermann. 

Die Regiobahn verweist auf Vorteile der BOB-Züge, wie die erhöhten Fahrgastkapazitäten von insgesamt 364 Personen pro Fahrzeug. Mittels Rollstuhlrampen werde mobilitätseingeschränkten Personen der Zutritt ermöglicht. Laut Regiobahn verfügen die Fahrzeuge über eine behindertengerechte WC-Anlage, moderne Fahrgastinformationssysteme und einen Mehrzweckbereich, der für Fahrräder und Kinderwagen genutzt werden könne.

Die erhöhten Kapazitäten begrüßt Sebastian Belz, der in Vohwinkel ein Verkehrsplanungsbüro betreibt. „Die neue Fahrzeuge sind fast doppelt so groß wie die bisherigen. Auch WC und 1. Klasse-Bereich sind klare Vorteile“, so der Experte. Er zeigt Verständnis für die Entscheidung der Regiobahn. „Ohne diese Integral-Fahrzeuge wäre eine Eröffnung gar nicht möglich gewesen“, sagt Belz. Gleichwohl verweist er darauf, dass die Fahrt von Mettmann bis Wuppertal Hauptbahnhof nicht wie von der Regiobahn angegeben zwölf, sondern 18 bis 20 Minuten dauere. „In zwölf Minuten wird maximal der Zoologische Garten erreicht“, so Belz. Bevor im Laufe des Frühjahrs alle Integrale zur Verfügung stehen, komme es nach seiner Einschätzung zu einem abwechselnden Einsatz mit den bisherigen Talent-Triebwagen.