Autorin Anke Höhl-Kayser - Ihre gute Fee heißt „Johnny“
Der Autorin Anke Höhl-Kayser diente ihre Tochter als Vorlage für ein fantasievolles Buch.
Unterbarmen. Schon von einem Feer gehört? Anke Höhl-Kayser hat dieses magische Wesen für ihren neuen Kinder-Roman „Eine Fee namens Johnny“ erfunden. Denn die männliche Variante der Fee begleitet die Hauptfigur Merret. Als das elfjährige Mädchen Johnny endlich entdeckt, wird sie mit seiner Unterstützung ganz mutig. Sie verjagt mit Löwengebrüll ärgernde Klassenkameraden und einen betrunkenen alten Mann. Und sie fährt alleine mit der Schwebebahn zur Eisdiele. Doch die Autorin aus Barmen belässt es nicht bei der einfachen Mut-mach-Handlung. Schließlich ist sie bekannt für ihre Fantasy-Geschichten.
So schaffte es vergangenes Jahr ihre Anthologie „Roter Mond“ in die Endrunde für den Deutschen Phantastik-Preis, und mit „Finstere Übernahme“ belegte sie den 2. Platz beim Marburg Award. Deshalb führt sie auch Merret in fantastische Welten. Das Mädchen fliegt dank Johnny zum Mond und zum Mars, kann mit Hunden sprechen und besucht die Okeaniden in ihrer Meer-Stadt. Ganz am Rande erfährt der Leser, dass Merret eine dicke Brille hat und ein Auge wegen Schielens abkleben muss.
Der Anlass für die Geschichte war ein sehr persönlicher: „Die Vorlage dafür ist unsere Tochter, die stark fehlsichtig ist und anfangs große Probleme in der Schule hatte“, erzählt Anke Höhl-Kayser. Im Laufe der Jahre und dank guter Lehrer entwickelte ihre Tochter immer mehr Selbstbewusstsein und steht heute kurz vor dem Abitur. „Dieses Happy End wollte ich im Buch darstellen“, erklärt die Autorin.
Mit Hilfe des Feers zeigt sie in ihrer Geschichte die Wandlung von dem Kind, das überall Hilfe benötigt, zur eigenverantwortlichen Jugendlichen. „Am Schluss wird Merret klar, dass die Kraft nicht durch Johnny kommt, sondern durch sie selbst.“ Nebenher überzeugt sie sogar noch den Bürgermeister von Sylt, das Sand-Absaug-Schiff zu verlegen. Damit rettet Merret die Stadt der Okeaniden.
Rund ein halbes Jahr schrieb Anke Höhl-Kayser an diesem Buch. Danach lag es erst einmal länger beim Verlag p.machinery. Trotzdem wollte sie ihr Buch unbedingt dort veröffentlichen.
Alexandra Fröb schuf dazu zwölf farbige Darstellungen. „Mir gefallen ihre ausdrucksstarken Gesichter“, erklärt Höhl-Kayser, warum sie mit der Gestaltung des Buchs sehr zufrieden ist. Wobei die Farbbilder nur in den Exemplaren aus dem Buchhandel enthalten sind — wer sein Buch bei Amazon bestellt, erhält innen nur Schwarz-Weiß-Zeichnungen.
Das nächste Buch von Anke Höhl-Kayser kommt ebenfalls in Kürze auf den Markt, dann im Selbstverlag. Gemeinsam mit ihrer Kollegin und Satirikerin Monika Kubach hat sie einen Wuppertaler Jugendkrimi geschrieben. „Der wird ein bisschen schräg“, verrät sie. In stetem Austausch haben sie die Geschichte entwickelt und Höhl-Kayser dann den Text verfasst. Wieder bei p.machinery erscheint, ebenfalls in den nächsten Monaten, die Fortsetzung des Sylt-Märchens „Magische Novembertage“.
Im ersten Teil ärgert sich Marie, dass sie bei ihrer Großmutter auf Sylt leben soll. Bis sie auf den geheimnisvollen Nis trifft und in einer Welt voller Zwerge, Puken und Meermenschen landet. Gleichzeitig schreibt die Autorin noch an einem „Midlife-Crisis-Roman“ über eine Hausfrau, die durch einen verzauberten Laptop das Leben eines französischen Schauspielers beeinflusst.
Jede Menge weitere Ideen warten in einem Ordner gebündelt auf ihre Verwirklichung. Die Zeit zum Schreiben zwackt Anke Höhl-Kayser immer von ihrer Lektorats-Zeit ab: Denn ihren Lebensunterhalt verdient sie sich damit, die Bücher anderer Autoren auf Rechtschreibung, Stringenz und Abläufe zu korrigieren.