Premiere der Rocky Horror Show Schrille Vögel und Konfettiregen
„Rocky Horror Show“ feierte Premiere: Das Publikum war begeistert und durfte sich aktiv am Stück beteiligen. Verkleidungen waren aber die Ausnahme, fielen zuweilen aber dennoch spektakulär aus.
Wuppertal. In so legerer Kleidung würde Jennifer Cox sonst vermutlich selten in die Oper gehen, doch an diesem Abend ist das erlaubt. In ihrem sehr luftigen Corsagenkleid und den Federn im Haar passt die 41-Jährige an diesem Freitagabend gut ins Programm: Schließlich wird das Kultstück „Rocky Horror Show“ aufgeführt — und da gehören ein schrilles Outfit und ein Publikum dazu, das die skurrile Handlung auf der Bühne (oder wahlweise auch in der Filmadaption) mit Kommentaren, Handlungen und Wurfeinlagen begleitet.
„Ich bin mit meiner Mutter als 16-Jährige in Essen in die ‚Rocky Horror Show’ gegangen. Damals war das so ein tolles Erlebnis“, sagt Cox. Obwohl: Etwas verstörend sei es auch gewesen. „Ich war damals richtig geschockt, dass die Leute einfach Sachen auf die Bühne warfen“, sagt sie. Mittlerweile hat sie aber verstanden, dass das etwas ungebührliche Verhalten des Publikums zur Choreographie des Kult-Musicals gehört. Und seit dem Besuch des Musicals habe sie auch einen „Fimmel für Unterwäsche“, räumt sie lachend ein.
Begleitet wird die 41-Jährige an diesem Abend von Ehemann Markus: Er hat eine senffarben-goldene Hose sowie ein Jackett an und wirkt neben seiner Gattin doch etwas gesitteter. „Ich bin die Janet nach ihrer Verwandlung, mein Mann ist der zivile Rocky“, erklärt sie mit Verweis auf die Handlung des Musicals. Die Stimmung in dem Stück sei „super“, sagen die beiden. Allerdings hätten sie auch den Eindruck, dass sich so mancher Premierengast etwas schwer mit dem Musical von Richard O’Brien tut. Schließlich erzählt es von einem jungen Paar, das nach einer Autopanne in ein ominöses Schloss gerät und dort Erfahrungen macht, die die sexuelle Orientierung und das dahinter stehende Weltbild etwas durcheinander bringen.
Auch das Publikum ist bei der „Rocky Horror Show“ gefordert, es spielt eine wichtige Rolle, ein bisschen ist es wie bei einem Kasperletheater für Große. Um all jene ins Bild zu setzen, die sich mit der Choreographie nicht so genau auskennen, gibt es bei den Aufführungen im Opernhaus eine detaillierte Anleitung, wie sich das Publikum in welcher Szene zu verhalten hat. Die Instruktionen sind Bestandteil einer „Rocky-Fan-Tüte“, die die Besucher im Foyer der Oper erstehen können (Kostenpunkt: vier Euro). In der Tüte finden sich unter anderem Reis, Konfetti, eine Wasserpistole, Klopapier und ein symbolischer Toast in Gestalt eines Bierdeckels.
Eine der Tüten hält auch Angela Ebeling in der Hand, die mit ihrem Ehemann, ihrem Sohn Max und dessen Freund David in das Opernhaus gekommen ist. Wie die meisten anderen Premierenbesucher ist auch die Familie Ebeling nicht kostümiert „Wir wussten gar nicht, dass wir uns verkleiden sollten“, sagt Angela Ebeling etwas unsicher. Ansonsten gefalle ihr das Stück aber sehr gut. Auch Sohn Max ist begeistert: „Ich kannte den Film bislang nicht, aber das Stück macht trotzdem Spaß. Das ist besser, als nur dazusitzen und zuzuschauen“, sagt der 18-Jährige. Als kleines Andenken an die unkonventionelle Aufführung trägt er immerhin noch etwas Konfetti auf der Schulter.
Ansonsten sind die modischen Verweise auf die „Rocky Horror Show“ unter den Premierengästen vergleichsweise rar gestreut. Grob geschätzt bei etwa jedem zehnten Gast findet man dezente oder auch deutlichere Hinweise auf das schrille Treiben. Der eine trägt einen bunten Hut, die andere schrille Kleider, manch einer hat sich ein in der Fan-Tüte mitgeliefertes „Knicklicht“ um den Hals gehängt, ein anderer führt bunt gefärbte Haare vor. Der wohlmeinende Hinweis des Theaters an die Zuschauer, bitte keine „eigenen Fan-Utensilien“ in die Show mitzubringen, wirkt da doch etwas übertrieben.
Viele der Gäste, die im Übrigen nicht nur aus Wuppertal, sondern auch aus anderen Städten der Region ins Opernhaus gekommen waren, kannten das Stück bereits aus anderen Vorführungen. Besonders gut kommen die „schrille Musik“ und der Umstand, dass das Publikum bei den Aufführungen so gefordert wird, an.