Sorge um die A 1: Brücken-Neubau wird zur Herkules-Aufgabe
Warum die baufällige Schwelmetalbrücke Wuppertal über Jahre beschäftigen wird — und was bei ihrer Sperrung für Lkw droht.
Wuppertal. An einem Neubau weiter Teile der Schwelmetalbrücke in Langerfeld führt kein Weg vorbei — darin sind sich die Experten einig. Abzureißen und zu ersetzen ist der Altbestand des 209 Meter langen Bauwerks, der vor 53 Jahren errichtet wurde und der „schwerwiegende Schäden“ aufweist, wie das Landesverkehrsministerium berichtet. Doch was kommt damit auf Wuppertal zu?
Zunächst einmal tägliche Staugefahr auf der A 1 in Langerfeld: Um den Verkehr provisorisch über die 2005 neu angebauten Abschnitte der Autobahnbrücke zu führen, müssen unter anderem auch Fahrspuren versetzt und Fahrbahnen angeglichen werden — bei Tempo 60 und mit erst einmal vier anstatt sechs Fahrspuren. Während Schwertransporte mit einem Gewicht von mehr als 44 Tonnen ab sofort Ausweichrouten nehmen müssen, was kostspielig ist und einen größeren Zeitaufwand mit sich bringt, dürfen konventionelle Lastwagen die Brücke unter Einschränkungen weiter benutzen — vorerst zumindest.
Sollten sich weitere Risse zeigen — das Bauwerk wird täglich kontrolliert — werden die Karten bei der Verkehrsführung neu gemischt. Fest steht: Bei einer Umleitung des Lastwagenverkehrs der A 1 über städtische Straßen kämen auf Wuppertal schwere Zeiten zu. Und das bei 40-Tonnen-Lastwagen im wahrsten Sinne des Wortes: Mittlerweile sind selbst entlang der B 7 in die Jahre gekommene Brücken baufällig. Dazu zählt nicht zuletzt die Brücke Höfen. Sie liegt zwischen der Dahler und der Berliner Straße, nur wenige Kilometer von der Schwelmetalbrücke entfernt. Sie würde durch schwere Lastwagen weiter belastet. Bei der Stadt steht noch nicht fest, wann weiter an dieser Brücke gearbeitet werden kann.
In Zeiten leerer Kassen und bei einem Sanierungsstau von insgesamt gut 130 Millionen Euro für Brücken, Straßen, Wege und Treppen unternimmt die Stadt seit Jahren finanzielle Klimmzüge, um zumindest die wichtigsten baufälligen Brücken — wie aktuell die an der Brändströmstraße in Oberbarmen — zu sanieren. Alleine sie kostet etwa 3,75 Millionen Euro.
Beim Abriss und Neubau der Schwelmetalbrücke dürfte ein Vielfaches dieser Summe zustande gekommen: Die Wupper-Talbrücke der A 1 im Abschnitt Öhde schlug seinerzeit mit Neubaukosten von mehr als 20 Millionen Euro zu Buche. Der Abriss des Altbestandes belief sich zuvor auf 4,5 Millionen Euro.
Und die A 46 als potenzielle Ausweichstrecke? Hier sind, wie berichtet, gleich drei Betonbrücken auf Wuppertaler Gebiet baufällig: die Brücke über den Westring auf 92 Metern Länge, die Wupperbrücke am Sonnborner Kreuz auf einer Länge von mehr als 450 Metern und die Brücke an der Winchenbachstraße auf 160 Metern Länge.
Diese Zahlen unterstreichen, dass es gerade auch in Wuppertal keine Alternative zu einem Investitionsprogramm für die Verkehrsinfrastruktur gibt. Und die Liste lässt sich mit der Sanierung des Kiesbergtunnels (etwa 30 Millionen Euro) und mit dem Lückenschluss an die A 1 auf den Südhöhen (für mehr als 90 Millionen Euro) mit zwei weiteren Schwergewichten fortsetzen. Abgesehen davon, dass auch der finale Schwebebahnumbau auf Schwertransporte angewiesen ist, müssen solche Fahrzeuge auf Stadtstraßen längst Ausweichrouten oder sogar rückwärts zum Ziel fahren, um marode Brücken zu schonen.