Ansturm auf den Pfotentisch
Mehr als 100 Bedürftige lassen regelmäßig ihre Haustiere bei der Tiertafel versorgen.
Hesselnberg. "Es hat uns überrollt wie eine Lawine", sagt Nicole Radtke heute, wenn sie auf die Anfangszeiten des Pfotentisches zurückblickt. Nach nur sechs Monaten Vorbereitung öffnete die Vorsitzende im März zum ersten Mal die Türen der Zentrale am Hesselnberg 39. Sie erwartete nicht, wie viel Arbeit sie und ihre neun Kolleginnen seitdem haben: Etwa 100 Wuppertaler strömen an jedem dritten Samstag des Monats zur Ausgabe, wollen Futter, Leinen und Spielzeug für ihre Tiere.
Dass die Wuppertaler Tafel Menschen in Not hilft, die sich sonst keine warme Mahlzeit leisten könnten, das ist bekannt. Doch manchmal leiden auch die Haustiere der Bedürftigen. Dass der Pfotentisch, eine Art Tafel für Tiere, sein Angebot um einen mobilen Dienst erweitert hat, ist nur die logische Konsequenz: An jedem letzten Mittwoch des Monats fährt das Pfotentisch-Mobil hinter dem Wagen der Tafel her und versorgt Klienten vor Ort.
"Das ist aber nur ein kleiner zusätzlicher Schubs, wenn das Geld am Ende des Monats mal knapp wird", erklärt Angelika Thomsen. Sie stellt klar: "Das mobile Angebot soll unsere zentrale Ausgabe am Hesselnberg nicht ersetzen."
Zumal ein wichtiger Aspekt bei der mobilen Versorgung zu kurz kommt: der seelische Beistand. Denn bei Kaffee und Kuchen stehen die ehrenamtlichen Helfer immer für persönliche Gespräche bereit: "Es treibt einem manchmal die Tränen in die Augen, wenn man merkt, dass die Tiere die einzigen Sozialpartner sind, die den Menschen geblieben sind", sagt Pfotentisch-Mitarbeiterin Angela Bosompem.
Auch durch diese Gespräche findet das Angebot großen Anklang: Über 120 Klienten hat der Pfotentisch bereits in der Kartei - und bei jedem Ausgabetermin werden es mehr. Schon seit dem ersten Termin kommt Kerstin Schmitz, um ihren Hund versorgen zu lassen. Sie ist auf Sozialhilfe angewiesen. "Das Angebot ist toll und man kann sich nebenbei auch nett unterhalten", sagt sie.
Eine maßlose Tieranschaffung subventionieren will der Pfotentisch mit seinem Angebot aber nicht. "Wer glaubt, er könne sich jetzt acht Hunde anschaffen, weil er das Futter nun kostenlos bekommt, der irrt", stellt Nicole Radtke klar. Der Pfotentisch gibt pro Person maximal zwei Pakete aus - wer mehr Tiere besitzt, muss diese allein versorgen.
Und nach dem großen Erfolg der Futterausgabe planen die Mitglieder des Pfotentisches bereits das nächste Projekt: "Wupperdoc" soll ein mobiler Dienst heißen, bei dem ehrenamtlich arbeitende Tierärzte die medizinische Grundversorgung von Haustieren sicherstellen sollen. Dafür sucht der Pfotentisch zurzeit noch Helfer.