Stadtentwicklung Acht Millionen für Wichlinghausen
Wuppertal · Kooperationsvertrag für das Bünger-Gelände ist unterzeichnet.
Wichlinghausen zählt zu den Stadtteilen mit dem niedrigsten Altersdurchschnitt und den größten sozialen Problemen. Von der Erschließung der Bünger-Textilfabrik sowie deren Gebäuden und Freiflächen erhofft sich die Stadt Impulse über den Stadtteil hinaus. Am Montag unterzeichneten Oberbürgermeister Andreas Mucke und Sozialdezernent Stefan Kühn einen Kooperationsvertrag mit der Montag Stiftung zur Umgestaltung der Industriebrache.
Die gemeinnützige Projektgesellschaft Montag Stiftung will bis 2021 rund sieben Million Euro in die Fabrik und Wohngebäude investieren. 1,2 Millionen Euro werden von Stadt und Land für einen Stadtpark ausgegeben. Der Stadtrat hatte in seiner September-Sitzung dem Plan zugestimmt. Johanna Debik, Geschäftsführerin der Projektgesellschaft Urbane Nachbarschaft BOB gGmbH, erinnerte daran, dass die Familie Bünger die Voraussetzungen geschaffen hat, in dem sie Grundstück und Gebäude für 66 Jahre im Rahmen eines Erbbaurechts zur Verfügung stellt. „Die Familie Bünger verzichtet auf den Erbpachtzins, was die Finanzierung des Vorhabens erst möglich macht“, sagt Johanna Debik. Ziel sei es, dass der BOB Campus nach einer Anlaufphase in die Verantwortung eines Wuppertaler Trägers übergehe.
„Es ist eine ungeheure Dynamik in das Projekt gekommen. Das ist ein Geschenk für die gesamte Stadtgesellschaft“, sagt Oberbürgermeister Andreas Mucke, der sich schon seit 2012, damals noch als Chef der Wuppertaler Quartiergesellschaft, mit dem Bünger-Gelände beschäftigt. „Hier entsteht ein Zentrum, das zur Keimzelle für weitere Entwicklungen im Stadtteil werden kann“, so Mucke. Die Förderung sei nachhaltig angelegt, weshalb die Stadt nicht mit Folgekosten nach der Aufbauphase rechnen müsse.
Wichlinghausen erhält
einen neuen Anlaufpunkt
„Ich spreche hier bewusst nicht von einem Quartier mit besonderem Entwicklungsbedarf, sondern von einem Quartier mit besonderem Entwicklungspotenzial“, sagt Sozial- und Schuldezernent Stefan Kühn. Der Entwurf der Montag Stiftung sieht einen Stadtpark vor, über den die Nordbahntrasse von der Wichlinghauser Straße aus erreichbar sein wird.
Der Vorentwurf für die Nutzung des mehrstöckigen Bünger-Fabrikgebäudes weist in der obersten Etage Räume für die Max-Planck-Realschule sowie auf gleicher Ebene eine Kita aus. In der unteren Etage sollen auf 1000 Quadratmetern eine Viertelküche, ein Café und öffentliche Räume entstehen. Künstler sollen dort kreativ werden. In Nebengebäuden wird privat finanzierter und öffentlich geförderter Wohnraum geschaffen, unter den Sheddächern, wo Textilmaschinen standen, sind Büroräume geplant. Die Wuppertaler Topographie macht Zugänge sowohl von der Max-Planckstraße und Trasse als auch vom Stadtpark möglich.
„Wuppertal ist nach Bochum, Halle und Krefeld die vierte Stadt, in der die Montag Stiftung Urbane Räume in dieser Form Quartiersentwicklung leisten will. „Eines der Ziele der Montag Stiftung ist es, Chancengleichheit zu schaffen“, sagt Sefan Anspach, Vorstand der Montag Stiftung Urbane Räume.
Die Stadt baut auf guten Erfahrungen mit der Montag Stiftung auf, denn die leistete Unterstützung bei der Planung zur Modernisierung des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums. Schüler, Lehrer und Eltern wurden in die erste Planungsphase einbezogen. Ihre Ideen führten zu ganz neuen Ansätzen zum Beispiel bei der Raumaufteilung im Schulgebäude.
Eine vergleichbar intensive Beteiligung wünschen sich Stadt und Stiftung in den kommenden Jahren für den Aufbau der Strukturen im BOB Campus.