Gefahr auf dem Gehweg Sehbehinderte Wuppertalerin stürzt wegen E-Scooter - und kämpft jetzt für schärfere Regeln

Wuppertal · Susanne Famulla sammelt Unterschriften, weil sie die falsch abgestellten Fahrzeuge stören.

Für die sehbehinderte Wuppertalerin Susanne Famulla sind falsch abgestellte Leih-E-Scooter geradezu gefährlich geworden.

Foto: Jasmin Janson

Falsch abgestellte Leih-E-Scooter im Stadtgebiet sind vielen Menschen seit längerem ein Dorn im Auge. Für die sehbehinderte Wuppertalerin Susanne Famulla ist dies geradezu gefährlich geworden. Am Dienstag, 22. April, war sie mit Langstock und ihrem Blindenführhund Toffee auf dem Rott unterwegs. Sie wollte zur Apotheke, die Hündin Toffee führte sie über die Straße und wollte sie an einem E-Scooter vorbei leiten. Der stand quer zwischen Poller und Blumenkübel. „Ich blieb mit dem Stock hängen, und hätte ein Passant mich nicht aufgefangen, wäre ich auf den Asphalt geknallt“, erinnert sich die 62-Jährige.

So verletzte sie sich nur leicht am Schienbein. Ein Vorfall, der sie dazu antrieb, aktiv zu werden. „Als ich 16 Jahre alt war, habe ich mein erstes Mofa bekommen – ich brauchte aber einen Führerschein“, erzählt sie. „Ich finde, die Nutzer sollten für E-Scooter auch einen Führerschein machen müssen“. Nun sammelt sie Unterschriften für eine Verschärfung der E-Scooter-Regeln. Rund 500 hat sie bereits gesammelt. Die Unterschriftenlisten liegen beim Eiscafé Claudio, in der Eschen-Apotheke und der Postfiliale aus. „Je mehr, desto besser“, sagt sie. „Ich mache das nicht nur für mich alleine“, sagt sie. Sondern für all diejenigen, die sich ebenfalls an den falsch abgestellten E-Scootern stören.

In ihrer Wahrnehmung fahren die E-Scooter auch schneller als die erlaubten 20 km/h. Sie schlägt daher einen „Blitzermarathon“ vor. Nach dem Vorfall mit dem E-Scooter habe sie sich auch an die Stadt gewandt. Da sei ihr jedoch mitgeteilt worden, dass die Stadt nicht für die falsch abgestellten E-Scooter verantwortlich sei. „Das ist die Gesetzeslücke, die ich schließen will“, sagt Famulla. Famulla sammelt jetzt auch in der Fußgängerzone Unterschriften. Auch bei „Barmen geht live“ wird sie unterwegs sein. „Ende Mai bin ich bei der SPD zum Gespräch eingeladen. Bis dahin möchte ich noch eine ganze Menge zusammenbekommen“, versichert Famulla.

Auf Nachfrage der WZ teilte eine Lime-Unternehmenssprecherin mit: „In Wuppertal gelten klare Parkregeln für E-Scooter, die wir in der App und auf unserer lokalen Webseite kommunizieren“. Nutzer dürfen ihre Fahrt nur in den dafür freigegebenen Bereichen beenden, die in der Lime-App eindeutig gekennzeichnet sind. „Am Ende jeder Fahrt muss ein Foto des korrekt geparkten Fahrzeugs hochgeladen werden – andernfalls lässt sich die Miete nicht beenden“. Diese Maßnahme diene der Kontrolle und fördere regelkonformes Verhalten. Die Fahrzeuge würden regelmäßig vom geschulten Lime-Team vor Ort überprüft und nötigenfalls umgestellt. „Darüber hinaus ist unser lokales Team in Wuppertal täglich im Einsatz, um eine sichere und ordnungsgemäße Nutzung der Fahrzeuge zu gewährleisten.“

Wird ein Verstoß festgestellt – sei es durch einen Mitarbeiter oder durch Meldungen Dritter –, setze das Unternehmen auf ein konsequentes Maßnahmenpaket. Das reiche von Verwarnungen bis hin zur Sperrung von Nutzerkonten bei wiederholtem Fehlverhalten. Zudem könne man Strafgebühren erheben.

Dennoch komme es vereinzelt vor, dass Dritte ordnungsgemäß abgestellte Fahrzeuge umstoßen oder versetzen. In solchen Fällen erfassen operativen Teams von Lime die Fahrzeuge im Stadtgebiet regelmäßig neu, stellen sie sicher ab und dokumentieren Vorkommnisse entsprechend. „Wir arbeiten mit den Städten daran, die Infrastruktur so zu verbessern, dass ordnungsgemäßes Parken auch langfristig sichergestellt werden kann“, so die Sprecherin weiter.

Das Unternehmen gibt an, kontinuierlich in technische Lösungen wie Geofencing und bildbasierte Parkraumerkennung zu investieren. „In vielen Städten testen wir zudem KI-gestützte Systeme, um korrektes Parkverhalten besser zu erkennen.“ Darüber hinaus arbeitet Lime mit den Städten an der Ausweisung fester Abstellflächen – diese erwiesen sich als das effektivste Mittel für regelkonformes Abstellen.