Baustellen zermürben Ladeninhaber
Im Herbst soll in der Fußgängerzone das neue Pflaster kommen. Einige Händler haben die WSW-Arbeiten noch kaum überwunden.
Barmen. Nadja Jouini kann keine Baustellenabsperrungen mehr sehen. In ihrer Modeboutique an der Schuchardstraße ist nach der jüngsten Dauerbaustelle der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) keine Normalität eingekehrt. „Ich habe noch immer schlaflose Nächte. Das war ein Alptraum“, sagt sie. Fast das komplette vergangene Jahr erneuerten die WSW die Versorgungsleitungen in der Fußgängerzone an Schuchardstraße, Lindenstraße, Rolingswerth und Heubruch zwischen Werth und Zwinglistraße. In der Zeit seien kaum noch Kunden in den Laden gekommen. Jouni zeigt Fotos, die sie mit ihrem Handy gemacht hat. Mal parkt ein LKW direkt vor ihrem Schaufenster, mal klafft ein großes Loch vor ihrem Laden. Mehrfach am Tag sei die Straße ganz gesperrt worden.
Was die Selbstständige und ihre Nachbarn besonders besorgt: Die nächste Baustelle steht schon bevor. Die WSW haben die Oberfläche der Fußgängerzone lediglich provisorisch wiederhergestellt, weil die Stadt im Herbst mit ihren Pflasterarbeiten beginnen will.
„Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich schließen muss“, sagt Nadja Jouini. Ohne Laufkundschaft könne sie nicht überleben. 2015 hatte sie sich mit ihren „letzten Ersparnissen“ den Traum von der eigenen Boutique erfüllt. „Hätte ich von den Baustellen gewusst, hätte ich das nie gemacht“, sagt sie.
Franca Coletta aus dem Mittelalter-Geschäft „Ars Draconis“ denkt ebenfalls mit Graus an die Arbeiten zurück. „Man musste ständig die Tür geschlossen haben, weil sonst der ganze Laden verstaubte“, berichtet sie. Rund ein Drittel der Kunden seien in der Zeit zwischen Januar und Oktober weggeblieben. „Die Leute gehen einfach nicht durch die Baustelle“, sagt sie.
Britta Eckhardt, Inhaberin des Nagelsalons „Nails & Trends“ — ebenfalls an der Schuchardstraße — erinnert sich: „Der Lärm war heftig.“ Auch sie habe unter den „massiven Einschränkungen“ gelitten. Allerdings blickt sie auch nach vorne: „Ich freue mich zwar nicht auf die nächste Baustelle, aber ich freue mich darauf, dass diese Schandflecken vor der Tür endlich weg sind.“
Gemeint ist der Flickenteppich, der die Fußgängerzone jetzt zur Übergangszeit ist. Erstmals seit der Errichtung in den 1960er Jahren bekommt der Bodenbelag in dem Bereich südlich vom Werth eine Generalüberholung. 800 000 Euro nimmt die Stadt in die Hand, um eine Fläche von rund 3500 Quadratmetern mit Naturstein zu erneuern. 90 Prozent der Summe zahlt der Bund. Daher muss sich die Stadt beeilen, denn die Fördergelder müssen bis Ende 2018 verbaut sein. Daher ist der Werth auch noch nicht Teil dieses Projekts — das hätten die Planer so schnell nicht stemmen können.
Noch ist die Stadt jedoch auf der Suche nach dem richtigen Pflaster. „Wir haben an der Schuchardstraße bereits ein Probepflaster aufgetragen“, sagt Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler. Damit sei man allerdings nicht zufrieden gewesen. „Nun sind wir dabei, ein Pflaster zu finden, das passt.“ Die Ausschreibung für die Arbeiten werden gerade vorbereitet. Bei einem Informationsabend im März teilte die Stadt noch mit, dass die Ausschreibung im April stehen sollte. Der geplante Start im Sommer ist auf den Herbst gerutscht.
Bei der Veranstaltung wurde deutlich, dass die Baustelle den Anwohnern einiges abverlangte. So sei unter anderem ein Stromkabel gekappt und ohne Vorwarnung das Wasser für mehrere Stunden abgestellt worden.
Nadja Jouini will weg sein, bevor wieder die Baufahrzeuge anrollen. Derzeit arbeitet sie an einem Onlineshop. Keine Ladenmiete, kein Ärger. Im Netz gibt es keine Baustellen.