Wuppertal: Die Innenstadt mit E-Antrieb beliefern

Die Stadt legt ein Konzept für den Lieferverkehr vor. Dabei hängt vieles von den Paketdienstleistern ab.

Die Stadt will die Anzahl der Lieferwagen in der Innenstadt reduzieren - und mehr Anreize für Lieferungen mit E-Mobilen schaffen.

Foto: dpa/Malte Christians

Die Stadt will den Lieferverkehr in den Innenstädten verändern. Es sollen weniger große Dieselfahrzeuge in die Fußgängerzonen fahren - und dafür mehr Pakete mit Elektrofahrzeugen, Lastenrädern oder zu Fuß gebracht werden. Weniger Verkehr, weniger CO2. Dafür hat die Stadt ein Konzept mit dem Fraunhofer Institut erarbeitet - und will jetzt die nötigen Schritte einleiten, um das Vorhaben anzustoßen. Es sollte im Verkehrsausschuss vorgestellt werden, der aber wegen der Corona-Krise ausfiel.

Andrea Stamm, Leiterin der Koordinierungsstelle Klimaschutz bei der Stadt, erklärt, man habe 2017 eine Förderung vom Bundesverkehrsministerium bekommen für ein Elektromobilitätskonzept (Kosten insgesamt 71000 Euro) und damit einen Bereich bearbeiten wollen, „der besonders unter den Nägeln brennt“. Denn gerade in den Zentren gebe es eine hohe Dichte der Anlieferungen und daher auch viele Konflikte zwischen den Lieferwagen der Kurier-, Express- und Paketdienste und den Fußgängern. Das beeinträchtige die Lebensqualität in den Zentren.

Die Stadt will gegensteuern und hat Ideen entwickelt. So sollen Zonen, die für Fahrräder eigentlich gesperrt sind, für Lastenräder zeitweise geöffnet werden. Auch sollen Mikrodepots, also Zwischenlagerflächen, identifiziert werden, die LKW beliefern können und von denen dann per Rad oder zu Fuß weiter ausgeliefert wird. Zudem will die Stadt nur für E-Fahrzeuge zugelassene Liefer- und Ladezonen einrichten und die Lieferzeiten für E-Fahrzeuge ausweiten. Das alles vorbehaltlich der politischen Zustimmung.

Das wären die ersten Maßnahmen. Diese und weitere sollen Teil des Klimaschutzkonzepts werden. Die Stadt arbeitet gerade daran und Andrea Stamm hofft darauf, dass Klimaschutzmanager eingestellt werden können, die diese Projekte vorantreiben.

Aber der Prozess bis dato war nicht einfach. Es ging und geht nur mit den Unternehmen. Im Gespräch mit der Stadt waren DHL, DPD, GLS, Hermes und UPS. Und die haben zwar Interesse an den Konzepten, wollten aber nicht alle nötigen Daten für genaue Berechnungen freigeben.

„Uns war vorher nicht klar, wie hart der Markt umkämpft ist“, sagt Stamm zur Verschwiegenheit der Anbieter. So hat Hermes laut der Studie etwa nicht bekanntgegeben, von wo aus in Wuppertal die Pakete geliefert werden. Auch haben die Dienstleister keine ausreichenden Daten zu der Menge und den Schwerpunkten der Lieferungen geliefert. Datengrundlage sind also auf Wuppertal herunter gerechnete deutschlandweite Kennzahlen.

Im Prinzip können dennoch deutliche Hinweise gegeben werden, welche Auswirkungen eine Umstrukturierung des Lieferverkehrs hätte. So geht man davon aus, dass ohne eine solche die CO2-Emmissionen des Lieferverkehrs in den Innenstädten bis 2026 auf 213 Tonnen steigen, mit neuen Lieferkonzepten hingegen auf 89 Tonnen sinken würden.

Die Relevanz neuer, umweltfreundlicher Konzepte zeigt sich auch an anderer Stelle in der Stadt. So forscht etwa auch die Bergische Universität am Lieferverkehr mit stadtnahem Depot und Lastenrädern – in Düsseldorf und Wuppertal, um die Ergebnisse allgemeingültig auf andere Städte übertragen zu können.

Stamm geht übrigens davon aus, dass die Ideen nicht nur für die Belieferung der Innenstädte genutzt werden würden, sondern auch für Wohnquartiere. Einzelne Dienstleister hatten bereits Interesse an Mikrodepots in Wohngebieten gezeigt. Immerhin ist Wuppertal Deutschlands Pakethauptstadt – und zwei Drittel der Lieferungen gehen an Privathaushalte.