Wuppertaler Tafel Nach Durchsuchungen bei der Tafel stellt sich der Verein neu auf
Wuppertal · Verdacht der Untreue und des Betrugs: Deswegen haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag die Wuppertaler Tafel und die Wohnung eines Leitenden Angestellten durchsucht.
Polizei und Staatsanwaltschaft haben am Donnerstag, 1. April, Durchsuchungen bei der Wuppertaler Tafel Am Kleinen Werth und an der Privatadresse eines Leitenden Angestellten an der Talstraße vorgenommen. Es besteht der Verdacht der Untreue und des Betrugs. Der Betrieb der Tafel läuft ungeachtet der umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft weiter.
Bei dem Mitarbeiter der Wuppertaler Tafel handelt es sich, laut Staatsanwaltschaft, um einen 33 Jahre alten Wuppertaler. Gegen ihn besteht der Verdacht, in „nicht unerheblichem Umfang“ gespendete Lebensmittel aus den Räumen der Tafel entfernt und diese gewinnbringend verkauft zu haben. Zudem soll er dafür gesorgt haben, dass einer anderen Person gerichtlich als Bewährungsauflage auferlegte Arbeitsstunden bescheinigt worden sind, die tatsächlich nicht geleistet worden seien.
Rechtsanwalt Stephan Ries, der vom Amtsgericht auf Antrag des Jobcenters Anfang März zum Notvorstand des Vereins bestellte Vorsitzende, sagt: „Wir haben diesen Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wird die Wuppertaler Tafel das Arbeitsverhältnis kündigen“. Als Gläubiger hatte das Jobcenter das Recht, einen Notvorstand zu beantragen. Es sei glaubhaft vorgetragen worden, „dass die Bestellung des Notvorstandes dringend erforderlich sei, um Schaden insgesamt abzuwenden“, so das Amtsgericht in seiner Begründung.
Die Ermittlungen erstrecken sich außerdem auf Leistungen des Jobcenters, die möglicherweise an die Tafel ohne Vorliegen der Förderungsvoraussetzungen geflossen sind. So sollen etwa Seminare zur beruflichen Wiedereingliederung von der Tafel über das Jobcenter abgerechnet worden sein, obwohl diese nicht in der gebotenen Art und Weise veranstaltet wurden. Die in diesem Zusammenhang geführten Ermittlungen richten sich laut Polizei und Staatsanwaltschaft aktuell nicht gegen namentlich bekannte Personen.
Die Wuppertaler Tafel soll am 22. April neu aufgestellt werden
Mit der Durchsuchung soll geklärt werden, ob tatsächlich Fördergelder zu Unrecht geflossen sind, dies gegebenenfalls mittels gefälschter Belege geschah und wer gegebenenfalls dafür verantwortlich ist. Bei den Durchsuchungen an der Wohnanschrift des Tatverdächtigen sowie in den Büroräumen der Wuppertaler Tafel seien neben Datenträgern auch mehrere Umzugskartons an Unterlagen sichergestellt werden. Die umfangreichen Ermittlungen dauern an.
Der Verein Wuppertaler Tafel befindet sich seit Monaten in einer schwierigen Phase der Umstrukturierung und kommt nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus. So trat der Beirat der Wuppertaler Tafel komplett zurück, nachdem die Gespräche zwischen den Beiratsmitgliedern und Wolfgang Nielsen, dem Gründer der Tafel, über eine neue Führungsstruktur gescheitert waren. Der Beirat hatte die Einsetzung eines hauptamtlichen Geschäftsführers gefordert, wies zudem auf Unregelmäßigkeiten und Missstände hin. Nach Berichten in den Medien nahm die Staatsanwaltschaft zu Beginn des Jahres die Ermittlungen auf.
Inzwischen, so Stephan Ries, sei unabhängig vom Einsatz von Polizei und Staatsanwaltschaft Bewegung in die Sache gekommen. Wolfgang Nielsen habe einer Reform der Tafel zugestimmt, die zum Beispiel einen professionellen Geschäftsführer vorsieht. Über die Änderungen sollen die Mitglieder am 22. April in einer Versammlung entscheiden. Auf der Tagesordnung steht auch die personelle Neuaufstellung mit der Wahl eines komplett neuen Vorstands. Ziel sei es, die Tafel in ihrer so wichtigen sozialen Versorgungsfunktion für Wuppertal zu erhalten. Wolfgang Nielsen soll dem Verein als neuer Ehrenvorsitzender erhalten bleiben.