Umwelt „Tschüss, Kröte!“
So sieht praktischer Umweltschutz aus: Kinder und ihre Eltern helfen den Tieren sicher über die Straße.
Die Sonne ist untergegangen, an der Bendahler Straße sind schon die Laternen an. Auf dem Weg bergan scheinen im Dunklen weitere Lichter auf. Das erste blinkt und gehört zu einem Verkehrszeichen: Allgemeine Gefahrenstelle. Das kleine weiße Schild darunter zeigt eine große schwarze Kröte. Weiter hinten bewegen sich weitere Lichter. Beim Näherkommen sieht man, es sind Taschenlampen. Rund 15 Erwachsene und knapp zehn Kinder stehen um Susanne Varnhorst herum. Sie ist vom Ressort Umweltschutz, das sich zusammen mit der Station Natur und Umwelt um die Krötenwanderung kümmert. Und die Menschen sind gekommen, um bei der Krötenwanderung zu helfen.
Wieso helfen? Schaffen die Kröten den Weg von ihrem Winterquartier im Wald zu dem Teich in dem kleinen Park, wo sie laichen wollen, nicht alleine? Ein kleines Mädchen meldet sich: „Sonst fahren die Autos auf die drauf!“ Um sie vor diesem Schicksal zu bewahren, haben Freiwillige im Ökologischen Jahr Krötenzäune aufgestellt. Sie ziehen sich entlang der Bendahler Straße bis hinauf zum Parkplatz vor dem Restaurant Kriegsfuß und ein gutes Stück die Schuwanstraße rauf. Dahinter müssen die Kröten warten, bis Menschen mit Eimern kommen und sie mitnehmen.
Erwachsene und Kinder schwärmen aus, um mit den Taschenlampen hinter die Zäune zu leuchten. Trotzdem muss man manchmal genau hinsehen. „Die sind super getarnt“, sagt ein Mann. „Da sitzt eine“, sagt seine Begleiterin. Er leuchtet, und sie steigt über den Zaun, um die Kröte in ihren Eimer zu sammeln. „Man kann aber auch viele andere Tiere entdecken“, sagt sie. Und zeigt auf einen kleinen Tausendfüßler, der versucht, aus dem plötzlichen Lichtschein zu entkommen. Warum sie das machen? „So kann man als Mensch ganz einfach etwas für die Umwelt tun“, sagt er.
Ein Sekret auf der Haut der Kröten soll Fressfeinde abschrecken
Vor dem Start hatte Varnhorst erklärt: Die Kröten ziehen los, wenn es abends und nachts nicht unter 7 Grad kalt wird. Ein Sekret auf der Haut soll Fressfeinde abschrecken. Achtung, nicht mit den Händen nach Krötenkontakt die Augen reiben! Wenn eine quakt, ist es ein Männchen. Das will mögliche Partnerinnen beeindrucken. Die nehmen dann schon mal den Auserwählten auf der Wanderung zum Teich huckepack. Tatsächlich kann man Kröten im Doppelpack sehen, von denen sich einige offenbar gerade im Eimer kennen gelernt haben.
Am Ufer sammeln sich Menschen mit Eimern. Im Licht der Taschenlampen sieht man Kröten, die wie Brustschwimmer davonziehen oder gleich erstmal abtauchen. „21, 22, 23 …“, zählt ein Mann mit, als er seine Kröten aussetzt. Bis 28 kommt er, dann ist der Eimer leer. Auch Jutta (7) und Iljana (5) haben einige mitgebracht. „Die haben sich schon den ganzen Tag darauf gefreut“, sagt ihre Mutter. „Und sogar ein Bild gemalt, wie es wohl sein wird.“ Ganz vorsichtig heben die beiden ihre Kröte aus dem Eimer und entlassen sie in den Teich. Schnell verschwindet sie in der Dunkelheit. Die Mädchen sehen ihr nach: „Tschüss, Kröte!“