Stadt untersucht Kleingärten

Schadstoffe im Boden: Spielplatz Waldfrieden wird saniert.

Verhaltensregeln helfen dabei, Gefährdungen durch Schadstoffe zu vermeiden.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Über 200 Jahre Industriegeschichte haben ihre Spuren in den Wuppertaler Böden hinterlassen – auch in Kleingärten. Das städtische Umweltressort untersucht die Böden seit den 90er Jahren. In den meisten Fällen reichen einfache Vorsichtsmaßnahmen, um Gefährdungen zu verhindern, so auch in der Kleingartenanlage Waldfrieden, in der vor anderthalb Jahren Bleispuren gefunden wurden.

Eine aufmerksame Pächterin entdeckte 2016 in ihrem Garten in der Kleingartenanlage Waldfrieden Auffälligkeiten in der Bodenstruktur. Es folgten Untersuchungen in ihrer Parzelle, obwohl stichprobenhafte Untersuchungen in der Anlage bisher unauffällige Ergebnisse gezeigt hatten. Die meisten Parzellen sind auch weiterhin unauffällig. Eine Parzelle mit höheren Schadstoffgehalten in 10 bis 30 Zentimetern Tiefe hat Nutzungsauflagen erhalten, eine weitere wurde teilsaniert.

Höhere Bleigehalte wurden auf dem Spielplatz der Anlage festgestellt. Die Sanierung der obersten Bodenschicht ist für den Herbst 2019 vorgesehen, von der das Land 80 Prozent der Kosten übernimmt. Bis dahin werden Besucher, Mitglieder und Kinder durch eine Beschilderung darauf aufmerksam gemacht, dass die Nutzung des Spielplatzes auf eigene Gefahr geschieht und vorsorglich nicht häufiger als an 80 Tagen pro Jahr stattfinden sollte. Hilfreich ist auch das Waschen von Händen und Kleidung mit Wasser und Seife, da so der Schadstoff Blei aus dem Boden nicht in den Magen gelangt. Denn nur über die Schleimhaut des Verdauungstraktes kann das Schwermetall seine schädliche Wirkung entfalten.

Belastungen in Böden haben eine lange Vorgeschichte. Als 1892 die erste Kleingartenanlage Sonnenbad-Nüllerkopp in Wuppertal gegründet wurde, waren „PAK“ und „PCB“ als Begriffe nahezu unbekannt, Blei und Cadmium machten Lacke farbig und beständig.

Erst in den 80er Jahren
wuchs das Umweltbewusstsein

Betroffen waren bereits damals die Berghänge und Talmulden zwischen Beyenburg und Schöller, zwischen Dönberg und Hintersudberg. Zunächst blieb die Belastung unbemerkt, da diese Flächen von der wachsenden Bevölkerung zur Erholung genutzt wurden. So entstanden immer mehr Kleingartenanlagen im Stadtgebiet. Dort konnten sich die Menschen im Grünen erholen, Gemüse und Obst anbauen und nachbarschaftliche Gemeinschaft pflegen. Bis heute hat sich die Anzahl der im Stadtverband Wuppertal der Gartenfreunde organisierten Vereine auf knapp 120, ihre Mitgliederzahl auf rund 6 900 Personen erhöht.

Erst mit der ökologischen Bewegung der 80er und 90er Jahre bekam der Umweltschutz vor dem Hintergrund der industriellen Vergangenheit eine deutlich größere Bedeutung. Noch vor Inkrafttreten des Bodenschutzgesetzes wurden in den 1990er Jahren in Wuppertal Altablagerungen und Altstandorte erfasst, Schadstoffbelastungen auf Spielplätzen festgestellt und beseitigt. Zu Beginn der 1990er Jahre rückten auch die Kleingärten in den Fokus. Bei ersten Untersuchungen kamen an einigen Stellen Schadstoffe wie Blei zu Tage.

Das damalige städtische Amt für Umweltschutz entwickelte zusammen mit dem Land NRW und dem Institut IFUA/Bielefeld ein umfassendes Analyse- und Bewertungskonzept. Als Ergebnis wurde in der Kleingartenanlage Leihbusch der Boden ausgetauscht, einige wenige, flächenhaft belastete Kleingartenanlagen erhielten Nutzungsauflagen.

Die meisten Anlagen hingegen waren geringer oder ausschließlich auf vereinzelten Parzellen belastet. Für diese Flächen erhalten Pächter bis heute umfangreiches Informationsmaterial und Hinweise, wie sie trotz Schadstoffbelastung ihre Anlage ungefährdet nutzen und Obst und Gemüse anbauen können. Zudem wurde eine Kalkung von Böden finanziert, um den pH-Wert zu stabilisieren, auch ein spezielles Bindemittel kam zum Einsatz.