Spezialfotos vom Unfallort: Neue Technik verursacht neue Staus
Um schwere Unfälle zu klären, setzt die Polizei auf Spezial-Fotos. Der Haken: Sie muss dafür Straßen sperren.
Wuppertal. Am vergangenen Sonntag war es wieder so weit: An der Haeselerstraße in Vohwinkel hatte es einen Unfall gegeben. Die Bilanz: ein Schwerverletzter und 10 000 Euro Blechschaden. Ein Fall für die Monobild-Technik-Abteilung der Polizei. Die sperrte die Straße und machte ausgiebig Fotos vom Unfallort.
Ziel der Bilderaktion: „Steigerung der Qualität polizeilicher Verkehrsunfallaufnahmen“, wie es polizeiintern heißt. Die Autofahrer in Vohwinkel standen allerdings im Stau. Das geht laut Polizei nicht anders: „Bei Verkehrsunfällen mit Todesopfern und Schwerverletzten ist die Monobild-Technik zwingend vorgeschrieben“, sagt Behörden-Sprecher Christian Wirtz.
Der Clou an der neuen Technik: Nachdem die Unfallspuren markiert und vermessen worden sind, machen die Beamten Fotos — aus einer Höhe von etwa fünf Metern. Mit einer speziellen Software erstellt die Polizei aus den Fotos eine maßstabsgetreue Unfallskizze am Computer, nicht mehr wie früher von Hand.
Der Haken: Die Unfallstelle muss für die Foto-Aufnahmen vollständig geräumt sein. Das kann dauern und hat zuweilen weiträumige Folgen. Als in der vergangenen Woche auf dem Nützenberg ein Radfahrer angefahren wurde, kam es wegen der Monobild-Technik zu stundenlangen Verkehrsbehinderungen im Elberfelder Westen.
Die moderne Technik verursacht zwar neue Staus. Sie soll aber helfen, unklare Sachlagen „gerichtsfest“ zu machen. So sind die Skizzen längst ein wichtiger Bestandteil der Ermittlungsakten geworden. Sie werden zudem Gutachtern, die in Straf- oder Zivilprozessen als Zeugen aussagen, zur Verfügung gestellt. Und: Die Prozessparteien haben im Rahmen der Akteneinsicht Zugriff auf die Monobild-Skizzen. All das ist wichtig, sobald es Streit um die Schadensregulierung gibt.
Statistische Zahlen darüber, wie gut sich die Bilder mit der neuen Technik vor Gericht bewährt haben, gibt es bislang zwar noch nicht. Fakt ist aber: Seit der Einführung im Sommer 2012 hat die Wuppertaler Polizei das neue Verfahren mehr als 120 Mal angewendet.