Thema des Tages „Soldaten“ im Dienste Gottes reichen seit 125 Jahren die Hand
Die hiesige Gemeinde ist eine der ältesten Deutschlands. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr ist die Leitungsstelle vakant.
Wuppertal. Die Titel und Strukturen erinnern ans Militär, die Mitglieder tragen Uniform und sie treten mit einem starken missionarischen Eifer auf. Die Heilsarmee setzt anders als andere Freikirchen klare Zeichen in der Öffentlichkeit, gibt sich und ihre Mitglieder schon im Erscheinungsbild zu erkennen. Das kann mitunter für schiefe Blicke und böse Kommentare sorgen, nicht jeder Bürger findet diese Art der Gemeindearbeit unbedingt zeitgemäß. Dennoch setzt die Freikirche nach eigenen Angaben nicht auf Zwang, sondern will mit ihrem Auftreten die Menschen davon überzeugen, eine „Entscheidung für Gott“ zu treffen, sagt Major Paul-William Marti, Chef der sogenannten Südwest-Division.
Marti ist derzeit kommissarischer Leiter das Wuppertaler Korps (Gemeinde), die bisherigen beiden Leiter — Fred und Anja Nieuwland — wurden Anfang Juli verabschiedet, weil sie künftig die Korpsleitung im niederländischen Utrecht übernehmen sollen. Damit ist die Leitungsposition in der rund 30 Leute zählenden Wuppertaler Gemeinde derzeit vakant. „Wir hoffen, dass wir die Stelle bis zum kommenden Sommer neu besetzt haben“, erklärt Marti. Das Bewerbungsverfahren laufe derzeit. Leider könne man die Leitungsstelle wegen eines Engpasses bei den hauptamtlichen Mitarbeitern nicht schneller besetzen. Ähnliche Notlagen gebe es auch in anderen Gemeinden.
Ausgerechnet in ihrem Jubiläumsjahr muss die Heilarmee in Wuppertal ihre Aktivitäten herunterschrauben. Seit immerhin 125 Jahre gibt es ein Korps der Heilsarmee in Wuppertal. Damit die hiesige Gemeinde eine der ältesten in Deutschland. Gegründet wurde die Heilsarmee 1865 — in der Ära der aufblühenden Industrialisierung — vom methodistischen Prediger William Booth in London. Eine der Hauptaufgaben war es, Alkoholiker zum Glauben zu bekehren und von der Flasche zu entwöhnen. „Die Heilsarmee gab sich auch deshalb eine militärische Struktur, um diesen Süchtigen klare Strukturen vorzugeben“, sagt Christa Korthaus, die mit ihren 77 Jahren eines der ältesten Mitglieder des Wuppertaler Korps ist.
Die Anlehnung an militärische Strukturen und die Verwendung von Uniformen ist nach Angaben von Marti eine „Metapher“ dafür, dass die Heilsarmee effektiv arbeite. „Wir möchten sichtbar sein und ein Zeugnis davon geben, dass wir Christen sind“, sagt er. Die Heilarmee habe einen missionarischen und einen sozialen Auftrag. „Es ist wichtig, dem ganzen Menschen zu helfen“, sagt der Major. Deshalb organisiere die Freikirche auch regelmäßig Essensausgaben oder Kleiderkammern in ihren Gemeinden.
So kritisch die personelle Lage derzeit ist, die Heilsarmee in Wuppertal hofft auch in Zukunft auf eine rege Gemeindetätigkeit. Gerade im Nachwuchsbereich konnten in diesem Jahr neue Mitglieder gewonnen werden, sagt Marti. So wurden Ende Mai drei „Junior-Soldaten“ im Korps aufgenommen. Zudem traten drei Erwachsene in die Gemeinde ein.