Cronenberg Spaziergänger fürchten rasante Radler im Burgholz

Trotz legaler Strecken rasen Mountainbiker weiter durch das Naturschutzgebiet und verursachen erhebliche Schäden.

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Cronenberg. Steile Strecken, rasante Kurven und spektakuläre Sprünge versprechen eine Fahrt mit besonderem Nervenkitzel. Die bergischen Höhen sind daher bei Mountainbikern sehr beliebt. Manche Fahrer suchen den Kick jedoch abseits aller Strecken und jagen über Stock und Stein quer durch den Wald.

„Sie sind mit einem irren Tempo unterwegs und haben sich mehrere Sprungschanzen gebaut. Sie springen plötzlich von einem Hügel und als Spaziergängerin muss ich aufpassen, dass sie mich nicht einfach über den Haufen fahren“, beschreibt Monika Wagner. Sie ist fast täglich im Burgholz unterwegs und beobachtet besonders an den Wochenenden, dass sich wechselnde Gruppen mit bis zu acht Leuten den ganzen Tag im Naturschutzgebiet vergnügen. „Sonst habe ich immer gerne die Rehe beobachtet, doch die sind ganz verschwunden.“

Das wundert Förster Wolfgang Müller nicht. „Die Tiere können ständige Störungen nicht vertragen und ziehen sich zurück.“ Noch schlimmer sei es für die trächtigen Ricken und neugeborenen Kitze, die keine Chance hätten, rechtzeitig zu fliehen, ergänzt Claudia Schmitz, Landschaftswächterin in Cronenberg. Sie hat in ihrem Revier sogar schon Schanzen direkt an einer Futterkrippe entdeckt, weil dort die besten Wurzeln waren. „Doch wenn die Tiere den menschlichen Geruch wittern, kommen sie nicht mehr.“

Obwohl ihr aktuell keine Beschwerden vorliegen, ist ihr das Problem bekannt. „Diese rücksichtslosen Fahrer gehen achtlos mit der Natur und ihren Kreaturen um, Hauptsache der Spaßfaktor stimmt“, betont Claudia Schmitz. Immer wieder würden Schlangen und andere Kleintiere einfach überrollt. „Einmal ist ein Dachs in die Speichen gekommen. Der Radler hat das schwer verletzte, schreiende Tier einfach liegen lassen. Für mich ist das Fahrerflucht.“

Doch auch Böden und Bäume nehmen Schaden. „Bei jedem Bremsmanöver wird die Erde abgerieben und abgeschwemmt. Das zerstört permanent den Waldboden und verletzt die Wurzeln, so dass die Bäume langfristig absterben“, sagt Wolfgang Müller. Im Naturschutzgebiet sei es grundsätzlich verboten, die Wege zu verlassen. Doch es gebe kaum Möglichkeiten, die Fahrer zu stoppen. „Wir haben schon mehrfach Kontrollen mit dem Ordnungsamt, der Polizei und der Unteren Landschaftsbehörde durchgeführt, doch diese Gruppen sind gut vernetzt. Nach zehn Minuten sind alle informiert und fahren in ein anderes Gebiet.“

Jeder müsse sich jedoch klar machen, dass er mutwillig fremdes Eigentum zerstöre, Spaziergänger, Wild und auch sich selbst gefährde. „Eine Bache mit Frischlingen kann schnell zur Wildsau werden, wenn sie sich bedroht fühlt“, betont Claudia Schmitz. Sie kann nur hoffen, dass irgendwann die Einsicht siegt. „Die Fahrer kommen aber nicht nur aus Wuppertal, sie reisen vom Rhein und aus dem Ruhrgebiet an und es fallen immer die auf, die sich an keine Regeln halten“, sagt Wolfgang Müller.

In diesem Bereich gebe es gerade an den Wochenenden viel Radtourismus, bestätigt auch Klaus Lang vom ADFC Wuppertal. Er hatte gehofft, dass die Probleme mit den eigens angelegten Strecken Am Kothen und im Burgholz an Fahrt verloren hätte. „Ich habe nun länger nichts davon gehört.“ Eine weitere Piste im Bärenloch auf Solinger Seite könnte den Konflikt weiter entschärfen. „Je mehr legale Angebote es gibt, umso eher lassen sich die Fahrer auch dorthin lenken“, sagt Klaus Lang. Doch auch er muss einräumen, dass der Reiz mit der Zeit nachlasse. Dann beginnt die Suche nach neuen Wegen.

„Wir haben nach langen Diskussionen die anspruchsvolle Strecke im Burgholz Richtung L74 geschaffen. Sie bietet auf rund drei Kilometern Sprünge, Steilstücke und enge Kurven. Dort sind keine Spaziergänger und sie können niemanden gefährden, doch für einen Teil der Fahrer genügt der Kick wohl nicht“, betont Wolfgang Müller. Vielen der Querwaldein-Rowdys sei gar nicht bewusst, was sie in der Natur anrichten, andere seien schlicht rücksichtslos. Sich ihnen in den Weg zu stellen, wagt der Förster nicht. „Da muss ich fürchten, einfach umgefahren zu werden.“ Claudia Schmitz könnte sich vorstellen, gemeinsam mit der Bezirksvertretung eine politische Lösung zu suchen.