Als das Schießen noch verboten war - 175 Jahre Schützengemeinschaft
Vor 175 Jahren wurde die Cronenberger Schützengemeinschaft gegründet — unter strengen Auflagen.
Cronenberg. Bereits unter der Regentschaft des Preußenkönigs Wilhelm des Dritten war das Schießen grundsätzlich verboten. Als sich in Cronenberg im Jahre 1836 die Cronenberger Schützengemeinschaft unter der Federführung des damaligen Bürgermeisters Ludwig Döring gründete, musste eine Satzung erstellt und vom Oberpräsidenten genehmigt werden, da der Waffenbesitz streng verboten war. Nur unter erheblichen Auflagen durfte auf den wenigen geeigneten Schießständen geschossen werden.
Diese Auflagen galten bis ins 20. Jahrhundert. Im Gründungsjahr gehörten die Schützen noch nicht zu den Sportlern. Das Büchsen- und Armbrustschießen, aber auch das Schießen mit dem Vorderlader zählte zu den Vergnügen oder zu den Wehrübungen. Salutschüsse über den Gräbern bei Beerdigungen wurden wenig später verboten. In Cronenberg änderten sich die Voraussetzungen 1884. Da ließ der Gastwirt Gottlieb J. Schmahl auf seinem Grundstück am Lenzhaus von den Vereinsmitgliedern eine Schießbahn und eine Festhalle errichten. Zwei Jahre später konnte man hier ein zünftiges Schützenfest mit Fahnenweihe feiern. Aus diesem Anlass wurde der Verein in „Kronenberger Schützenverein“ umbenannt. Zu dieser Zeit hatte der Schützenverein etwa 100 aktive Schützen.
1896 kaufte der Verein dann das Schießstandgelände, auf dem er bis heute seinen Sport ausübt. Zeitweise zählten die Cronenberger Schützen nun bis zu 300 Mitglieder. Durch den Ersten Weltkrieg und die anschließende Arbeitslosigkeit kam das Vereinsleben weitgehend zum Erliegen.
Erst 1923 gab es eine Wiederbelebung durch den Bürgermeister Max Reifahrt und einigen Mitstreitern. „Nach der Machtergreifung hielten sich die Nationalsozialisten zunächst noch zurück“, erinnert sich der langjährige Vorsitzende Heinrich Baum. 1938 musste der Verein dann auf Geheiß seinen Namen ändern. Er hieß jetzt „Schützenkameradschaft“ und wurde einer Untergliederung im Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesertüchtigung zugeteilt. Später kam das Vereinsleben durch die Einberufungen zum Wehrdienst erneut zum Erliegen.
Beim Angriff auf Elberfeld im Jahre 1944 wurde auch der Schießstand an der Berghauser Straße stark beschädigt. Die Protokollbücher und Fahne von 1886 verbrannten damals. Die Gründungsfahne von 1836 konnte aber gerettet werden und wird vom langjährigen Vorstand Herbert Friedrichs bis heute sorgfältig bewahrt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Traditionsverein zunächst einmal aufgelöst, der Rest des Vereinsvermögens beschlagnahmt, die Anlage von den Alliierten unbrauchbar gemacht. Damit standen die Schützen vor dem Nichts.
1951 stellte Lebrecht Karentz den Antrag auf Wiederzulassung des Schützenvereins. Wieder unter großen Auflagen gelang ein Neustart. Als das Oberlandesgericht Düsseldorf den Cronenberger Schützen sein früheres Vermögen wieder zusprach, bauten die Vereinsmitglieder in 1200 Stunden ihren Stand mit 50 Meter Kleinkaliberbahnen wieder auf. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung erfolgte 1954 die Einweihung. Der Cronenberger Schützenbund 1836 erlebte Ende der 50er Jahre eine neue Blütezeit und feierte große Feste. Die Mehrheit der Mitglieder sprach sich gegen Uniformen aus, fortan stand ausschließlich das Sportschießen im Vordergrund. Der Verein hatte sich vom Traditionsverein zum Sportverein gewandelt. Bis heute trainieren die Mitglieder auf dem sanierten modernen Schießstand — am selben Ort wie schon 1896.