400 Tonnen Steine müssen raus

Im Gaskessel in Heckinghausen haben die ersten Arbeiten begonnen. Bald soll auch der neue Anstrich des Denkmals folgen.

Heckinghausen. Der Weg hinein führt über eine schmale Öffnung — und drinnen ist es deutlich heller als gedacht. Künstliches Licht wird gar nicht groß gebraucht. „Das machen die Fenster oben am Deckel“, erklärt Thomas Drescher beim Besuch im Gaskessel.

Im Wahrzeichen Heckinghausens wird — von außen kaum zu sehen — kräftig geschleppt. 6600 Steine mit gut 400 Tonnen Gesamtgewicht müssen rausgeschafft werden, über ein Förderband durch eine andere kleine Öffnung. „Sie dienten früher dazu, die Platte zu beschweren, die durch den Gasdruck hoch- und runtergefahren wurde“, erklärt Drescher, der mit seinen Partnern, den Architekten Marcello Gross und Daniel Mai, das Denkmal umbauen will: In der Hülle wird ein fünfstöckiges Gebäude mit einem Fitnesscenter, Büros und Gastronomie errichtet.

Die Platte, die momentan einen Meter über dem Boden abgestützt wird, sei 580 Tonnen schwer, sagt Drescher. 82 Mantelbleche gebe es, drei Umläufe, der Kessel habe einen Durchmesser von 37 Metern und eine Höhe von 66 Metern. Noch Fragen?

Die Zahlen rund um den Gaskessel kann er mittlerweile rauf- und runterbeten, selbst im Schlaf. „Alles neu gelernt“, sagt der 53-jährige Unternehmer und schmunzelt. „Als ich anfing, hab ich mich gefragt: ,Was ist das überhaupt, ein Scheibengasbehälter?’“ Jetzt steht er mitten drin, geschützt durch einen Ganzkörperoverall. „Wegen des Öls.“ Man riecht es noch, und an der Kesselwand sind die schwarzen Spuren zu sehen. „Jutesäcke mit Öl dienten früher als Abdichtung“, weiß Drescher.

Sind die Steine erstmal raus, ist die Platte dran. Bis auf ein Fünftel wird sie demontiert, der Rest in den Neubau integriert. Im Kessel wird ein 20 Meter hoher Betonbau errichtet, der drei Meter Abstand zur Hülle hält. Die Hülle wird an einigen Stellen aufgeschnitten, damit Tageslicht einfallen kann. Drei Etagen sind für das Sportstudio reserviert, für die Büroetage hat Drescher nach eigenen Angaben schon Interessenten. Außen und innen soll es jeweils einen Aufzug geben. Den Abschluss bildet ein Café mit Außenterrasse.

„Man muss aber noch weitere Highlights bieten“, ist Drescher überzeugt. Deshalb plant er, Ausstellungen, Lichtinstallationen und Veranstaltungen wie einen Gaskessellauf durch das Denkmal. In einem der alten Pumpenhäuser am Kessel soll ein kleines Museum entstehen. Und Trauungen sollen auf dem Kessel auch möglich werden.

Und wann soll alles fertig sein? Drescher lächelt. Nervt die Frage? „Ein bisschen schon“, sagt er. Die Leute müssten einfach verstehen, „dass man hier nicht mal eben auf der grünen Wiese baut“. Deshalb sei er mit Terminangaben vorsichtig. Nur so viel: Das zweite Quartal 2017 sei jetzt angepeilt.

Vielen ist ein genauer Termin aber auch gar nicht so wichtig, sondern eher, dass sich an dem Denkmal, das jahrelang vor sich hin gammelte, endlich etwas tut. „Wir sind überzeugt von dem Projekt“, betont auch Jochen Braun, Leiter des Ressorts Bauen und Wohnen der Stadt. Von dem Gaskessel werde ein gesamter Stadtteil, wenn nicht sogar die ganze Stadt profitieren, heißt es. Und Drescher als echtem Wuppertaler „macht es einfach Spaß“. Ein Umspannwerk habe er schon umgebaut, eine alte Papierfabrik, jetzt den Gaskessel. „Fehlt nur noch ein Wasserwerk“, sagt er und lacht.