Schulen: Eltern zahlen fürs "Geschäft" ihrer Kinder
Die Ausdehnung des Unterrichts in den Nachmittag stellt die Schulen vor viele Probleme – auch hygienische.
Wuppertal. Ein Zehner für jeden Toilettengang - in einer Gesamtschule im benachbarten Haßlinghausen geht es zu wie auf einer Autobahn-Raststätte. Wer muss, muss zahlen, wenn auch nicht so viel wie im Fernverkehr. Als Gegenleistung finden die Schüler zumutbare sanitäre Bedingungen vor, was für viele jeden Cent wert ist.
Wuppertaler Schulen hingegen behandeln den Stoffwechsel ihrer Schützlinge durchaus unterschiedlich. In Ganztagseinrichtungen geht es auch nicht ohne Cash, wenngleich der Obolus fürs selten stille Örtchen nicht pro Besuch, sondern in der Regel über den jeweiligen Förderverein pro Schuljahr erhoben wird. Von dem Geld können die Einrichtungen dann eine Toilettenkraft auf 400-Euro-Basis einstellen, die die Keramik sauber hält.
Nicht alle Eltern sehen hingegen ein, für die Notdurft in der Schule zahlen zu müssen. "Wahrscheinlich müssen demnächst auch die Kosten für das Reinigungspersonal dieser Schule von den Eltern übernommen werden", heißt es in einem Brief an die WZ, abgeschickt von Eltern, deren Schützling das Ganztagsgymnasium Johannes Rau besucht.
"Keineswegs", beruhigt da Schulleiter Werner Schlesinger. Die Eltern würden um einen freiwilligen Beitrag von zehn Euro pro Jahr gebeten. So komme genügend Geld zusammen, um die Johannes Rau-Toilettenfrau zu finanzieren. Man habe da nach dem Vorbild der Gesamtschule Vohwinkel gehandelt, so Schlesinger.
Dass die gute Seele mit dem Wischlappen zwingend notwendig ist, daran lässt Schlesinger keinen Zweifel. Die Reinigungskolonne der Stadt erreicht das Gymnasium erst um 16 Uhr - zu spät für eine akzeptable Toiletten-Situation. "Wenn aber früher nichts passiert, sieht es spätestens ab elf Uhr traurig in den Kabinen aus", weiß Schlesinger. Deshalb sorgt die Hilfskraft für Sauberkeit. Seitdem gibt es keine Probleme mehr.
Vergleichbar ist die Situation in der Gesamtschule Else Lasker-Schüler. Zwei fleißige Reinigerinnen sind dort ständig unterwegs, um die Toiletten in Schuss zu halten. Und das sei bitter nötig, leider. Die Eltern zahlen für den Rundumservice vier Euro pro Jahr. Ein durchaus moderater Preis, wie man in der Schule findet.
Mit der Toiletten-Gebühr werden sich mittel- bis langfristig die meisten weiterführenden Schulen auseinandersetzen müssen. Der Grund ist die schrittweise Erweiterung der Übermittag-Betreuung.
Mehr Unterricht am Nachmittag, dazu ein warmes Mittagessen - das bringt die meisten Sanitäreinrichtungen an die Kapazitätsgrenzen.
Auf die Stadt können Schulleiter, Fördervereine und Eltern dabei nicht zählen. Für eine Erweiterung der Reinigungsintervalle hat Schuldezernent Matthias Nocke (CDU) kein Budget. "Da müssen sich die Schulen selbst helfen", so der Dezernent. Man lege aber größten Wert darauf, dass die Anlagen technisch funktionieren. Für Reparaturen ist also gesorgt, für die Sauberkeit müssen die Eltern herhalten. "Erziehung auf Gegenseitigkeit", nennt das Nocke.
Genau daran wird unter anderem am Gymnasium Bayreuther Straße gearbeitet. Auch dort soll eine 400-Kraft eingestellt werden, um für Sauberkeit zu sorgen. Die Finanzierung soll gemeinschaftlich getragen werden - von den Eltern.