Stadt bleibt bei Miete hart — Pfeifen Bruck schließt

Einzelhandel: Die Inhaberin fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen — und hört nun auf.

Wuppertal. Pfeifen und Zigarren, Tabak und Accessoires: Mehr als 90 Jahre lang war Pfeifen Bruck eine feste Größe in der Elberfelder Innenstadt und der schmucke Laden das Ziel vieler Stammkunden.

Nun schließt Inhaberin Susanne Bruck das in dritter Generation geführte Fachgeschäft — und sie ist wütend auf die Stadt. „Seit Jahren verhandele ich mit dem Gebäudemanagement über eine Reduzierung der monatlichen Mietkosten, und nun wird das Ladenlokal im Internet zu einem Preis angeboten, der rund 700 Euro unter meinem Mietzins liegt.“

1792,48 Euro inklusive Nebenkosten zahlt Susanne Bruck jeden Monat für die rund 60 Quadratmeter große Ladenfläche im Altbau an der Friedrichstraße 52. Eine Summe, die angesichts der immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Lage nicht leicht aufzubringen sei, sagt die Inhaberin, die sich auch aus diesem Grund dazu entschlossen hat, das Geschäft zum 30. September aufzugeben. „Doch als ich sah, dass mein Laden im Internet nun für 1008 Euro monatlich angeboten wird, da dachte ich, ich sehe nicht recht.“

Die Inhaberin stellt klar: „Ich höre nicht auf, weil mich dieser Mietnachlass der Stadt so ärgert. Doch bei einer geringeren Miete hätte ich vielleicht noch ein paar Jahre weitergemacht.“

Die Stadt weist auf Nachfrage darauf hin, dass es sich bei den im Internet geforderten 1008 Euro Nettomiete lediglich um den Mindestpreis handele und das Gebäudemanagement nach dem Ende der Ausschreibung das höchste Gebot und den geeignetsten Bewerber berücksichtigen werde: „Natürlich ist es bedauerlich, wenn ein traditionsreiches Fachgeschäft schließen muss“, sagt Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. „Doch das Gebäudemanagement ist den Bürgern dieser Stadt verpflichtet und muss wirtschaftlich handeln. Wir können keine indirekte Wirtschaftsförderung betreiben, indem wir Geschäftsinhaber die Miete erlassen.“ Und schließlich habe nicht die Stadt den Mietvertrag mit der Geschäftsinhaberin gekündigt, sondern sie selbst, so Schmidt-Keßler. „Es steht Frau Bruck frei, sich nun erneut um das Ladenlokal zu bewerben. “

Doch das kommt für die Elberfelder Geschäftsfrau nicht infrage. „Jetzt ist Schluss. Es sei denn, ich hätte einen Nachfolger.“ Den suche sie angesichts der hohen Miete schon länger vergeblich, sagt Susanne Bruck — ein weiterer Grund für die Geschäftsaufgabe. „Wenn ich 700 Euro weniger zahlen müsste, hätte ich vielleicht sogar jemanden einstellen können.“

Nach mehr als 40 Jahren geht die Geschäftsinhaberin am 30. September nun mit gemischten Gefühlen — auch, weil es kein vergleichbares Traditionsgeschäft für Pfeifen und Tabakwaren mehr in Wuppertal gibt. „Meine Kunden werden jetzt wohl nach Düsseldorf oder Essen fahren“, vermutet Susanne Bruck. „Und wenn Sie schon einmal dort sind, werden sie sicher nicht nur Tabakwaren einkaufen."

Die Einzelhändlerin ist enttäuscht über das Vorgehen des Gebäudemanagements: „Ich habe nicht den Eindruck dass die Stadt ein Interesse daran hat, traditionsreiche Fachgeschäfte zu fördern und zu unterstützen. Das ist ein Armutszeugnis für Wuppertal.“