Elberfeld Saatgut in Wuppertal verbindet Natur und Musik

Wuppertal · „Bergische Gartenarche“ verteilt Blumensamen bei Konzert der Wuppertaler Sinfoniker.

Auf dem Permakulturhof packten Musiker Saatgut-Tütchen. Als Geigerin brachte Ulrike Nahmmacher die notwendige Fingerfertigkeit mit.

Foto: Andreas Fischer/Fischer, Andreas H503840

. Als Cellistin beziehungsweise Geigerin bringen Christine Altmann und Ulrike Nahmmacher die notwendige Fingerfertigkeit mit. Insofern war ihr Einsatz vom Samstag keiner, der ihnen besonders schwergefallen sein dürfte. Die beiden Musikerinnen der Wuppertaler Sinfoniker und David J. Becher vom Orchesterbüro packten auf dem Permakulturhof „Vorm Eichholz“ mit Mitgliedern des Vereins „Bergische Gartenarche im Wupperviereck“ in gut zwei Stunden etwa 1000 Tütchen mit Samen.

Mit Schäufelchen schütteten sie jeweils einige Saatkörner in die weißen Tütchen, anschließend wurden die Tüten verpackt und mit Aufklebern versehen. Das Saatgut wird am kommenden Sonntag und Montag beim 5. Sinfoniekonzert der Wuppertaler Sinfoniker in der Stadthalle an den Mann oder die Frau gebracht. Die Verteilung der Samen sei „gratis, aber nicht umsonst“, sagte Helmut Leopold, der Schatzmeister bei der „Bergischen Gartenarche“ ist.

Das Saatgut stammt aus Privatgärten im Bergischen Land, wurde durch den Verein gesammelt und soll nun an kulturinteressierte Menschen weitergegeben werden. Zur Auswahl stehen die Sorten Roter Fingerhut, Kleinblütige Königskerze, Ringelblume und Nachtkerze. „Das sind Pflanzen, die auch auf dem Balkon und in Blumenkästen gezogen werden können“, betonte Schriftführer Michael Felstau. Auf jedem Tütchen finden sich zudem Informationen, die über die Pflanzen, den besten Standort und die Zeit der Aussaat informieren.

Die Kooperation zwischen der Gartenarche und den Musikern erfolgt vor dem Hintergrund, dass die Sinfoniker seit etwa zwei Jahren Mitglied im bundesweit aktiven Verein „Orchester des Wandels“ sind. Damit bekennen sich die Musiker zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit und unterstützen mit eigenen Aktionen entsprechende Initiativen. Mit der Saatgut-Aktion wolle man eine Verbindung zwischen Kultur und Natur aufzeigen und deutlich machen, dass sich Künstler auch für „so was Handfestes“ wie Natur- und Artenschutz einsetzen könnten, betonte Geigerin Nahmmacher.

Klimawandel und
Biodiversität vermitteln

Für Kollege Becher geht es bei der Aktion auch um die Frage, wie man ein so wichtiges Thema wie den Schutz von Natur und Umwelt dem Publikum nahebringt, ohne die Menschen abzuschrecken oder zu überfordern. Begriffe wie „Klimawandel“ und „Biodiversität“ könnten mit der Aktion besser vermittelt werden.

Jeder Besucher und jede Besucherin könne die Tütchen mit nach Hause nehmen, dort die Samen selbst säen und die unmittelbare Erfahrung machen, was dann nach einiger Zeit aus der Erde wächst. Das stärke die Idee, die sich die Gartenarche als Verein auf die Fahne geschrieben habe, erklärte die Vorsitzende Nadja Hildebrand: „Uns geht es um die Pflege und die Erhaltung von Saatgut heimischer Pflanzen.“

Die Tütchen mit den Samen werden am 15. und 16. Januar im Foyer der Stadthalle an einem Stand der „Bergischen Gartenarche“ verteilt. Bei Bedarf erhalten die Besucher auch noch Tipps von den Experten zu der Pflege und Vermehrung des Saatgutes. Und um die Brücke zur Kunst zu schlagen, wird bei dem Konzert mit dem Titel „Jetlag“ auch Mahlers 1. Sinfonie gespielt: Eine Komposition, in der auch Naturlaute zu hören sind. Auf dem Programm in der Stadthalle steht an den beiden Tagen zudem das Klavierkonzert Nr. 17 von Wolfgang-Amadeus Mozart. Solistin ist die Pianistin Angela Hewitt. Die musikalische Leitung hat Generalmusikdirektor Patrick Hahn.