Nordmanntanne & Co. So läuft der Weihnachtsbaumverkauf in Wuppertal und Umgebung (mit Video)
Wuppertal · Trotz Inflation bleibt der Weihnachtsbaum eine Tradition, bei der die Menschen im Bergischen nicht sparen. Wo man seinen Baum noch selbst schlagen kann und wie es den Händlern in Krisenzeiten geht.
Der Frost knistert unter den Stiefeln und der Atem hängt als silbriger Nebel in der eiskalten Luft. Es duftet nach Fichten, nach Holz, nach Weihnachten. Die schlanke Säge liegt gut in der Hand. Schön waagerecht halten, nicht zu weit oben abschneiden, um den Baum am Zielort noch aufstellen zu können. Es kostet aber doch ein wenig Überwindung, am Fuß der schönen Korea-Tanne mit den weichen Nadeln anzusetzen. Die Späne wirbeln hoch, als die scharfen Zähne durch das Holz sägen. Eine gute Minute dauert es, bis der Stamm durchtrennt ist. Susanne Jäger von der Gartenbaumschule Jäger in Ronsdorf schafft es locker in fünf Sekunden, einen Baum durchzusägen.
Die Nordmanntanne bleibt am beliebtesten
Bei der Gartenbaumschule Jäger gibt es fünf Sorten von Weihnachtsbäumen, die man kaufen kann: die Rotfichte, die Serbische Fichte, die Edel-Tanne, die Korea-Tanne und die bekannte Nordmanntanne. „Die ist eigentlich der beliebteste Baum, wobei auch viele unserer Kunden gern mal wieder eine Fichte haben möchten“, erzählt Jäger. „Der Vorteil der Fichte ist, dass sie immer richtig schön duftet.“ Dafür kann die Fichte beim Schmücken aber mehr piksen, während die Nordmanntanne eher flauschige, weiche Nadeln hat. Geschmückt sehen jedoch alle Bäume hübsch aus.
Beim Weihnachtsbaumverkauf der Gartenbaumschule Jäger gibt es zahlreiche, bereits geschlagene Weihnachtsbäume. Bis die Bäume eine Höhe von etwa 1,80 Meter bis zwei Meter haben, dauere es gut acht bis zehn Jahre. Die größeren Weihnachtsbäume, etwa solche, die in Kirchen aufgestellt werden, wachsen entsprechend länger.
Das ganze Video vom Sägen des Weihnachtsbaums gibt es auf dem YouTube-Kanal der WZ zu sehen.
Auch in Radevormwald bei Kirabaum können die Kunden die Bäume selbst schlagen. „Wir haben knapp 1000 Bäume“, berichtet Sven Otto, der mit seiner Familie den Betrieb führt. „Mal wird die Hälfte selbst geschlagen, mal liegt das Verhältnis bei 30 zu 70 Prozent“, erklärt er. Er habe die Preise leicht erhöhen müssen, da die Kosten ebenfalls gestiegen sind – der Meter liegt nun bei 21 Euro. Bisher merke Otto noch nicht, dass aufgrund der Krisen und der Inflation weniger Bäume verkauft werden. „Krisenjahre sind Weihnachtsbaumjahre, weil die Leute es sich zum Jahresende noch einmal schön machen wollen“, lautet die Erklärung. Die Bäume brauchen nicht nur Pflege, damit sie eine schöne Form bekommen, sondern auch Wasser: „Der trockene Sommer war nicht gut“, erläutert Otto. „Aber ich glaube, wir müssen uns daran gewöhnen.“
Die Weihnachtsbäume bei der Gartenbaumschule Jäger sehen üppig aus, doch die anhaltende Trockenheit in diesem Jahr hat auch sie getroffen. „Wir empfehlen, dem Baum ein bisschen zu helfen, ihn immer wieder mit Wasser anzusprühen“, berichtet Jäger. Vor allem, wenn der Baum schon im Wohnzimmer steht. „Da ist es eher mal warm und der Baum hat eine höhere Verdunstung.“
Kaufen oder selbst schlagen? Die Auswahl ist groß
Auf dem Hof Flehinghaus in Sprockhövel werden die Bäume auf dem Hof verkauft, selbst schlagen kann man hier nicht. Katrin Flehinghaus sagt, dass der Weg zum Feld einfach zu weit wäre. Sie bieten zwar auch andere Sorten an, doch die klassische Nordmanntanne würde am häufigsten verkauft. „Die Preise sind gleich geblieben“, sagt sie, der Meter liegt bei 18 Euro. Noch bis Heiligabend mittags verkauft die Familie Weihnachtsbäume auf dem Hof, bevor der Verkauf bis zum nächsten Jahr wieder ruht.
Bei der Gartenbaumschule Jäger gibt es keine festen Preise für die Weihnachtsbäume. „Wir probieren, unsere Preise zu halten“, sagt Jäger. Obgleich es Preissteigerungen in sämtlichen Lebensbereichen gibt, hat sie nicht feststellen können, dass nun Menschen an den Weihnachtsbäumen sparen. „Vielen Kunden ist das Weihnachtsfest nach wie vor sehr wichtig und dann wird da auch das Geld für ausgegeben.“
In Solingen werden auf dem Bauernhof Meinsma ebenfalls Weihnachtsbäume verkauft – allerdings werden sie aus dem Sauerland ins Bergische importiert, weil dort die Anbaumöglichkeiten optimal sind, erklärt Landwirt Marc Meinsma. „Wir haben das Gefühl, dass wir genauso viele Bäume verkaufen wie sonst“, sagt er über das Krisenjahr. In Solingen kostet der Meter 24 Euro: „Die Energiekosten sind gestiegen“, sagt Meinsma. „So ein Baum wächst um die zehn Jahre, der Diesel ist um ein Drittel teurer geworden – sodass auch das Mähen und die Ernte teurer geworden sind.“
Die kleine, aber feine Korea-Tanne, die die Westdeutsche Zeitung gesägt hat, ist rund 1,50 Meter hoch. Preislich stuft Susanne Jäger den Baum auf 30 Euro ein. Kaum ist die Tanne ausgemessen worden, findet sich auch schon ein begeisterter Käufer. Der Baum wird durch die Trommel geschoben und sicher in einem Netz für den Transport verpackt. Weihnachten kann also kommen.