Die freiwilligen Wildpfleger sind am Ehrenberg im Einsatz
Die Stadt zog sich vor zehn Jahren aus der Finanzierung zurück. Dafür sprangen Anwohner ein und engagieren sich für das Damwild und die Mufflons.
Ehrenberg. „Hopp!“, ruft Rainer Werth, wirft trockenes Brot über den Zaun und hofft darauf, dass sich das Damwild doch noch nähert — vergeblich. „Die kennen mich leider schon und wissen, was Ihnen blüht.“ Lust auf ein Foto hätten die Tiere offenbar nicht, schmunzelt Werth, der sich seit zehn Jahren ehrenamtlich um das Wildgehege und seine Bewohner, Mufflons und Dammwild, kümmert. Als Anwohner entschied er sich mit Thomas Sperling und Karl-Ulrich Schäfer für das Ehrenamt, als die Stadt 2004 das Wildgehege wegen des großen Aufwands nicht weiter betreiben wollte.
Auch Christian Buschmann von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald kümmert sich seither um das Wild: „Die damalige Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und ich wussten: Da müssen wir was machen.“
Seit zehn Jahren besteht daher nun ein Vertrag zwischen der Stadt und der Schutzgemeinschaft, die sich um die finanzielle Versorgung kümmert.
Vier Hektar umfasst das Wildgehege Ehrenberg mit rund einem Kilometer Zaunlänge und beherbergt rund 20 Tiere. Täglich müssen diese gefüttert und der Zaun auf Schäden kontrolliert werden. Im Gehege befinden sich zusätzlich ein ehemaliger Steinbruch und ein Bachlauf, der die Tiere mit frischem Wasser versorgt.
Ihr Futter ist neben Kastanien und Gras aus dem Gehege, auch Hafer, der besonders wichtig für die Tiere ist, sagt Buschmann: „Den Hafer geben wir dazu, damit sich die Wiederkäuermägen auf die Nahrung einstellen können, mit der die Spaziergänger sie gerne füttern. Sonst würden die Schafe kollabieren, wenn sie nicht auf das Brot vorbereitet sind.“ Durch den Hafer gäbe es aber keinerlei Probleme.
Die nährstoffreiche Nahrung führt dazu, dass das Horn sehr weich wird und die Klauen regelmäßig geschnitten werden müssen. „Es ist ein riesiger Aufwand die Tiere zu kriegen. Sie sehen sofort, wer da ins Gehege kommt und lernen immer dazu“, sagt Werth. Auch die Betäubung der reaktionsschnellen Tiere sei nicht leicht — eine Windböe genüge, um den Pfeil vom Weg abzubringen.
Große Probleme habe es in den zehn Jahren mit den Tieren nicht gegeben. Bei Krankheitsfällen greifen die Ehrenamtler auf den Zoodirektor und Tierarzt Arne Lawrenz zurück. Schmunzeln müssen Buschmann und Werth jedoch, als sie von einem weißen Hirsch erzählen, dem es gelungen ist, aus dem Gehege herauszukommen. „Bis heute wissen wir nicht, wo er ausgebrochen ist. Er ist einfach unbemerkt wieder ins Gehege zurückgekehrt“, so Werth über die Cleverness der Tiere.
Insgesamt fünf Ehrenamtler kümmern sich im zweiwöchigen Wechsel um das Wildgehege. Dafür wurden nun drei von ihnen, Rainer Werth, Karl-Ulrich Schäfer und Thomas Sperling vom Bürgerverein Langerfeld ausgezeichnet. Beim Neujahrsempfang übergab der Verein ihnen die Goldene Spule - für Bürger, die sich in besonderer Weise um den Stadtteil Langerfeld verdient gemacht haben. Werth bleibt jedoch bescheiden: „Wir freuen uns sehr über die Anerkennung dafür, aber es war natürlich nicht unser Ziel. Wir hätten es auch so weiterhin gerne gemacht.“