Elefantengeburt im Zoo So reagiert Wuppertals Elefantenfamilie auf den Nachwuchs

Wuppertal · Das neugeborene Elefantenkind durfte am Samstag schon aufs Außengelände. Die Pfleger erzählen, wie die anderen Tiere mit dem Kleinen umgehen.

Der niedliche Elefant begeistert die Zoobesucher.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Wuppertals jüngstes Elefantenkind darf auch schon nach draußen. Am Samstag tapste der kleine Dickhäuter an der Seite seiner Mutter Tika über das Außengelände im Grünen Zoo – zur Freude der Zoobesucher.

Er oder sie – das Geschlecht steht noch nicht fest, hat einen dunklen Flaum von Haaren, sieht aber sonst aus wie ein kompletter Elefant, nur kleiner. Und beim Gehen ist das Tier noch nicht so routiniert. Gut, dass Mutter Tika immer bei ihm ist. So konnte sie ihr Jungtier unterstützen, als es beim Erklimmen einer Geländestufe auf seinen Po fiel: Tika half mit dem Rüssel ein bisschen nach und schon ging es weiter.

Solange sich noch kein männliches Geschlechtsorgan gezeigt hat, gehen die Pfleger von einem weiblichen Tier aus – und nach 24 Stunden sind sie schon ziemlich sicher, dass es dabei bleibt. Als weibliches Tier soll der Elefant Mali heißen. Sollte es doch ein kleiner Bulle sein, bekommt er den Namen Chyulu - nach dem Namen des Nationalparks „Chyulu Hills“ in Kenia.
Am Freitagmorgen um 7.15 Uhr ist der kleine Elefant geboren – innerhalb von fünf Minuten.

Das war auch für die Tierpfleger ein faszinierendes Erlebnis. „Das ist immer wieder etwas Besonderes“, sagt Tierpflegerin Vanessa Hagedorn. Sie hatte Nachtwache im Elefantenhaus und die Nacht sei ruhig gewesen, erzählt sie. Gegen fünf Uhr habe Tika Wasser lassen müssen, schon hätten die anderen Tiere wohl gedacht, dass es los geht, aber dann sei wieder Ruhe eingekehrt.

Das berichtete sie auch ihrem Kollegen Filipe von Gilsa, der gegen 5.45 Uhr anrief. „Ich habe unruhig geschlafen“, erzählt er. Deshalb brach er danach zum Zoo auf. Um 7.10 Uhr bekam auch Zoodirekter Arne Lawrenz per Telefon die Auskunft: „Alles ruhig.“ Aber kurz danach, als die Pfleger das Licht im Elefantenhaus anmachen und den Tieren Heu geben wollten, konnte man sehen, dass das Elefantenkind gleich auf die Welt kommt.
Tika lief noch einmal durchs Elefantenhaus in die erste Box, dort plumpste dann das Kleine auf den Boden. „Das ging richtig schnell“, berichtet Vanessa Hagedorn, um 7.15 Uhr konnte sie ihren Chef die erfolgreiche Geburt mitteilen.

Sie erzählt, dass hinter Tika deren Mutter, die Leitkuh Sabi hergelaufen sei, dann die Jungtiere folgten. Und zum Schluss sei Sweni, die Tante des neuen Elefanten, rückwärts in der Reihe gelaufen und habe die Gruppe nach hinten abgeschirmt. „Das war schön zu sehen“, sagt Vanessa Hagedorfn. „Jeder hat seine Aufgabe.“

Filipe von Gilsa erzählt, dass die Mutter Tika nach der Geburt erst einmal zur Seite getreten ist und die Oma sich um das Neugeborene gekümmert hat: „Sie hat es aus dem Blut und der Eihaut rausgeschoben.“ Zoodirektor Arne Lawrenz, der das Geschehen später auf Filmaufnahmen gesehen hat, sagt, sie sei sehr behutsam mit dem Jungtier umgegangen: „Die ist Profi.“
Schon nach kurzer Zeit ist das neue Familienmitglied aufgestanden und hat bei der Mutter getrunken.

Weil alles so gut gelaufen ist, auch der Familienverband gut funktioniert, darf der kleine Elefant auch schon aufs Außengelände. Zur Sicherheit ist dort der Rand zum Graben mit Flatterband extra deutlich gekennzeichnet: Das Jungtier muss noch lernen, dass dort der Auslauf zu Ende ist, es soll nicht in den Graben fallen.

An die neue Situation gewöhnen muss sich auch Kimana, die 2020 geborene ältere Schwester des Neugeborenen. Sie hat noch bei Tika getrunken, ist jetzt von heute auf morgen von der Brust verdrängt worden. „Das findet sie nicht gut“, hat Filipe von Gilsa beobachtet. Sie wird jetzt mehr von der Oma, also Leitkuh Sabi betreut. „Kimana geht aber gut mit dem Kleinen um“, freut sich der Tierpfleger. „Das gibt es auch anders.“

So ist Jungelefant Gus etwas unfreundlicher zu dem neuen Familienmitglied und tritt nach ihm. Sofort kommt Großmutter Sabi und schirmt den kleinen Elefanten ab.

Dass auch Bulle Tooth Vatergefühle hegt, glauben die Tierpfleger nicht. Der Elefant ist aus den Niederlanden in den Zoo gekommen, hat jetzt erstmals Nachwuchs gezeugt. Neugierig sei er schon, bekomme mit, dass etwas Besonderes passiert ist. Auch die Geburt habe er von seiner vergitterten Box aus sehen können, berichtet Vanessa Hagedorn.

Und als die Elefantenfamilie auf dem Außengelände ist, können auch die Zoobesucher den Kopf und vor allem den Rüssel des frisch gebackenen Vaters sehen, der sich immer wieder über die Metalltür streckt und windet, die den Bullen von den anderen trennt.

Die Besucher im Zoo schauen dem Treiben der Elefanten und vor allem dem niedlichen Kleinsten gern zu. Am Elefantengehege steht am Samstagmorgen eine ganze Gruppe, viele mit Kameras. „Fant, Fant“, freut sich ein ebenfalls ganz junger Besucher. Ein etwas älteres Kind hält den großen Elefanten an der Seite des kleinen für „Papa, nein, das ist die Mama.“

Aber auch ältere Besucher sind fasziniert: Als ein älterer Herr seine Begleiterin zum Weitergehen auffordert, bittet diese mit Blick auf den kleinen Elefanten: „Einen Moment noch!“