Krankenhausatlas So lange dauert in Wuppertal die Fahrt in ein Krankenhaus

Laut Statistik brauchen die Wuppertaler höchstens 20 Minuten ins Krankenhaus. Dabei liegen alle Kliniken im Norden der Stadt.

Die Krankenhäuser sind in Wuppertal innerhalb von 20 Minuten zu erreichen. Für Rettungswagen noch schneller.

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20 Minuten bis zum nächsten Krankenhaus, mehr nicht. Solange braucht man in Wuppertal. Das geht aus einer grafischen Darstellung der Krankenhausstandorte und deren Erreichbarkeit hervor – dem Krankenhausatlas der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.

Wer den Atlas aufmacht, sieht erst einmal eine Deutschland-Karte mit vielen roten Kreuzen, den Krankenhausstandorten. Die Karte ist gelb, orange und rot – daneben die Legende, welche Farbe für welche Fahrtzeit zu einem Krankenhaus steht. Gelb für 15 bis 20 Minuten, orange für bis zu 30, hellrot für bis zu 45 und dunkelrot für bis zu 60 Minuten.

Wer auf Wuppertal zoomt, findet diese Farben kaum. Die Karte ist blau (bis 5 Minuten), petrol (bis 10 Minuten) und grün (bis 15 Minuten) und nur in wenigen Abschnitten gelb (bis 20 Minuten) – etwa zwischen Laaken und Sondern oder bei Kuchhausen.

Die Krankenhäuser Wuppertals sind alle im Norden der Stadt zu finden. Das Agaplesion Bethesda an der Hainstraße, St. Anna an der Vogelsangstraße, St. Josef an der Bergstraße, das Petrus Krankenhaus an der Carnaper Straße und das Helios Klinikum an der Heusnerstraße und auch die Klinik an der Arrenberger Straße liegt nicht im Süden. Wobei nicht alle Standorte einzeln angegeben sind.

Eine Unterversorgung des Wuppertaler Südens gibt es aber – laut Farbskala – nicht. Zum einen weil die Standorte innerhalb von 20 Minuten erreichbar sind. Zum anderen auch, weil Krankenhäuser im Umland im Einzugsgebiet liegen – Haan, Solingen, Remscheid, Schwelm.

Die Standorte der hiesigen Krankenhäuser sind historisch gewachsen. Das Helios-Klinikum in Barmen gab es als „Städtische Krankenanstalten Barmen“ schon seit 1907. Das Bethesda an der Hainstraße wurde 1929 bezogen – aber schon 1890 wurde unter dem Dach des „Bethesda Vereins für allgemeine Krankenpflege zu Elberfeld“ ein Krankenhaus in der Nordstadt eröffnet. Das Petruskrankenhaus wurde 1901 eingeweiht, wo schon 1854 die Schwestern vom Hl. Karl Borromäus aus Trier einen Vorgängerbau errichtet hatten, um dort die Armen aus Barmen zu versorgen.

Rettungswachen sind wichtiger als Krankenhausstandorte

Neue Krankenhäuser gibt es nicht. Dafür spezialisieren sich die vorhandenen immer mehr, bauen aus, investieren Millionen. Das Land kann das über den Krankenhausplan steuern. Darin stellt das Land Rahmenvorgaben auf, die regional umgesetzt werden. Aber das Land kann auch darüber hinaus eingreifen, etwa durch Förderungen. „Für Maßnahmen der Schließung oder Konzentration stehen den Krankenhausträgern Fördermittel aus dem Bundesstrukturfonds und Mittel der Einzelförderung zur Verfügung“, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, den Fokus der Maßnahmen.

Dass die Stadt aber wegen der lokal ungleich verteilten Standorte in Teilen unterversorgt sein könnte, wird negiert. Eine Sprecherin des Helios Klinikums verweist bei der Frage danach auf den Rettungsdienst, der die Krankenhäuser eben in den grafisch dargestellten Zeiten erreichen könne. Die Versorgung von Notfällen könne durch die vorhandenen Krankenhäuser erbracht werden.

Auch eine Sprecherin des Bethesda Krankenhauses verweist darauf, dass man lokal vor allem für Menschen in Elberfeld, Vohwinkel, Varresbeck und Cronenberg da sei. Aber im Notfall sei der Rettungsdienst relevanter als der Krankenhaus.

Der Rettungsdienst ist eine andere Baustelle. Die Rettungsdienste sorgen für die Erstversorgung von Patienten. Nach der Änderung des Rettungsdienstbedarfsplans müssen Rettungskräfte jetzt in acht statt zehn Minuten vor Ort sein. Deshalb muss die Stadt fünf neue Rettungswachen einrichten. Der Beschluss für die Grundstücksankäufe und Neubauten fiel am 20. Mai in der Ratssitzung. Damit soll die Notfallversorgung aller in der Stadt sichergestellt werden.

Für Andreas Schemann, den Organisatorischen Leiter Rettungsdienst bei der Feuerwehr, sind die Rettungswachen für den Notfall wichtiger als die Krankenhäuser. Von diesen fahren die Rettungswagen los – mit Notärzten und Sanitätern aus den Rettungswachen, der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen. Dann werden die Patienten an Ort und Stelle versorgt, bis sie transportiert werden können.

Dann geht es ins Krankenhaus. Die Kliniken sind laut Schemann „sehr gut erreichbar“. Über die Talachse, die A46 oder den Tunnel Burgholz. Zumal die Rettungswagen mit Blaulicht und Sirene fahren dürfen. Einen Mehrbedarf an Krankenhäusern sieht er nicht. Wichtiger sei die Personal- und Ausstattungslage der Rettungswachen. Und die Wege und Rückwege der Wagen seien da mit eingerechnet.